AAA - Das Manifest der Macht
dann ist Marx mein Urahn und nicht deiner. Ich fliege mit und Schluss!“
„Na gut, aber ich bestimme, wo’s langgeht, okay?“
„Schön, ich buche meinen Flug. Schick mir bitte per E-Mail deine Flugdaten. Bis morgen am Flughafen.“
Samantha lächelte vergnügt vor sich hin, nachdem sie die Verbindung getrennt hatte. Sie hatte John richtig eingeschätzt. Er war auf ihr kleines Theaterstück hereingefallen und hatte alles daran gesetzt, sie zu begleiten.
Sie hatte fast schon befürchtet, er würde abspringen.
KAPITEL 25
Die Boeing der Delta Airlines hatte über dem Atlantik ihre Reiseflughöhe erreicht, und das monotone Summen der Turbinen erfüllte die Fluggastkabine. Samantha, John und Ben hatten beim Check-in drei Plätze nebeneinander gebucht, um, wie Samantha gesagt hatte, das weitere Vorgehen besprechen zu können. Allerdings hatte sich Ben, der am Gang saß, gleich nach dem Start mit mürrischem Gesichtsausdruck Kopfhörer aufgesetzt und schaute seitdem mit starrem Blick auf den kleinen Bildschirm an der Decke der Passagierkabine. Was da für ein Film lief, bekam er nicht mit. Er ärgerte sich gründlich, und seine Gedanken schweiften immer wieder ab. Nach einiger Zeit nahm er die Hörer wieder aus den Ohren und blickte Samantha an.
„Sam, du hättest mir ruhig sagen können, dass er mit von der Partie ist“, maulte er unvermittelt.
Samantha wandte ihm den Kopf zu.
„Hui, du kannst ja doch sprechen“, sagte sie. „Ich habe schon befürchtet, du hättest irgendwelche Stimmbandprobleme, nachdem du bis jetzt nur stumm vor dich hingestarrt hast.“
„Hör auf damit. Ich dachte, wir beide wären ein Team.“
„Sind wir auch. Aber ich bin der Teamleader und bestimme deswegen, wer mitspielt.“
„Hört bitte mit der Streiterei auf “, mischte sich John vom Fensterplatz in die Auseinandersetzung ein. „Ben, bitte, es geht doch letzten Endes um mich. Ich verstehe nicht, was dich an meiner Anwesenheit stört.“
„Grundsätzlich gar nichts. Ich hätte es nur gern früher erfahren. Nicht erst vorhin am Schalter.“
„Und was hättest du davon gehabt?“, meldete sich Samantha wieder.„Gar nichts! John wäre so oder so dabei gewesen.“
„Schluss jetzt!“ John schlug mit der Faust auf seine Armlehne. „Wir sind doch nicht im Kindergarten. Habt ihr keine anderen Probleme? Überlegt euch lieber, was wir nach der Landung machen.“
Statt einer Antwort stieß Ben nur ein verärgertes Brummen aus, steckte sich die Kopfhörer wieder in die Ohren und konzentrierte sich demonstrativ auf den Film.
John starrte ihn eine Weile verständnislos an. Dann wandte er sich an Samantha.
„Du hast doch sicher schon einen Plan, oder?“
„Natürlich habe ich den. Aber erst einmal die Frage: Was weißt du eigentlich über deinen Ur-Urgroßvater?“
„Hallo, hallo! Bis jetzt ist er noch nicht mein Ur-Urgroßvater.“
„Verstehe, du weißt also wenig bis gar nichts über ihn. Dann gebe ich dir mal einen Schnellkurs in Ahnenforschung. Einiges habe ich schon im Netz recherchiert.“
Sie griff in ihre Handtasche, holte ein kleines rotes Notizbuch heraus und blätterte darin, bis sie zur richtigen Seite kam.
„Hier! Karl Marx hatte mit seiner Frau Jenny, die aus einer Adelsfamilie stammte, sieben Kinder, vier Söhne und drei Töchter. Die Söhne sind allesamt im frühesten Kindesalter verstorben. Sie scheiden also von vornherein als deine Vorfahren aus. Die drei Töchter haben das Erwachsenenalter erreicht. Jenny, die älteste, heiratete einen Franzosen und hieß danach Longuet. Nachfahren ihrer sechs Kinder leben heute noch in Frankreich. Die zweite, Laura, heiratete ebenfalls einen Franzosen, einen Paul Lagarde.Alle drei Kinder aus dieser Ehe starben. Die dritte und jüngste Tochter, Eleanor, kam in London zur Welt und trug bis zu ihrem Tod den Namen Marx.“
„Na also!“, unterbrach John die Schilderungen. „Und jetzt erzählst du mir bitte als Nächstes, dass es sich bei ihr um meine Urgroßmutter handelt.“
Samantha schüttelte den Kopf.
„Ich muss dich enttäuschen, John. Eleanor Marx starb, soweit ersichtlich, kinderlos. Und tragischer Weise starb sie durch Selbstmord.“
„Da haben wir’s!“, brummte John. „Keines von seinen Kindern hat den Namen Marx weitergetragen. Ich wusste doch, dass die Geschichte nicht stimmen kann.“
„Immer mit der Ruhe“, entgegnete Samantha, „ich bin ja noch nicht fertig. Man muss ja nicht unbedingt nur Kinder mit der Frau haben, mit der man
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