AAA - Das Manifest der Macht
fort, ohne eine Antwort abzuwarten: „Schön, du hast ja Recht, Samantha. Vieles spricht tatsächlich für deine Version, obwohl ich immer noch große Zweifel hege.Wenn ich die Situation mal ganz sachlich analysiere, dann gibt es doch zwei Möglichkeiten: Entweder du findest Beweise, dass ich tatsächlich von Karl Marx abstamme, dann hast du deine Story, und ich muss schauen, was ich daraus mache. Oder an der Sache ist nichts dran, dann werden wir denjenigen zur Strecke bringen, der uns die Suppe eingebrockt hat. Oder siehst du das anders?“
„Nein“, bestätigte Samantha, „ich sehe es genauso. Und was heißt das jetzt für dich?“
„Das heißt, ich bin weiterhin mit von der Partie.“
„Gut!“ Samantha atmete auf.„Was ist mit dir, Ben?“
Ben hatte sich vom Husten erholt und nahm einen großen Schluck Kaffee.
„Du bist der Boss, Sam“, sagte er nur, blickte sich suchend auf dem Tisch um, und wünschte sich in diesem Moment nichts sehnlicher, als ein ordentliches amerikanisches Frühstück.
KAPITEL 28
Dominique hatte eine nicht nur unbequeme, sondern auch unruhige Nacht auf dem Fahrersitz ihres Mietwagens hinter sich. Immer wieder war ihr die rätselhafte Ledermappe in den Sinn gekommen, mit der Samantha aus dem kleinen Schuppen gekommen war. Diese Mappe schien wichtig zu sein, und Dominique musste sie unbedingt in die Finger kriegen.
Sie hatte den Golf auf einem Waldweg gegenüber von dem kleinen Landhotel, in dem die drei Quartier bezogen hatten, hinter ein paar dichten Büschen geparkt. Jedes Mal, wenn Dominique zwischen ihren kurzen Schlafphasen erwachte, war sie beruhigt. Der Mercedes stand immer noch unverändert vor dem Gebäude. Zweimal hatte sie eine Runde um das Hotel gedreht. Jedes Mal hatte sie in einem der rückwärtigen Fenster Licht gesehen. Das muss diese Reporterin sein, hatte sie gedacht, die den Inhalt der ledernen Mappe studierte. Dominique merkte sich die Lage des Zimmers und schlief wieder eine Runde. Sie machte sich keine Sorgen, dass sie die Abfahrt der drei verpassen könnte. Ihr untrüglicher Instinkt würde schon dafür sorgen, dass sie rechtzeitig erwachte.
Als sie morgens gegen fünf Uhr wieder einen Kontrollgang machte, war das Licht in Samanthas Zimmer erloschen. Dominique verwarf die Idee, sich der Ledermappe zu bemächtigen, während Samantha schlief.
Es würde sich schon eine andere Gelegenheit ergeben. Allmählich verspürte sie ein leichtes Hungergefühl und aß den letzten der drei Müsliriegel, die sie am Vortag am Flughafen erstanden hatte. Sie war zwar trainiert, es längere Zeit auch ohne Nahrung auszuhalten, aber es observierte sich einfach leichter mit gefülltem Magen.
KAPITEL 29
John schob sich das letzte Stück seines Käsebrötchens in den Mund.
„Nachdem wir jetzt offenbar unsere Beziehungen zueinander geklärt haben, Samantha, weißt du schon, was du als Nächstes vorhast?“
„Das habe ich mir schon überlegt. Ich hatte doch erzählt, dass die älteste Tochter von Karl Marx, Jenny, einen Franzosen geheiratet hat, einen Monsieur Charles Longuet. Die beiden bekamen sechs Kinder, einen Sohn und fünf Töchter. Jenny Longuet starb 1883, zwei Monate vor ihrem Vater, in Argenteuil, einem kleinen Städtchen 20 Kilometer nördlich von Paris. Und dort müssen wir hin.“
„Was machen wir dort?“, fragte John.
„Ganz einfach. In Argenteuil leben heute immer noch Nachfahren der Longuets, also direkte Nachkommen von Karl Marx. Ich hoffe, von denen einiges über ihre Urahnen zu erfahren oder wenigstens in Unterlagen Einblick nehmen zu dürfen. Und wenn wir dort nicht weiterkommen, dann gibt es sicher massenhaft Informationen im Gemeindearchiv oder in der Stadtbibliothek.“
„Hast du vor, mit dem Wagen dorthin zu fahren?“
„Nein, ich schlage vor, wir fahren zurück nach Köln, geben den Wagen am Flughafen ab und fliegen nach Paris. Wir wissen ja nicht, wo wir danach hinmüssen. Also nehmen wir uns dort lieber einen neuen Mietwagen, wenn es nötig ist.“
„Leuchtet ein.“ John schaute auf die Uhr.„Dann sollten wir los. Holt eure Sachen, wir treffen uns in zehn Minuten am Auto.“
Alle drei erhoben sich von ihren Stühlen und gingen gemeinsam die Treppe hinauf zu ihren jeweiligen Zimmern. John hatte gerade seine Zahnbürste eingepackt, als er aus Samanthas Zimmer einen entsetzlichen Schrei hörte.
„John! Ben!“
Sofort rannte John los und prallte vor Samanthas Tür mit Ben zusammen, der von der anderen Seite des Flurs kam. Beide
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