Aaron: Blutengel Band 2 (German Edition)
aber Jacob war es nicht wert. Dennoch glaubte Aaron, dass mehr hinter der Aktion steckte, als der Nephilim zugab. «Spaß? Sie hätte draufgehen können, wenn ich nicht da gewesen wäre!», fuhr er ihn an.
Die Züge des Nephilims verzerrten sich zu einer hämischen Fratze. In seinen Augen glitzerte es mordlüstern. «Ist doch nur ein Mensch. Was kümmert sie dich oder ist sie dein Flittchen?»
Jacob kicherte. Aaron packte ihn am Revers. Unsicherheit flackerte für den Bruchteil eines Moments in den Augen des Nephilims auf, was Aaron bestätigte, dass mehr hinter der Attacke steckte, als Jacob zuzugeben bereit war. Dennoch blieb er ruhig, auch wenn die Wut sich wie Magma in seinem Inneren sammelte und kurz vor der Eruption stand.
«Du verrätst mir jetzt, was wirklich hinter deiner Aktion steckt oder ich …»
Das metallische Klicken ließ Aarons Muskeln anspannen. Gerade noch rechtzeitig konnte er dem gezückten Taschenmesser Jacobs ausweichen.
«Ich sagte doch schon, dass ich nur Spaß haben wollte.» Der Nephilim hielt noch immer das Messer vor sich.
«Lass das Messer fallen, Jacob», forderte Aaron und bemerkte den Schweiß auf der Stirn seines Gegenübers. Als dieser seiner Aufforderung nicht nachkam, zog Aaron seine Waffe. Der Nephilim starrte mit geweiteten Augen auf das Schwert.
«Ich … ich … kann es dir nicht sagen», stammelte er. Seine Augen besaßen plötzlich einen fiebrigen Glanz.
«Ach, ja? Warum denn nicht?»
Jacob zitterte, dann öffneten sich seine Finger und das Messer fiel klirrend auf den Asphalt.
«Also, was ist?»
«Apoka… lyp…tika …», stammelte Jacob, bevor seine Stimme versagte. Seine Augen blickten starr geradeaus, jegliche Farbe war aus seinem Gesicht gewichen. Aaron konnte seine plötzliche Todesangst körperlich spüren, die wie eine Welle zu ihm brandete.
«Nein, nein … nein.»
Er hob abwehrend die Hände, in seinen Augen spiegelte sich Entsetzen, als blicke er in den Höllenschlund. Aaron sah sich um, doch niemand war weit und breit zu sehen. Jacobs Lippen bewegten sich und seine Arme zuckten unkontrolliert. Plötzlich schlugen Flammen aus seiner Leibesmitte. Seine Knie knickten ein, er begann vor Schmerz zu wimmern.
Aaron zog rasch seine Jacke aus, um die Flammen damit zu ersticken, aber sie fraßen sich in rasantem Tempo durch den Körper des Nephilim. Jacobs Schreie erstarben, bevor sie seine Kehle verlassen konnten. Er schlug verzweifelt um sich. «Hilf mir!», flehten seine Augen.
Machtlos musste Aaron mit ansehen, wie der Nephilim vor seinen Füßen bei lebendigem Leibe verbrannte. Er hatte zwar von spontanen Selbstentzündungen gehört, war aber nie Zeuge geworden. Der Nephilim musste einen Pakt mit Luzifer eingegangen sein.
Binnen weniger Sekunden war Jacobs Körper zu Asche verbrannt, die von einem Luftzug emporgewirbelt und davongetragen wurde. Nachdenklich sah Aaron ihr nach, bevor er den Hinterhof verließ. Unzählige Fragen marterten sein Hirn. Er war davon überzeugt, dass der Nephilim ihm die gewünschten Antworten gegeben hätte, wäre ihm mehr Zeit geblieben. Er seufzte. Nicht einmal für ein paar Tage war es ihm möglich, sich von der dunklen Welt zu lösen.
4.
Aaron ging Rebecca nicht aus dem Sinn. Sein Kuss hatte sie völlig aus dem Gleichgewicht gebracht. Das ist doch nur, weil du schon lange nicht mehr von einem Mann geküsst worden bist.
Nein, sie musste sich korrigieren, sie war noch nie so geküsst worden. Verlangend, leidenschaftlich, zärtlich und sanft. Ein perfekter Kuss. Sie ertappte sich dabei, wie sie immer wieder auf die Uhr sah und die Stunden bis zum Dienstschluss zählte. Der Kuss hatte sie den Vorfall mit dem Kombi zum Glück schnell vergessen lassen.
Gegen halb elf spritzte sie dem letzten Patienten ein Antibiotikum. «So, Schwester Carter bringt Sie jetzt auf die Station.»
Rebecca betupfte die Einstichstelle mit einem in Desinfektionsmittel getränkten Wattebausch, bevor sie ein Pflaster darüberklebte. Als ihre Fingerspitzen seine Haut berührten, kribbelte es unangenehm. Sie spürte seine Traurigkeit.
«Aber ich muss nach Hause. Ich werde gebraucht», protestierte der bullige Bauarbeiter und sah flehend zu ihr auf. «Bitte, Doc.»
Wie gern hätte sie ihm diesen Wunsch erfüllt, aber die Infektion war bereits weit vorangeschritten, was ihr die unregelmäßigen Schwingungen seines Körpers verrieten. «Bitte, Doc, verstehen Sie doch!», bettelte der Patient.
Sie hätte ihm gern nachgegeben. «Tut mir leid, das
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