Aaron: Blutengel Band 2 (German Edition)
Hallstrom. Wie lautet Ihre Diagnose?»
«Hypovolämie, Kreislaufsuppression und Inhalationstrauma. Er hat bereits eine Sepsis mit hohem Fieber, was auf ein Gift hinweist, wie Sie richtig annahmen. Organdysfunktionen kann ich nicht ausschließen.»
Allein diese wenigen Fakten beschrieben den kritischen Zustand des Patienten und seine geringen Überlebenschancen. Es berührte sie immer wieder tief, wenn die Aussicht auf Heilung derart gering war.
Das konnte, nein durfte nicht Aaron sein!
«Außerdem hat er diese tiefe Schnittwunde, aus der diese grüne Substanz fließt. Wir haben eine Probe ins Labor geschickt. Sie wissen, was das ist?»
Rebecca nickte und berichtete ihrem Kollegen von dem Jungen in New York. «Ich werde anschließend mit meiner New Yorker Kollegin telefonieren, ob sie herausgefunden hat, wie das Gift aus dem Körper zu schwemmen ist. Aber zuerst möchte ich mir noch den Patienten ansehen, um mich zu vergewissern, dass das Gift genauso aussieht, wie das, das ich in New York entnommen habe.»
Sie zitterte vor Aufregung und ihr Herz raste wie verrückt. Würden sich ihre Befürchtungen bewahrheiten?
«Selbstverständlich.»
Hallstrom drehte sich um und lief zum Krankenbett, Rebecca folgte ihm. Als sie nach unten sah, erstarrte sie. Eine eisige Hand packte ihr Herz.
Aaron!
Ihr wurde schwarz vor Augen, und sie schwankte. Dr. Hallstrom stützte sie am Ellenbogen.
«Was ist mit Ihnen, Doc?»
«Ich … ich kenne diesen Mann …», stammelte Rebecca und spürte, wie sich ihre Augen mit Tränen füllten. «Wissen Sie, wie das geschehen konnte?», fragte sie rau.
Ihre Beine drohten erneut nachzugeben. Sie war froh, dass Hallstrom sie noch immer festhielt.
«Er war im Feuer des Waisenhauses eingeschlossen, zusammen mit einem anderen Mann und zwei Kindern. Sie wollten die Kinder retten, hat eine Frau erzählt. Das Mädchen liegt mit ihren Schnittwunden oben auf der Chirurgischen.»
«Und die anderen?»
«Der andere Mann war bis auf zwei Kratzer unverletzt, und der Junge liegt mit einer leichten Rauchvergiftung auf Station 4.»
Rebeccas Herz krampfte sich bei Aarons Anblick zusammen. Dieser vor Kraft strotzende Mann wirkte auf einmal so zerbrechlich. Über eine Gesichtshälfte zogen sich Brandbläschen, die andere war durch die Verbrennungen völlig entstellt. Schwarze, verbrannte Hautkrusten rollten sich nach oben, darunter schimmerte das rote Fleisch.
Es musste an dem Gift liegen, dass seine Haut nicht wie gewohnt schnell regenerierte. Sein Puls war schwach. Obwohl sie mit dem Schlimmsten gerechnet hatte, war sie nun schockiert, ihn so hilflos zu sehen.
Mühsam unterdrückte sie ein Schluchzen. «Wir müssen alles unternehmen, um ihn zu retten.»
Hallstrom sah sie fragend an.
«Er hat mir das Leben gerettet. In New York», sagte sie leise und blickte aus tränenverschleierten Augen zu ihm auf.
Der Arzt nickte. «Sie können versichert sein, dass wir unser Möglichstes tun werden, Frau Kollegin. Aber Sie wissen ja selbst, wie schlecht die Prognosen sind. Das Wissen Ihrer Kollegin über das Gift könnte vielleicht helfen, das Fieber zu senken.»
«Das hoffe ich. Ich werde mit ihr reden. Danke, Dr. Hallstrom. Und bitte, halten Sie mich auf dem Laufenden.»
«Okay.»
Hallstrom nahm ihren Arm.
«Ich möchte gern noch einen Moment bei ihm bleiben.»
Der Arzt nickte zustimmend, bevor er das Zimmer verließ. Rebecca trat näher an das Bett heran und legte ihre Hand auf Aarons unverletzte. Seit sie sich kannten, waren Tod und Angst zu ständigen Begleitern geworden. Noch vor wenigen Stunden hatte sie Aarons Lebendigkeit gespürt.
Wie sollte sie es ertragen, wenn er das nicht überlebte?
Sie liebte ihn doch. Ja, sie liebte ihn von ganzem Herzen, bedingungslos, auch wenn er ihr Feind war. Das wusste sie nun ganz genau, spürte es in ihrem Herzen.
«Aaron, du darfst jetzt nicht sterben. Bitte. Du bist stark. Kämpfe, denk an Rosie und auch an …», beschwor sie ihn und drückte seine Hand.
Das Wort mich ließ sie weg. Er lag reglos im Bett. Nichts verriet, ob er sie verstanden hatte. Rebecca sah zu den Monitoren hinüber. Keine Veränderung in seinen Vitalfunktionen und doch spürte sie, dass es ihm schlechter ging. Sie schloss die Augen.
Es dauerte nicht lange, bis ihr Geist sich aus ihrem Körper löste und in seinen eintauchte. Deutlich hörte sie seinen unregelmäßigen Puls. Sie fühlte seine Schmerzen und das Krampfen seiner Muskeln, ausgelöst durch das Gift, das sich bereits in seinem
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