Aaron: Blutengel Band 2 (German Edition)
Freisprechanlage ein und hörte Francescas Stimme aus dem Lautsprecher.
«Becky? Gott sei Dank. Ich versuche dich schon die ganze Zeit zu erreichen. Hast du etwa deinen Pieper ausgestellt?»
Rebecca seufzte. Sie hatte ihn in all der Aufregung zu Hause vergessen. «Sorry. Was ist denn los?»
«Wir haben hier mehrere medizinische Notfälle und arbeiten rund um die Uhr. Ein Waisenhaus wurde in Brand gesteckt.»
Sofort fielen ihr Joshuas Worte wieder ein, Aaron hätte wie eine Fackel gebrannt. War er dort gewesen? Alles um sie herum begann sich zu drehen. Frans Worte nahm sie nur noch am Rande wahr.
«Es gibt eine Menge Verletzte bei uns. Rauchvergiftungen, Verbrennungen. Es herrscht totales Chaos auf der Station. Wir brauchen dich dringend. Miller ist auf einer Konferenz. Wann kannst du hier sein?»
«In ein paar Minuten.»
30.
Rebecca eilte auf die Station, die speziell für die Brandopfer kurzfristig umgerüstet worden war. Überall spürte sie den Tod, wie vor wenigen Tagen, als ihre Adoptiveltern gestorben waren, und sie kämpfte gegen die aufsteigenden Erinnerungen.
Francesca kam ihr im Flur entgegen. «Gut, dass du so schnell gekommen bist. Es werden andauernd neue Verletzte eingeliefert. Das Feuer hat auf benachbarte Häuser übergegriffen. Wir haben alle Kollegen zusammengetrommelt. Rauchvergiftungen, Verbrennungen ersten und zweiten Grades, Schnittwunden und einen besonders schwierigen Fall auf der Intensiv.»
«Ich zieh mir schnell den Kittel über.»
Rebecca schloss die Tür zu ihrem Arztzimmer auf. In Windeseile streifte sie den Kittel über, tauschte ihre Sneakers gegen die bequemen Chiro Clogs und hängte sich das Stethoskop um. Dann wusch sie sich gründlich die Hände. Ihre Runen pulsierten unter den Schweißbändern.
Ich komme zu dir, Rachel!
Rebecca zuckte zusammen, als sie die Stimme ihres Vaters hörte. Sie zwang sich, ihn zu ignorieren, und nach einer Weile verstummte er tatsächlich. Als sie ihr Zimmer verließ, kam Francesca ihr bereits mit den Krankenblättern entgegen.
«Ich höre», sagte Rebecca knapp, während sie den Korridor zu den Patientenzimmern ansteuerte.
Die Freundin wusste sofort, was sie forderte. Francesca spulte die Liste herunter. «Und dann haben wir noch in Zimmer 2 ein Mädchen mit Schnittwunden, circa fünf Jahre alt. Es ist durch ein Fenster des Waisenhauses gesprungen. Die Kinder in den Zimmern 1 und 3 sind bereits versorgt. Große Sorgen bereitet uns ein Mann in Zimmer 7 Intensiv. Brandwunden dritten Grades in Gesicht und am Brustkorb, eine weit klaffende Schnittwunde am Hals, unterhalb der Halsschlagader und …»
Francesca stockte.
«Und?», hakte Rebecca nach.
«Nach Doktor Hallstroms Bericht sickert aus der Schnittwunde des Patienten eine grünliche Substanz. Er hat hohes Fieber. Es steht ziemlich schlecht um ihn. Er soll gleich zum Röntgen»
Rebecca stoppte sofort. «Auf keinen Fall. Er darf unter keinen Umständen geröntgt werden.»
Sie war sich sicher, dass es sich nur um Dämonengift handeln konnte. Die Erinnerungen an den Jungen in New York stiegen wieder in ihr auf. Sie rannte zu ihrem Zimmer zurück, riss das Telefon von der Basis und tippte die Kurzwahl der Intensivstation ein.
«Hier ist Dr. Clancy. Der Patienten darf auf keinen Fall zum Röntgen. Ich muss bitte sofort mit Dr. Hallstrom sprechen», erklärte sie der Krankenschwester.
«Einen Moment, ich hole ihn ans Telefon.»
Rebecca hörte Schritte im Hintergrund, bis ihr Kollege sich am anderen Ende der Leitung meldete. Ohne Umschweife erklärte sie ihre Vermutung.
«Dr. Hallstrom, der Patient mit der grünen Substanz in der Wunde darf auf keinen Fall geröntgt werden.»
«Aber, die Schnittwunde am Hals …»
«Vertrauen Sie mir bitte. Ich hatte in New York einen ähnlichen Fall. Es handelt sich um ein Gift, das durch Röntgenstrahlen entflammt wird. Der Patient, ein Junge im Teenageralter, ist damals vor unseren Augen verbrannt. Wir konnten nichts machen.»
Einige Sekunden herrschte Stille am anderen Ende der Leitung. «Gut. Ich werde es sofort stoppen. Können Sie bitte zu mir heraufkommen?»
Keine halbe Stunde später war Rebecca auf dem Weg zur Station. Nachdem sie sich neue sterile Kleidung übergezogen hatte, betrat sie die Schleuse. Eine dunkle Ahnung stieg in ihr auf. Handelte es sich bei dem Schwerverletzten etwa um Aaron?
Die Tür zum Patientenzimmer öffnete sich und Dr. Hallstrom kam ihr entgegen. «Hallo, Dr. Clancy», begrüßte er sie freundlich.
«Hallo, Dr.
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