Aaron: Blutengel Band 2 (German Edition)
Türstock stand.
«Was wollte Julia wirklich vom Kardinal?»
Dabei betonte Aaron jedes Wort.
Giovanni suchte offensichtlich nach Worten. «Ich … äh … sie sagte, sie müsse ihn in dringender Angelegenheit sprechen … Es ginge um ihre Seele.»
«War sie allein?»
Giovanni legte den Finger an die Lippen und schien nachzudenken. «Ja. Ja, sie kam allein.»
«Haben Sie denn gar nicht bemerkt, wann sie wieder gegangen ist?»
Der Alte schüttelte den Kopf. «Nein, an mir ist niemand vorbei.»
Aaron glaubte ihm. Sicher sollte vermieden werden, dass Giovanni die Polizei rief. Sie musste einen anderen Weg nach draußen gewählt haben.
Die Lösung ließ nicht lange auf sich warten. Ein leichter Luftzug streifte Aarons Wange. Er blickte sich um und erkannte, dass eines der Fenster nur angelehnt war und etwas von außen dagegengestellt war. Er stürzte zum Fenster und stieß es auf. Die Zeder im Topf davor kippte zur Seite. Julia musste den Kübel vors Fenster geschoben haben. Aaron blickte auf die Straße hinab. Es goss noch immer in Strömen. Weit und breit war niemand zu sehen. Seine Sinne forschten vergeblich nach Dämonen. Er wandte sich zu Giovanni um, der immer noch mit bleichem Gesicht an derselben Stelle stand.
«Hatte sie etwas bei sich?»
Der Alte schlurfte auf ihn zu und sackte auf einen der Stühle vor dem Schreibtisch. Er war ein Häufchen Elend und bedeckte sein Gesicht mit den Händen, als könnte er den Anblick des Toten nicht ertragen.
«Ich weiß … nicht … ging alles so schnell. Hat sie etwa … Eminenz …?»
Giovanni sah auf und ein schmerzlicher Ausdruck glitt über sein faltiges Gesicht. Aaron spürte seine Verzweiflung und legte ihm die Hand auf die Schulter.
«Sie oder auch ein Komplize, den sie durchs Fenster hereingelassen hat. Rufen Sie besser die Polizei.»
Er wollte den Alten für eine Weile loswerden, um vor dem Eintreffen der Polizei den Leichnam genauer zu untersuchen. Der Alte setzte sich nur langsam in Bewegung. Der Tod des Kardinals änderte viel, auch weil er dadurch seinen Job verlor. Doch weshalb hatte der Geistliche sterben müssen?
Nachdem Giovanni das Zimmer verlassen hatte, beugte sich Aaron über den Toten. Unter dem Ärmel der Soutane lugte ein frisch eingebranntes Feuerzeichen hervor. Als er darin Seraphiels Zeichen erkannte, wallte sein Hass wieder auf. Die Puzzleteile fügten sich langsam zusammen: Luzifers Gefolge plante, den Verbannten zu befreien, und brandmarkte alle Gegner, bevor sie sie töteten.
Aaron schob den Körper des Toten vorsichtig nach vorn und untersuchte dessen Rücken. Heiß wie bei einem Fiebernden, aber keine Wunde. Aarons Finger tasteten erneut über seinen Brustkorb und stoppten. Er fühlte einen fingerbreiten Riss in der Soutane direkt über dem Herzen, der auf den ersten Blick nicht sichtbar war. Der Riss musste von einer nur millimeterbreiten und sehr spitzen Klinge stammen. Vielleicht war die Spitze vergiftet gewesen?
Aaron kannte nur eine Waffenform aus dem Mittelalter, auf die diese Beschreibung passte: das Fauchard. In Engelskreisen gab es nur einen, der solch eine antike Waffe besaß: Alessandro. Konnte sein Mentor wirklich zu solch einer Tat fähig sein?
Aaron presste die Kiefer so fest aufeinander, dass seine Zähne knirschten. Als seine Finger den Stoff an der Stelle auseinanderzogen, entwich plötzlich Rauch. Im Körper des Toten glomm Seraphimfeuer, das sicher in wenigen Minuten nach außen brechen würde. Der Mörder musste ihm die Klinge mitten ins Herz gestochen haben. Es war gut, dass Kardinal Rossi bereits an der Stichverletzung gestorben war und nicht bei lebendigem Leib hatte verbrennen müssen.
Als Polizeisirenen ertönten, beschloss Aaron, das Haus so schnell wie möglich und vor allem ohne Spuren zu verlassen. Er stürmte in den Flur, um Koffer und Reisetasche zu holen. Ein leises Knistern ließ ihn innehalten. Aaron drehte sich um und sah, wie die ersten Flammen aus der Leibesmitte des Geistlichen drangen. Schnell eilte er in den Flur, wo Giovanni aufgeregt auf die Polizei wartete.
Der Priester könnte ihn verraten und der Verdacht würde auf ihn fallen. Wenn Aaron Fragen der Polizei aus dem Weg gehen wollte, musste er jetzt handeln. Nur ungern benutzte er seine Engelsgabe, den menschlichen Geist zu beeinflussen, doch die Mission stand über allem.
Er packte den überraschten Alten am Arm und legte seine Hand auf dessen Stirn. Sofort fielen Giovannis Augen zu.
«Wenn du deine Augen wieder öffnest, wirst
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