Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aaron: Blutengel Band 2 (German Edition)

Aaron: Blutengel Band 2 (German Edition)

Titel: Aaron: Blutengel Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Landers
Vom Netzwerk:
Freundin bugsierte sie am Ellenbogen zu dem Stuhl, auf dem sie vorhin noch gesessen und die Hand ihrer Mutter gehalten hatte. Sie nahm alles nur durch einen Nebel wahr. Eine der Schwestern schloss die Augen der Toten und zog die Decken über ihre Gesichter. In Rebeccas Kopf rotierte es.
    «Sind ihre Körper schon zerfallen?», fragte sie leise.
    Die Ärztin sah auf und hob die Augenbrauen. «Zerfallen? Sie sind doch eben erst gestorben.»
    Wenn die Körper ihrer Eltern nicht zerfallen waren, konnte sie auch kein Nephilim sein. Oder doch? Es sei denn … Nein, ihre Gedanken wurden immer verworrener. Sie wusste nicht mehr, was sie denken sollte.
    Rebecca stützte die Ellenbogen auf die Knie, als eine schwarze Feder vor ihrem Gesicht herabschwebte und auf ihrer Handfläche landete. Die Feder war ungewohnt kiellos. Es musste eine Feder des Todesengels sein, den sie vorhin gespürt hatte.

17.
    Aaron war froh, dass Rosie im Engelsghetto sicher untergebracht war und eine Aufgabe besaß. Hams heilenden Händen war es gelungen, ihm die Schmerzen im Bein zu nehmen. Über seinen Oberschenkel zog sich eine zweifingerbreite Wulst, die in ein paar Tagen verschwunden wäre.
    «Dann kannst du eben in Rom keine Bermudas tragen», hatte Joel gescherzt.
    Eigentlich schade, denn bei der Wärme war es angenehmer in kurzen Hosen herumzulaufen , dachte Aaron. Er trank sein Bier aus und reichte der Stewardess das leere Glas. Das gleichmäßige Brummen des Flugzeugs und der Alkohol entspannten ihn. Er stellte die Rückenlehne zurück, streckte die Beine aus und schloss die Augen.
    Doch sein Versuch zu schlafen schlug fehl. Immer wieder sah er Rebecca vor sich. Wenn es ihm möglich gewesen wäre, ihr nach Kalifornien nachzureisen, hätte er nicht eine Minute gezögert. Aber wenn er den oder die Verräter nicht entlarvte, schwebte diese Welt in großer Gefahr. Außerdem war beendet, was so vielversprechend begonnen hatte. Ihm blieb nur die Erinnerung an diese eine gemeinsame Nacht.
    Wow! Diese Frau liebte mit einem Temperament und einer Hingabe, die ihn um den Verstand brachte. Allein eine flüchtige Berührung ihres Körpers hatte in ihm das Verlangen entfacht. Alles an ihr faszinierte ihn. Ihr Charisma, ihre Stärke und ihre selbstbewusste Art.
    Doch das Schicksal hatte sich gegen ihn entschieden, Rebecca wollte ihn nicht. Es wäre zu perfekt gewesen, dachte er bitter, bevor er einschlief.

    Aaron lief über die Tiberbrücke und betrat das Centro Storico, in dem Kardinal Rossi wohnte. Vom Meer blies ein kräftiger Wind dunkle Wolken in die Stadt herauf. Die Ewige Stadt, das Machtzentrum der Engel, aber auch für Luzifer und sein Gefolge. Wenn er an Informationen über den Verkünder und seine Sekte gelangen konnte, dann hier.
    Sein ehemaliger Lehrmeister Alessandro besaß gute Kontakte zu den Nephilim. Alle Hoffnungen Aarons ruhten auf ihm, um mit seiner Hilfe den Verräter zu finden. Doch zuerst war es an der Zeit, den Kardinal aufzusuchen und mit ihm Aarons Dienst zu besprechen.
    Sein Weg über das Kopfsteinpflaster führte ihn an pastellfarbenen Renaissance- und Barockbauten vorbei, deren Farben unter dem dunklen Himmel grau wirkten. In diese Gegend verirrten sich nur wenige Touristen, die Sightseeing-Touren klapperten einzig die Hauptattraktionen ab, die Rom bot. In der Altstadt, fernab von Hektik und Konsum, war alles beschaulicher und traditioneller.
    Der erste Blitz am Himmel zuckte, als er an der Titelkirche des Kardinals vorbeilief. Aaron fühlte Schwingungen, stoppte und sah empor. Gewitterwolken, dazwischen erleuchteten über ein Dutzend Blitze wie skelettierte Hände den Himmel, um sich mit einem Donnerschlag zu entladen. Er hatte schon manches Unwetter erlebt, aber hier schien sich etwas zusammenzubrauen, was alles übertraf. Wie damals, nach dem Tod seiner Mutter.
    Drohte Luzifer eine Seele in die Finsternis zu reißen, waren Schockwellen spürbar. Irgendetwas würde in Kürze geschehen. Aarons Körper stand unter Strom, als hätte er in eine Steckdose gefasst. Die Haare im Nacken sträubten sich. Der Wind wurde stärker und riss Geschirr und Decken von Restauranttischen. Unzählige Blütenblätter wirbelten über den Boden.
    Erkannte er da nicht ein schwarzes Flügelpaar, das im Sturm segelte? Er kniff die Augen zusammen. Doch es war nichts mehr zu sehen. Er hätte schwören können, dass da eben noch etwas gewesen war.
    Den Kopf vorgebeugt kämpfte er sich gegen den Sturm auf dem Weg zum Palazzo mit dem vorgelagerten

Weitere Kostenlose Bücher