Aaron: Blutengel Band 2 (German Edition)
Luzifer zu schützen. Ihnen fehlte die frühe Berührung mit den Mächten der Finsternis und damit die innere Zerrissenheit, die die dunkle Ausstrahlung prägte. Alessandro hatte seine Kindheit bei Verwandten seiner irdischen Mutter verbracht. Hams Worte fielen ihm wieder ein und stimmten ihn nachdenklich : Aber Alessandros Seele ist schon einmal mit der Hölle in Berührung gekommen. Damals als Kind. Keine Mutter, keinen Vater, der ihn liebte. Das ist nicht gut.
Immer wieder diese Zweifel.
Der schmächtige Mann im schwarzen Anzug kam mit ausgebreiteten Armen und einem Lächeln auf Aaron zu und umarmte ihn. «Ich freue mich, dich wiederzusehen.»
«Ich mich auch», antwortete Aaron und schämte sich seines Misstrauens, angesichts der offenen Herzlichkeit seines Freundes. Vielleicht hätte er den Freund schon eher besuchen sollen.
«Ich dachte schon, du machst einen großen Bogen um uns. Bist Monate hier und lässt dich nicht mal sehen.» Alessandros Vorwurf war gerechtfertigt, aber jetzt musste er ans Handeln denken. «Ich muss mit dir reden. Dringend. Ich brauche deine Hilfe.»
Alessandros Brauen schossen in die Höhe. «Klingt nicht gut.» Er sah sich suchend um. «Lass uns reingehen. Man kann nie sicher sein, wer mithört.»
Aaron nickte und folgte seinem Mentor durch den ersten Torbogen, der zum gepflasterten Innenhof führte. Sie überquerten den Hof bis zu einer Holztür. Im Palazzo war es angenehm kühl und trocken. Alessandro lief voran und stieg die Treppe hinauf. «Dieses Unwetter … als wenn sich was zusammenbraut …»
«Vielleicht eine Rebellion.»
Alessandro stoppte abrupt und drehte sich zu Aaron um. «Eine Rebellion?»
Oben angekommen bog er in den Trakt mit dem Essenssaal ab. Auch Alessandros Büro und die Unterkünfte der Nephilim lagen dort.
«Du kannst übrigens dein altes Zimmer haben, wenn du magst», schlug er Aaron vor.
«Danke.»
Aaron erinnerte sich gut an sein spartanisch eingerichtetes Zimmer, in dem er nächtelang wach gelegen und gegrübelt hatte. Am Ende des Flures öffnete Alessandro die Tür zu seinem Büro, an das sich sein Schlafzimmer anschloss. Im daran angrenzenden Ankleidezimmer befand sich ein Waffenschrank. In ihm bewahrte sein Mentor wertvolle historische Waffen auf, die Aaron als Jugendlicher bewundert hatte.
Aarons Blick schweifte durch den rechteckigen Raum mit den gekalkten Wänden. Neben Alessandros Sekretär stand ein ovaler Tisch, umringt von einem halben Dutzend gedrechselter Stühle. Sein Lehrmeister bedeutete ihm, Platz zu nehmen. Aaron stellte Reisetasche und Waffenkoffer ab und folgte seiner Aufforderung.
«Möchtest du vielleicht einen Kaffee? »
«Da sage ich nicht nein.»
Alessandros Kaffee war stark, schwarz und mit einer Prise Kakao, so wie er es mochte. Aaron sah zum Fenster hinaus, während Alessandro Geschirr und Kanne herbeiholte und eingoss. Diese Gemütlichkeit hatte er in den letzten Monaten vermisst. Noch immer erhellten Blitze den Himmel und der Regen peitschte jetzt wieder gegen die Scheiben.
«Jetzt erzähl mir, was geschehen ist.»
«Kardinal Rossi wurde ermordet.»
Alessandro wirkte weder erstaunt noch beeindruckt.
«Er hat sich viele Feinde gemacht.»
«Hast du ihn öfter gesehen, Sandro?»
Aaron entging nicht der plötzliche, wachsame Ausdruck in den Augen seines Lehrmeisters.
«Nur hin und wieder zufällig.» Alessandro senkte den Blick. «Warst du eigentlich dabei, als Rossi ermordet wurde?»
«Nein, er war schon tot, bevor ich im Palazzo ankam.»
«Kennst du den Mörder?»
Alessandro setzte sich auf den Stuhl Aaron gegenüber, schlug die Beine übereinander und betrachtete ihn nachdenklich über den Rand seiner Tasse. Er wirkte angespannt.
«Giovanni hat eine Frau hereingelassen. Sie muss durchs Fenster geflohen sein, als sie mich gehört hat.»
Alessandro lehnte sich sichtlich entspannter zurück. «Und du meinst, dass sie die Mörderin ist?»
«Vermutlich.»
Es verwunderte Aaron, dass sein Lehrmeister nicht danach fragte, wie der Geistliche gestorben war.
«Dann bist du vor allem wegen des Kardinals aus den Staaten zurückgekommen?»
«Nicht nur. Ich suche nach dem Verkünder und dem, der ihn ausgebildet hat.»
«Den wirst du hier nicht finden», antwortete sein Lehrmeister bestimmt.
«Bist du sicher?»
«Absolut.»
Lag es nur an den Zweifeln, die Ham in ihm geschürt hatte, oder signalisierten ihm seine Sinne, dass Alessandro etwas verschwieg? Er berichtete seinem Mentor von den Apokalyptikern.
«Und
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