Aaron: Blutengel Band 2 (German Edition)
du glaubst, dass sie hinter allem stecken? Hier ist es ziemlich still um sie geworden.» Alessandro runzelte die Stirn und blickte nachdenklich in seine Tasse.
«Rossi wurde ihr Opfer, davon bin ich überzeugt. Doch das ist es nicht allein, was mir Sorge bereitet.» Aaron berichtete von den Ereignissen in den Staaten, ohne ein Detail auszulassen. Alessandro unterbrach ihn kein einziges Mal, während ihn etwas hinter seiner gerunzelten Stirn zu beschäftigen schien.
«Ariel …» In Alessandros Augen lag einen Moment lang ein Ausdruck von Ehrfurcht, der Aaron irritierte.
«Du hast mir früher nie etwas über ihn erzählt.»
Bei Aarons Worten gefror die Miene seines Lehrmeisters, dann entspannten sich seine Züge wieder.
«Ich dachte immer, er wäre eine Legende.»
Aaron wurde den Verdacht nicht los, dass Alessandro mehr über den Renegaten wusste, als er zuzugeben bereit war.
«Tja, ist er nun mal nicht. In seinen Gedanken konnte ich sehen, dass der Verkünder zu ihm eine besondere Beziehung hat, eine Art Vater-Sohn-Verhältnis, was mich an meiner Vermutung, der Verkünder könne Seraphiels Sohn sein, zweifeln ließ, aber ….»
«Aber?»
Aaron entging das Zucken unter Alessandros Auge nicht. «Ich glaube noch immer, dass Seraphiel sein Vater ist.»
«Ich habe keine Ahnung», antwortete sein Mentor, als würde es ihn nicht interessieren, und sah zur Seite.
«Was weißt du, Sandro?», bohrte Aaron weiter.
«Nicht mehr als du.»
Die Antwort kam schnell, viel zu schnell und machte Aaron stutzig. «Und ich dachte immer, wir wären offen zueinander.»
Alessandro stellte seine Tasse auf den Tisch. «Ich weiß nicht, wie du darauf kommst, ich könnte dir was verschweigen? Ich weiß ebenso wenig wie du darüber, glaub mir. Aber wir können es gemeinsam herausfinden.»
Aaron musterte seinen Lehrmeister, dessen Angebot, gemeinsam nach der Wahrheit zu suchen, ihn für den Augenblick besänftigte. Vielleicht hatte er sich tatsächlich getäuscht und sein Mienenspiel falsch interpretiert. Warum war dann die zweifelnde Stimme in seinem Innern nicht totzukriegen?
«Ich weiß dein Angebot zu schätzen.»
«Deine Kämpfe, der Mord an Rossi …. Ich glaube, du brauchst ein wenig Ruhe. Und auch was zu essen. Wie wäre es mit einer Portion Spaghetti ?»
Wie auf Kommando knurrte Aarons Magen. Er konnte seinem Lieblingsgericht nicht widerstehen. Sein Mentor stand lächelnd auf, ging zur Tür und rief im Flur nach Giorgio.
Nur wenige Minuten später trug der gerufene Nephilim einen Teller Nudeln herein. Er war ein klapperdürrer Teenager von vielleicht fünfzehn Jahren mit klugem Blick, der eifrig bemüht war, es ihm recht zu machen. Seine Hände zitterten, als er den Teller vor Aaron hinstellte.
Der köstliche Duft ließ Aaron das Wasser im Mund zusammenlaufen. Seit über zwölf Stunden hatte er nichts mehr gegessen. Er bedankte sich bei Giorgio, der jedoch stehen blieb und ihn fragte, ob er ihm noch helfen könne. Sein Verhalten erinnerte Aaron an sich selbst, als er im gleichen Alter gewesen war. Der Junge trat von einem Fuß auf den anderen und sah zu Alessandro hinüber.
«Darf ich heute mit dem Schwert bei den Übungskämpfen mitmachen, Sandro?»
Hoffnungsvoll ruhte sein Blick auf dem Mentor.
«Nein, heute noch nicht.»
Der Junge zog einen Schmollmund. «Aber du hast mir versprochen …»
«Ich sagte, wenn die Zeit dafür reif wäre. Du bist noch nicht so weit.»
Aaron schmunzelte, weil ihm diese Ungeduld nur allzu bekannt war. Damals hatte Alessandro nachgegeben. Heute blieb er zu seiner Verwunderung unnachgiebig.
«Doch, ich bin so weit, ich …» So leicht wollte Giorgio nicht aufgeben. Seine Hartnäckigkeit gefiel Aaron.
«Schluss jetzt. Du kannst die Schwerter putzen, wenn du magst.»
Dieser Vorschlag weckte wenig Begeisterung. Dennoch wagte Giorgio nicht, es abzulehnen. Mit einem Seufzer verschwand er.
«Er ist besonders ehrgeizig. Zu ehrgeizig», sagte Alessandro, als der Junge den Raum verlassen hatte.
«Ich war auch nicht anders. Wer ist sein Vater?»
«Jetrel, Luzifers Günstling.»
Alessandro beschrieb den Gefallenen. Aaron wusste nicht viel über Jetrel. Nur dass er als Heißsporn unter den Engeln galt, einer der Ersten, die sich der Rebellion angeschlossen hatten. Doch den Erläuterungen seines Lehrmeisters zufolge, konnte der zweite Gefallene, der mit Luzifer bei der Nephilimversammlung erschienen war, nur Jetrel gewesen sein.
«Jetrel war demnach der Dritte im Bunde», sprach er seine
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