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Ab 1000 Meter wird geduzt!: Aus dem abgefahrenen Leben eines Skilehrers (German Edition)

Ab 1000 Meter wird geduzt!: Aus dem abgefahrenen Leben eines Skilehrers (German Edition)

Titel: Ab 1000 Meter wird geduzt!: Aus dem abgefahrenen Leben eines Skilehrers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willi Mathies
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feierten wir im Hotel weiter, und an jenem besagten Tag machte sich keiner Gedanken, ob unser verbotener Pistenabstecher noch irgendwelche Konsequenzen haben könnte. Hatte ja keiner gesehen. Oder doch? Plötzlich erschien die Schweizer Polizei. Die wollten zu mir? Das war das letzte Mal in meiner frühesten Jugend vorgekommen, war es die DKW mit Beiwagen gewesen oder das demolierte VW -Cabrio? Egal, jetzt ging es um eine andere Ordnungswidrigkeit. Aber wie hatten die mich ausfindig gemacht?
    Bei meiner Abfahrt trug ich natürlich unseren rot-weißen Skilehrerdress. Das Liftpersonal hatte mich erkannt, sie wussten, dass ich aus Österreich stammte und in diesem Hotel übernachtete. Die uniformierten Herren hatten wenig Humor und vor allem keine Hochachtung vor einem Willi Mathies aus Stuben am Arlberg. Bei gesperrten Skihängen hörte der Spaß auf, das musste geahndet werden. »Ihren Skilehrerausweis, bitte.« Ich glaubte, mich verhört zu haben. Die wollten mir zur Strafe glatt meine Lizenz wegnehmen. Nach zahlreichen Alkoholeskapaden mit Motorrädern und Autos hatte ich meinen Führerschein nie eingebüßt, und die Schweizer Polizei wollte mir jetzt meinen Skilehrerausweis wegnehmen? Nie und nimmer.
    Mit Charme und Überredungskunst konnte ich das Schlimmste noch gerade verhindern. »Bei uns in Österreich wird das anders gehandhabt. Wir stellen eine Tafel auf, wenn der Hang gesperrt ist. Die Variante mit dem Absperrband war mir neu!« Das nahmen die mir doch tatsächlich ab! Ich hatte Glück, die Polizisten drückten noch mal ein Auge zu. Willi Mathis ohne Skilehrerlizenz, das wäre einer Katastrophe gleichgekommen!
    Dank meiner Gäste lernte ich also schnell, dass Arbeit und Vergnügen nur schwer voneinander zu trennen sind. Auch da, wo man es nun wirklich nicht für möglich hielt.
    Trainingslager
    Eines Tages sprach mich ein Kollege an, ob ich nicht Lust hätte, die kanadische Nationalmannschaft vor den Olympischen Spielen in Innsbruck zu trainieren.
    Begeistert stimmte ich zu, und los ging’s ins schweizerische St. Moritz. (Diesmal hatte ich sogar ein Zimmer ganz für mich alleine!) Ich war ja nach wie vor ein hervorragender Rennläufer, und diese anspruchsvolle Aufgabe reizte mich. Schluss mit Party, nun würde hart trainiert werden. Im Hotel Badrutt bezogen wir unsere Zimmer. Tagsüber absolvierten wir unser Trainingsprogramm: Abfahrt- Slalom- und Riesentorlauf, aber abends ging die Post ab. Keine Spur von Bettruhe und »Licht aus um zehn«. Die Kanadier hatten ein Zimmer zusätzlich gemietet, das nur als Partyraum diente. So etwas hatte ich noch nie erlebt! Das war gigantisch! Dort wurde der Whisky Kartonweise gelagert und bis zum Sonnenaufgang gefeiert. So trainierte man damals für die Olympischen Spiele. Es war eine tolle Zeit mit den acht Burschen aus Nordamerika, währenddessen ich wohl auch meine Leidenschaft für dieses wunderbare Getränk entdeckte. Leider gingen die Wochen viel zu schnell vorbei, denn nach einem Monat steckte sich die ganze Mannschaft mit der Virusinfektion Mumps, auch Ziegenpeter genannt, an, und ich fuhr wieder zurück nach Stuben.
    Prototypen
    Auf dem Partyparkett war ich nun zu Hause, da machte mir keiner mehr was vor, als Nächstes kam die PR -Arbeit in eigener Sache. Ich war zwar schon eine »kleine« Berühmtheit, ich wollte aber eine »große« sein und nutzte jede Gelegenheit für eine publikumswirksame Öffentlichkeitsarbeit.
    Eines schönen Tages kam unser Professor Kruckenhauser mit einer ungewöhnlichen Bitte auf uns zu. Man plante ein Porträt über österreichische Skilehrer, und er suchte ein paar typische Vertreter dieser Zunft, die ein Interview in Neue Revue geben sollten, einer freizügigen Illustrierten, die auf dem Titelblatt meist mit nackten Tatsachen lockte. Kruckenhauser wählte vier der verwegensten Burschen aus, natürlich war ich dabei. In diesem Bericht mit vielen bunten Bildern wurden die »schönen und wilden« Skilehrer vom Arlberg vorgestellt, und entsprechend setzte man uns in Szene. Wir sollten, nur mit Badehosen, Skischuhen und Skiern bekleidet, in ein Schwimmbecken springen. Und so gab ich, der Saltoexperte, den Herrschaften nur allzu gerne eine Sondervorstellung. Jauchzend sprangen wir ins Wasser, machten Salti vorwärts und rückwärts und ließen uns am Abend an der Bar mit hübschen Häschen im Arm fotografieren. Das alles war für uns ein Riesenspaß, und wir dachten nicht eine Sekunde darüber nach, ob es eventuell unserem Image schaden

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