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Ab die Post

Ab die Post

Titel: Ab die Post Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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hier oben alles abgestützt. Alles war voller Ruß, und manche Räume öffneten sich der Dunkelheit, aber Feucht kletterte weiter nach oben.
    Er mühte sich durch das, was vom Dachgeschoss übrig war, und kletterte durch eine Luke auf das eigentliche Dach.
    Es war nicht mehr viel davon da. Der Regenwassertank hatte einen großen Teil des brennenden Daches mit in die Tiefe gerissen, und über etwa zwei Dritteln des großen Saals spannte sich, abgesehen von den Planen, der Himmel. Doch ein Bein des U hatte der Brand kaum berührt, und dort war das Dach intakt.
    Feucht bemerkte einen alten Taubenschlag. Jemand hatte darin gewohnt. Das war nicht sehr überraschend. Es wollten viel mehr Leute in Ankh-Morpork wohnen, als es in Ankh-Morpork Platz gab, in dem man wohnen konnte. Eine ganze Subzivilisation hauste auf den Dächern, zwischen den Türmen, Kuppeln, Kaminen…
    … und Klackertürmen. Feucht erinnerte sich. Er hatte die Klackertürme und eine Gesatlt hier oben gesehen, kurz bevor sein Leben eine sonderbare Wendung genommen hatte. Warum verfügte ein Taubenschlag über einen Semaphorturm? Die Tauben benutzten ihn gewiss nicht.
    Drei Wasserspeier hatten ihn kolonisiert. Sie mochten Klackertürme – es gehörte zur Natur von Wasserspeiern, weit oben zu leben –, und sie hatten sich leicht ins System eingefügt. Ein Geschöpf, das die ganze Zeit über beobachtete und intelligent genug war, eine Nachricht aufzuschreiben, war eine wichtige Komponente. Sie wollten nicht einmal bezahlt werden, und ihnen wurde nie langweilig. Was konnte ein Wesen langweilen, das bereit war, jahrelang auf die gleiche Stelle zu starren?
    In der Stadt wurden die Lampen der Klackertürme angezündet. Nur die Universität, der Palast des Patriziers, die Gilden und sehr reiche oder sehr nervöse Leute hielten ihre Türme auch über Nacht in Betrieb, aber der große Terminal-Turm auf dem Haufen leuchtete so prächtig wie ein Silvesterbaum. Lange vertikale Muster aus gelben Quadraten schmückten ihn. Die Türme blieben still in der Ferne, während sie ihre Signale über die aufsteigenden Nebelschwaden hinweg durch die Dunkelheit der Nacht blinkten – sie waren magischer als Magie und zauberhafter als Zauberei.
    Feucht starrte.
    Was war Magie anderes als etwas, das geschah, wenn man mit den Fingern schnippte? Wo lag die Magie darin? Sie bestand aus gemurmelten Worten und sonderbaren Zeichnungen in alten Büchern, und in den falschen Händen konnte sie sehr gefährlich werden, aber nicht annähernd so gefährlich wie in den richtigen Händen. Das Universum war voll davon; sie bewirkte, dass die Sterne oben blieben und die Füße auf dem Boden.
    Doch was jetzt geschah… war magisch. Gewöhnliche Menschen hatten davon geträumt und ihren Traum verwirklicht, Türme auf Flößen in Sümpfen und auf den kalten Gipfeln ferner Berge gebaut. Sie hatten geflucht und, schlimmer noch, Logarithmen verwendet. Sie waren durch Flüsse gewatet und hatten sich mit Trigonometrie befasst. Sie hatten nicht so geträumt, wie es sich die meisten Leute vorstellten – sie hatten sich eine ganz neue Welt vorgestellt und Metall darum gebogen. Und all der Schweiß und die Flüche und die Mathematik hatten dies hervorgebracht: eine Möglichkeit, Worte über die Welt zu schicken, leicht und leise wie Sternenlicht.
    Der Nebel füllte jetzt die Straßen, wodurch die Gebäude wie Inseln in der Brandung wirkten.
    Fräulein Liebherz hatte vom Beten gesprochen. Und in gewisser Weise schuldeten ihm die Götter einen Gefallen. Sie bekamen viele Opfer und hatten an Ansehen gewonnen, ohne irgendetwas dafür zu tun.
    Knie nieder, hatte sie gesagt. Es war nicht scherzhaft gemeint gewesen.
    Feucht kniete, faltete die Hände und sagte: »Ich richte dieses Gebet an jeden Gott, der…«
    Mit erschreckender Stille erwachte der Klackerturm auf der anderen Straßenseite zum Leben. Nacheinander erglühten die großen Quadrate. Für einen Moment sah Feucht die Gestalt des Lampenanzünders vor einer der Klappen.
    Als der verschwand, begann der Turm zu flackern. Er war nahe genug, um das Dach des Postamts zu erhellen.
    Drei dunkle Gestalten standen am anderen Ende des Daches und beobachteten Feucht. Ihre Schatten tanzten, als sich die Lichtmuster veränderten, zweimal in der Sekunde. Es waren menschliche Gestalten, und sie näherten sich.
    Götter konnten menschliche Gestalt annehmen. Und sie mochten es nicht, wenn man mit ihnen herumblödelte.
    Feucht räusperte sich. »Ich freue mich sehr, euch

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