Ab die Post
Freut mich, dich kennen zu lernen, Karli«, erwiderte Feucht und hob sein Glas. »Entschuldige bitte, dass ich nicht aufstehe.«
»Dein Pferd, äh, ist weggelaufen, nachdem es drei Männer getreten hat, muss ich leider sagen.«
»Wirklich? Seltsam, das macht Boris sonst nie«, sagte Feucht.
»Keine Sorge, Herr, wir fangen ihn ein, und wir hätten in jedem Fall ein Pferd für dich, mit dem du zurückkehren kannst. Allerdings nicht ganz so schnell.«
»Meine Güte.« Feucht brachte sich inmitten des schwimmenden Eises in eine neue Position. »Wie schade.«
»Oh, ich weiß alles über dich, Herr Lipwig«, sagte der Bürgermeister und zwinkerte verschwörerisch. »Der Postbeutel enthielt auch einige Ausgaben der Times !Du bist ein tüchtiger Mann, jawohl! Voller Schwung und Elan! Ein Mann, wie ich ihn mir wünsche! Hast eine Menge vor, und ob! Du steckst dir ein Ziel und hältst dann voll drauf! So gehe ich bei meinen Geschäften ebenfalls vor. Du bist ein Mann, der weiß, was er will, genau wie ich! Darauf ordentlich zugedrückt!«
»Wie bitte?« Feucht bewegte sich in einem schnell lauwarm werdenden Bad. »Oh.« Er schüttelte die dargebotene Hand. »Was sind deine Geschäfte?«
»Ich stelle Sonnenschirme für Damen her«, antwortete der Bürgermeister. »Und es wurde höchste Zeit, dass jemand der Klackergesellschaft sagt, was Sache ist! Bis vor einigen Monaten war alles in Ordnung. Ich meine, man wurde regelrecht geschröpft, aber die Mitteilungen erreichten ihren Bestimmungsort, schnell wie ein Pfeil. Jetzt kommt es immer wieder zu Ausfällen, dauernd sind Reparaturen erforderlich, und ständig werden die Preise erhöht! Und man erfährt nie, wie lange man warten muss, immer heißt es ›sehr bald‹ und ›wir bedauern die Unannehmlichkeiten‹ – so steht es sogar auf einem Schild in ihrem Büro! So warm und menschlich wie ein geworfenes Messer, deine eigenen Worte. Und weißt du, was wir gerade gemacht haben? Wir sind zum Klackerturm in der Stadt gegangen und haben ein ernstes Wort mit dem jungen Davey geredet, der ein anständiger Junge ist, und er gab uns alle Klacker, die für die große Stadt eingetroffen sind und nicht weitergeleitet werden konnten. Na, was sagst du dazu?«
»Bekommt er deswegen keine Schwierigkeiten?«
»Er will ohnehin kündigen. Den Jungs gefällt es nicht, wie die Firma jetzt geleitet wird. Alle Umschläge sind mit Briefmarken versehen, wie du gesagt hast. Ich gehe jetzt, damit du dich anziehen kannst, Herr Lipwig. Dein Pferd ist bereit.« An der Tür blieb er stehen. »Noch eine letzte Sache, Herr. Das mit den Briefmarken…«
»Ja? Irgendwelche Probleme damit, Herr Kamel?«, fragte Feucht.
»Nicht in dem Sinne, Herr. Ich würde nichts gegen Lord Vetinari oder Ankh-Morpork sagen, Herr…«, sagte ein Mann, der nicht weiter als zwanzig Meilen von einer stolzen und reizbaren Bürgerschaft entfernt wohnte. »… aber es erscheint mir nicht richtig, äh, Briefmarken von Ankh-Morpork zu lecken. Könntest du nicht ein paar für uns drucken? Wir haben eine Königin, ein nettes Mädchen. Auf einer Briefmarke sähe sie gut aus. Wir sind eine wichtige Stadt, weißt du.«
»Mal sehen, was ich tun kann, Herr Kamel. Hast du zufälligerweise ein Bild von ihr?«
Bestimmt wollen alle ihre eigenen Marken, dachte Feucht, als er sich anzog. Eigene Briefmarken sind fast so etwas wie eine eigene Flagge, ein eigenes Wappen. Es könnte eine große Sache sein! Und ich könnte bestimmt eine Vereinbarung mit meinem Freund Herrn Rolle treffen. Es spielt keine Rolle, ob man ein eigenes Postamt hat oder nicht, man braucht eigene Briefmarken…
Eine begeisterte Menge verabschiedete ihn, als er mit einem Pferd losritt, das zwar nicht Boris hieß, sich aber alle Mühe gab und zu wissen schien, wozu Zügel da waren. Das Kissen auf dem Sattel wusste Feucht sehr zu schätzen. Es verlieh dem Glas zusätzlichen Glanz: Er ist so hart geritten, dass er ein Kissen brauchte!
Mit einem vollen Postbeutel brach er auf. Erstaunlicherweise hatten wieder einige Leute die Briefmarken nur deshalb gekauft, um sie zu besitzen. Sie wussten es aus der Times. Es gab etwas Neues, und die Leute wollten Teil davon sein.
Als er über die Ebene ritt, ließ Feuchts Enthusiasmus allmählich nach. Seine Mitarbeiter waren Stanley, einige Alte, die schon bessere Tage gesehen hatten, und einige Golems. Damit konnte er den Anforderungen nicht gerecht werden.
Aber die Sache war: Man ließ es funkeln. Man sagte den Leuten, was man
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