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Ab die Post

Ab die Post

Titel: Ab die Post Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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beabsichtigte, und sie glaubten, dass man es schaffen konnte. Jeder wäre zu diesem Ritt in der Lage gewesen. Aber niemand hatte ihn auf sich genommen. Stattdessen warteten die Leute darauf, dass die Klacker repariert wurden.
    Er ließ es auf der Straße ruhig angehen und ritt schneller, als er an dem Klackerturm vorbeikam, der repariert wurde. Die Reparatur dauerte noch an, aber diesmal sah Feucht mehr Männer hoch oben auf dem Turm, und sie schienen es viel eiliger zu haben.
    Feucht glaubte zu beobachten, wie jemand herunterfiel. Wahrscheinlich wäre es keine gute Idee gewesen, zum Turm zu reiten und zu fragen, ob er helfen konnte – er hätte vermutlich riskiert, seine Zähne zu verlieren. Außerdem fiel man vom Klackerturm ziemlich weit bis zu den Kohlfeldern – der Sturz bedeutete Tod und Beerdigung gleichzeitig.
    Er trieb sein Pferd an, als er die Stadt erreichte. Gemütlich zum Postamt zu reiten kam einfach nicht infrage. Die Schlange vor dem Eingang – noch immer – applaudierte, als er im kurzen Galopp herangeritten kam.
    Herr Grütze lief aus dem Gebäude, insofern ein Krebs laufen kann.
    »Kannst du noch einmal Post nach Sto Lat bringen, Herr?«, rief er. »Wir haben schon wieder einen vollen Beutel! Und alle fragen, wann die Post nach Pseudopolis und Quirm gebracht wird! Und wir haben auch einen Beutel für Lancre!«
    »Was? Das sind fünfhundert verdammte Meilen, Mann!« Feucht stieg ab, doch der Zustand seiner Beine ließ eher einen Fall daraus werden.
    »Während deiner Abwesenheit haben wir hier ziemlich viel zu tun bekommen«, sagte Grütze und stützte ihn. »O ja! Wir haben nicht genug Leute! Aber wegen der Zeitungsartikel kommen auch Leute, die Arbeit suchen, Herr! Aus den alten Postfamilien, so wie ich! Sogar noch einige andere ehemalige Angestellte im Ruhestand! Als geschäftsführender Postmeister habe ich mir erlaubt, sie vorläufig einzustellen. Ich hoffe, du hast nichts dagegen, Herr. Und Herr Rolle druckt mehr Briefmarken! Ich habe Stanley zweimal zu ihm geschickt, um mehr zu holen. Wie ich hörte, bekommen wir bis heute Abend erste Fünf-Cent- und Ein-Dollar-Marken! Es ist großartig, nicht wahr, Herr?«
    »Äh… ja«, sagte Feucht. Die ganze Welt schien sich plötzlich in eine Art Boris verwandelt zu haben: Sie bewegte sich schnell, neigte zum Beißen und ließ sich nicht steuern. Um nicht zermalmt zu werden, musste man obendrauf bleiben.
    Im großen Saal des Postamts bildeten Tische improvisierte Schalter, und vor ihnen wimmelte es von Leuten.
    »Wir verkaufen die Umschläge und Papier«, erklärte Grütze. »Die Tinte gibt es gratis.«
    »Hast du dir das selbst einfallen lassen?«, fragte Feucht.
    »Nein, so haben wir es früher gemacht«, antwortete Grütze.
    »Fräulein Makkalariat hat bei Rolle billiges Papier besorgt.«
    »Fräulein Makkalariat?«, wiederholte Feucht. »Wer ist Fräulein Makkalariat?«
    »Sie stammt aus einer sehr alten Postfamilie, Herr«, sagte Grütze. »Sie hat beschlossen, für dich zu arbeiten.« Er wirkte ein wenig nervös.
    »Wie bitte?«, erwiderte Feucht. »Sie hat beschlossen, für mich zu arbeiten?«
    »Nun, du weißt ja, wie das mit den Leuten vom Postamt ist, Herr«, sagte Grütze. »Wir…«
    »Bist du der Postminister?«, ertönte eine strenge Stimme hinter Feucht.
    Die Stimme gelangte ins Innere von Feuchts Kopf, durchdrang seine Erinnerungen, suchte in den Ängsten, fand die richtigen Hebel und legte sie um. In Feuchts Fall fand sie Frau Schamber. Im zweiten Schuljahr musste man den warmen, gemütlichen Kindergarten von Frau Tissel plötzlich verlassen, während man noch nach Fingerfarben, Knetmasse und mangelhafter Toilettendisziplin roch, und fand sich auf den von Frau Schamber regierten kalten Sitzbänken wieder, die nach Bildung rochen. Es war so schlimm wie die Geburt, und als Nachteil kam hinzu, dass die Mutter fehlte.
    Feucht drehte sich automatisch um und sah nach unten. Ja, dort waren sie, die vernünftigen Schuhe, die dicken schwarzen Strümpfe, die ein wenig haarig wirkten, die bauschige Strickjacke – arrgh, die Strickjacke; Frau Schamber hatte immer Taschentücher in die Ärmel gestopft, arrgh – und die Brille und der Gesichtsausdruck wie früher Frost. Und ihr Haar war geflochten und zu beiden Seiten des Kopfes zu Scheiben zusammengerollt, die man in Überwald »Schnecken« nannte – für die Leute in Ankh-Morpork sah es wie ein Haarknoten an jedem Ohr aus.
    »Jetzt hör mal, Fräulein Makkalariat«, sagte Feucht mit fester

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