Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ab ins Bett!

Ab ins Bett!

Titel: Ab ins Bett! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baddiel
Vom Netzwerk:
Atmen aufhört.
    Aber ich will fair sein. 'Ich fühle mich innerlich etwas entspannter. Vielleicht ein bißchen zu entspannt, um die Wahrheit zu sagen.
    »Und jetzt bist du ganz ohne Gedanken. Stell dir vor, du bist ein Stein...«
    »Alison?«
    »Ja...?«
    »Es tut mir wirklich leid, aber ich muß dringend pinkeln.«
    »Was, jetzt?«
    »Ja, jetzt.«
    Sie schnieft kurz. »Na gut. Komm langsam... langsam... aus der Trance...«
    Aus was?«
    »...spür, wie die Spannung in deine Muskeln zurückkehrt... setzt dich langsam, ganz langsam auf. Ich werde jetzt bis drei zählen, und bei drei öffne die Augen. Eins... zwei...«
    Als ich die Augen aufmache, sehe ich Dina spöttisch zu mir herüber gucken.
    »Was ist?« frage ich.
    »Nichts«, sagt sie.
    Ich schwinge die Beine von Alisons mit Wolldecken bedeckter Couch. »Wie soll ich denn sonst aufstehen? Ich muß ja wohl ihren Instruktionen folgen, oder nicht?« sage ich.
    »Vor der Tür geh nach rechts und dann bis zum Ende vom Flur«, sagt Alison. »Und...« (das ruft sie mir nach, als ich völlig aufrecht und mit festen Schritten aus dem Zimmer gehe) »...ich weiß, du glaubst, du bist hellwach, aber sei vorsichtig - vielleicht fühlst du dich ein bißchen wacklig.«
    Sie irrt sich. Ohne jeden Pudding in den Knien schaffe ich es bis zum Ende des Flurs. Eine halbe Minute später bin ich zurück.
    »Da ist bloß ein Schlafzimmer.«
    »Ich hab doch gesagt, geh rechts.«
    »Oh.«
    Ein gewisses Maß an Wahrnehmungsverschiebung kann ich allerdings nicht völlig leugnen, denn aufs Klo gehen ist keine so banale Angelegenheit wie sonst. Kennen Sie diese Szene aus englischen Filmkomödien, wo der bekloppte Ehemann die Waschmaschine anstellt, später jemand die Küchentür aufmacht und von Tonnen Seifenwasser überflutet wird? Genau so fühlt sich dieser Piß an: außerdem erinnert er mich daran, wie ich mit vierzehn, über die Toilette meiner Eltern gebeugt, 200 Magic mushrooms auskotzte und klar und präzise dachte: Ich bin ein Wasserfall.
    Andererseits habe ich mir natürlich nicht eingebildet, die Hypnose hätte überhaupt keinen Effekt. Ich weiß bloß, sie wird keine tiefenstrukturelle Veränderung bewirken. Und sowieso, solange Aision mich nicht wirklich in den Schlaf redet...
    Wieder auf dem Sofa, versucht Alison da einzuklinken, wo wir aufgehört haben. »Liegst du bequem?« Ich nicke. »Gut. Denkst du auch dran, daß du nicht versuchen sollst zu beurteilen, wie es läuft?«
    »Ich denke dran.«
    »Stell dir vor, du bist tote Materie. Ein Stein. Kein Gedanke. Nicht mal der entfernteste Gedanke. Sei jetzt eine Minute ein Stein.«

    »Gut. Und jetzt laß langsam wieder Gedanken in deinen Kopf rieseln... aber diesmal nur unbewußte Gedanken.«
    Laß. Langsam. Auf einer Schaukel fliegen. In der Nacht, in der Nacht. Komm nicht. Harten Wind entlang und dann grad noch zwei Pfade und mein Großvater tot hast du die genaue Uhrzeit? Reiß den Rost von den Nägeln aus dem Holz. Fröh fröh fröhliches Papperlapapp. Lang ist der Weg und erst der letzte und überhaupt, ich glaube — Ironie aufallen Wegen, sogar auf dieser Geistesebene. Auf die Mutter einhacken, Langeweile, Husten.
    Mist, jetzt hab ich den Faden verloren. Also wirklich, das Unbewußte redet vielleicht einen Scheiß daher, was? Aber schade, einen Moment war ich glücklich am Wegsacken, aber als mir klar wurde, daß da unten in der Tiefe nichts weiter wartet als ein beklopptes Adrian Henri-Gedicht, trieb es mich wieder nach oben.
    »Und jetzt... aus diesen unbewußten Gedanken... wähle die aus, die dich am Schlafen hindern... gleich, welche es sind. Aber kämpf dich nicht mit ihnen ab. Laß sie los. Wie diese Gewichte, die wir vorher aus dem Ballon warfen. Laß sie einfach los.«
    »Ich...« Meine Stimme kommt aus einer fernen Ecke des Zimmers.
    »Ja?«
    »... muß noch mal auf Toilette. Tut mir leid.«
    Alle Luft scheint plötzlich aus dem Raum zu weichen.
    »Ist das normal?« höre ich eine andere ferne Stimme. Dinas.
    »Bisher ist es nur einmal passiert«, sagt Alice, jetzt in unhypnotischem Tempo. »Kann schon sein, daß sich alle möglichen Schließmuskeln entspannen. Kann aber genausogut sein, daß es bloß ein ausgeklügelter Abwehrmechanismus ist, mit dem er den ganzen Prozeß abblockt.«
    »Hallo! Entschuldigt, aber ich bin auch noch da.«
    »Okay«, sagt Alison und verstößt gegen eine Grundregel der Hypnose, indem sie plötzlich stinksauer klingt, »ich werde jetzt von drei rückwärts zählen. Hör einfach auf

Weitere Kostenlose Bücher