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Ab ins Bett!

Ab ins Bett!

Titel: Ab ins Bett! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baddiel
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unterhalb. Etwas steigt auf, etwas sinkt. Dann, ich bin schon fast am Rand der Schwärze angelangt, höre ich Alisons Stimme: »Und aller Schlaf wird von nun an leicht sein. Du wirst so leicht einschlafen wie du...« sie sucht kurz nach einem Vergleich, »... aufs Klo gehst.«
    Traurig, aber so eingelullt in hypnotische Trance ich auch bin, muß ich lachen, und dabei wirbele ich so schnell aus der Tiefe auf wie ein Taucher mit Atemgerät, unbekümmert um jegliche Druckschwankungen.

    Als wir die Streatham High Road entlang zum BR-Bahnhof zurückgehen, wechseln Dina und ich kein Wort. Erst als wir durch die automatische Fahrkartensperre sind und die Treppe zum Bahnsteig runtergehen, sage ich:
    »Hör zu, es tut mir leid, daß ich so rausgeprustet bin.«
    Sie antwortet nicht, zieht bloß ihren Hahnentrittmantel fester um sich und läuft weiter die Stufen runter.
    »Ich weiß, was du denkst«, sage ich und bleibe stehen. Weil ich mir aber ziemlich lächerlich dabei vorkomme, ihrem sich entfernenden Rücken nachzuschreien, laufe ich ihr nach. »Du glaubst, ich habe absichtlich gelacht, bloß um aus der Trance zu kommen.«
    Vor einem halb heruntergerissenen Odol-Werbeplakat hole ich sie ein und packe sie am Arm.
    »Aber das stimmt nicht. Ich fand es nur so komisch.«
    »Jaja«, sagt sie gepreßt und schüttelt meine Hand ab, ehe sie weiter den Bahnsteig entlang stapft.
    Eine Weile stehen wir mit einigem Abstand voneinander da und warten auf einen Zug nach Cricklewood. Die Bahnhofsuhr, wie die meisten, geht verkehrt.
    »Das kann nicht stimmen«, sage ich und zeige auf die Ziffern 18.13, eher um überhaupt was zu sagen als aus sonst einem Grund.
    Dina guckt mich an, dann auf die Uhr. Ihr Gesicht ist rot, und mir kommt der Gedanke, daß sie vielleicht geweint hat. Aber warum, um Gottes willen? Schließlich ist es meine Sache, ob ich schlafen kann oder nicht. Sie blickt auf ihre Armbanduhr, dann, nach einer kurzen stillen Rechnung, ob moralischer oder numerischer Natur, weiß ich nicht, sieht sie mich zum ersten Mal an, seit ich Alison Randolph draußen vor dem Supermarkt 15 Pfund gab.
    »Du hast recht«, sagt sie. »Es ist erst zehn nach fünf.«
    Ich blicke mich um. Neben dem demolierten Schokoladenautomaten in der Mitte des Bahnsteigs lachen zwei schwarze Kids, denen die Kleider um die Gliedmaßen schlottern, daß man meint, ihre Körper wären eingeschrumpft, laut über ihre Witze. Hinter ihnen ist eine Bank mit blättriger grüner Farbe, auf der irgendeine Streatham-Version von Schizo-Barry der Länge nach ausgestreckt schläft; am anderen Ende des Bahnsteigs meine ich, einen 1960er Bänker mit Melone, Schirm, Nadelstreifenhosen und allem Drum und Dran zu erkennen, aber auf die Entfernung und in dem Licht bin ich mir nicht ganz sicher.
    »Siehst du?« sage ich. »Auch noch früher dunkel wird’s in Südlondon.«

18

    Heute war nicht so gut. Ich wußte, daß irgendwas schieflaufen mußte, denn die letzten anderthalb Monate ging’s mit meinem Leben irgendwie bergauf. Kaum zu fassen, aber ich schreibe jetzt regelmäßig diese Kolumne für Over The Line, und sie scheint gut anzukommen, was, um ehrlich zu sein, auch der Grund dafür ist, warum sie regelmäßig erscheint. Denn weder Bens Mahnungen, noch der Druck vom Arbeitsamt oder gar meine eigene Arbeitsdisziplin hätten mich angespornt, pünktlich abzuliefern. Aber daß mein Geschreibsel den Leuten gefällt, gibt mir Zunder. Und so halte ich zum ersten Mal in meinem Leben Termine ein. Ben zahlt mir nicht viel - 130 Pfund pro Kolumne -, aber wegen des guten Echos will er ab der nächsten Ausgabe auf 150 erhöhen. Letzte Woche konnte ich auch den Dolomite nach Hause holen, was ein Glück war, da ich inzwischen glaube, daß ich genau in dem Moment bei Moran’s Super Drive reinmarschierte, als der Mechaniker den Schrotthändler anrief. Den Dolomite wieder zu fahren, fühlt sich ein bißchen Paul Gascoigne-mäßig an - er ist zusammengeflickt, wird aber nie mehr ganz der alte sein. Trotzdem ist er noch fit genug, daß ich triumphierend am Willesden-Sozialamt Vorfahren und dem verblüfften Mr. Hillman sagen konnte, wohin er sich seine Peek Frean-Fabrikdosen stecken soll. Das habe ich ihm natürlich nicht gesagt, es aber auf dem ganzen Hinweg fantasiert. Und obwohl ich ihm zum Abschied ein feierliches »Aufwiedersehen, John« hinwarf, fiel ihm dazu nichts anderes ein, als sich umzudrehen und mich mit meiner sarkastisch ausgestreckten Hand stehenzulassen.
    Dina ist bei Ben und

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