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Ab ins Bett!

Ab ins Bett!

Titel: Ab ins Bett! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baddiel
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Cunningham, Nummer fünf in meiner Serie Boots from Beyond, als Nick hereinstürzt und mich umbringen will. Sicher, das lag schon seit einer Weile in der Luft, aber es ist trotzdem ein kleiner Schock.
    »Du Schwein!« schreit er und preßt seine Daumen mit aller Kraft in meinen Adamsapfel, was er aus seiner knienden Position auf meiner Brust leicht kann. »Du Scheißkerl! Du Wichser!«
    »Was ist los?«, sage ich, oder versuche es zumindest. Durch einen Schleier von Angst und wachsendem Schmerz fällt mir ein, daß für manche Leute Würgen so was wie ein Aphrodisiakum ist. Wie das? frage ich mich.
    »Du mußtest sie unbedingt wegekeln, wie?« Seine Hände lassen meine Kehle los, Gott sei Dank, aber bloß, damit er mich an den Haaren schnappen und meinen Kopf im Takt zu seinen Worten auf den Boden knallen kann. Eine Gefahr für sich selbst und/oder andere Menschen. »Sie war der einzige Mensch, den ich auf der Welt hatte. Die einzige, mit der ich reden konnte. Und alles bloß, weil sie dich verunsichert hat!«
    Ich bin zu sehr damit beschäftigt, meinen Luftmangel wieder aufzuholen - nicht so einfach, wenn einem der Kopf durch die Gegend fliegt -, um mich darauf zu konzentrieren, was er sagt. Aber so sehr ich auch nach Luft japse, bis in meine Lungen kommt sie nicht. Und zum dritten Mal in den letzten Wochen habe ich das Privileg, den Punkt greifbar nahe zu sehen, wo das Unbewußtsein beginnt.
    »Warum?!« schreit er und zieht meinen dröhnenden Kopf hoch an sein Gesicht. Ich glaube, ich spüre ein Blutrinnsal in meinem Nacken, aber, wer weiß. Vielleicht sind es bloß die ersten Symptome von zermalmtem Hirn.
    »Warum was?« sage ich und merke, daß sein Atem sonderbar riecht, eine Mischung aus Citrus und Abfall.
    »Tu nicht so unschuldig«, sagt er verächtlich.
    »Ich hab wirklich keine Ahnung, wovon du redest.«
    Er zieht mein Gesicht noch näher an seins, mit einem Griff, den er bestimmt noch aus seinen versunkenen Bradford-Tagen weiß.
    »Du hast sie weggetrieben!«
    »Wen?«
    »Du warst es!«
    »Nein! Wen habe ich vertrieben?«
    Er guckt mich ungläubig an. »Fran!« sagt er, als sei es die bekannteste Tatsche in der Welt, und läßt mich zurückfallen, wobei ich wieder mit dem Kopf auf den Boden knalle. Langsam stinkt mir die Sache.
    »Sie hat geweint«, sagt er, und bei dem Gedanken werden auch seine Augen feucht. »Hat ins Telefon geweint.« Er schnieft. »Sagte, sie könnte nicht mehr herkommen und mich besuchen. Sie müßte wegbleiben, weil...«, und jetzt stiert ihm wieder der Wahnsinn aus dem Blick, »du da bist.«
    »Also, jetzt hör aber mal...«
    »Sie hat gesagt, es wär so stressig hier, daß sie Hautausschlag davon kriegt. Am ganzen Körper hätte sie Beulen.«
    Hmm. Gut gemacht, Sessel.
    »Klar, Nick«, sage ich, »Fran und ich mochten uns nicht besonders, aber ich habe nie gesagt, sie könnte nicht mehr herkommen.«
    Er ignoriert mich. »Ich ziehe aus«, sagt er, und ich sehe die angeknipste Glühbirne über seinem Kopf.
    »Oh... na ja... wenn du meinst...« Ich danke Gott, daß seine Knie mich immer noch auf den Boden nageln, sonst würden meine Fäuste jetzt jubelnd durch die Luft wirbeln.
    »Ja. Ich glaube, es ist das beste.«
    »Vielleicht hast du recht.«
    Jetzt läßt er von mir ab, steht auf und hat dabei einen so gelassenen Ausdruck im Gesicht wie einer, dem gründliches Würgen und Kopfaufschlagen immer hilft, seine Entscheidungen zu treffen.
    »Was ich dir an Miete schulde, zahle ich natürlich.«
    »Natürlich.« Scheiße wird er natürlich. Seit Monaten hat er keinen Pfennig mehr bezahlt. Aber alles ist besser, als die augenblickliche Bahn seiner Gedanken umzulenken.
    Völlig unnötig, er hat kein Stäubchen an sich, klopft er sich die Arme ab, stapft los und stößt die Schlafzimmertür auf. »Nick!« rufe ich ihm hinterher. Ich liege immer noch rücklings auf dem Boden, sehe plötzlich keinen Sinn mehr darin, aufzustehen.
    »Ja?«
    »Was hat Fran mir denn vorgeworfen?«
    Er dreht sich um, runzelt die Stirn. »Hä?«
    »Was habe ich getan, was Fran so verletzt hat?«
    Es mag Sie verwundern, daß ich Verständnishilfe von jemandem erwarte, der seinen Verstand verloren hat, aber irgendwas in mir kann es nicht ertragen, daß ich gehaßt werde, auch wenn ich selbst voller Haß auf die- oder denjenigen bin. Armselig, nicht wahr? Nick kratzt sich am Kopf, wobei sich seine Fingernägel karottig verfärben.
    »Sie sagte...«, ich merke, daß er sich nur mit Mühe erinnern kann — noch

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