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Ab ins Bett!

Ab ins Bett!

Titel: Ab ins Bett! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baddiel
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leichter als Haschischgenuß führt offenbar Haschischpsychose zum Kurzzeitgedächtnisverlust — »...daß sie nicht mehr herkäme, weil du so aggressiv und sarkastisch und lieblos wärst, dich einen Dreck um andere scherst und bloß an dich denkst - genau wie dein Bruder.«
    »Wie bitte?«
    »Daß sie nicht herkäme, weil du aggress...«
    »Nein, was du ganz am Schluß gesagt hast.«
    Er guckt mich zerfahren an, aber doch so, als wollte er mir ja gern helfen. Immerhin! Vor ein paar Minuten wollte er mich noch erwürgen.
    »Über meinen Bruder«, sage ich.
    »Ja. Genau das hat sie gesagt. Du wärst genau wie dein Bruder.«
    »Sonst nichts?«
    Er runzelt die Stirn.
    »Über meinen Bruder... ?« frage ich sanft.
    »Ach so! Nein.«
    Nicks Kopf ist ein kafkaeskes Informationszentrum — was abzufragen führt nirgendwohin. Meiner dagegen birst und rauscht mir vor Informationen.
    »Na gut«, sage ich und kann es nicht mehr abwarten, daß er geht. »Schade, daß du ausziehst, aber...«
    Nick richtet sich stocksteif auf. »Tja, nun, ich habe sowieso zu lange an einem Ort festgesessen. Zeit, weiterzuziehen.«
    Wenigstens das hat er nicht vergessen.

    * * *

    Sowie Nick in sein Zimmer verschwunden ist, um zusammenzupacken, was immer in ein verknotetes Taschentuch am Ende eines Stockes paßt, renne ich in die Küche ans Telefon. Ich halte mich nicht mal damit auf, mir das Blut vom Nacken zu wischen.
    »Over The Line?«
    »Kann ich bitte mit Ben sprechen?«
    »Er telefoniert gerade auf der anderen Leitung.«
    »Ich bin sein Bruder.«
    »Mal sehen, ob ich ihn unterbrechen kann.«
    Die Stimme wird von Sunderland Are Back In the First Division von Cristal Air ersetzt, was erstaunlich gut in meinem Telefon klingt. Dann klinkt der Song sich aus.
    »Arschloch?«
    »Nein, du bist das Arschloch.«
    »Wie bitte?«
    »Ein riesendämliches Arschloch bist du.«
    »Wirklich, Gabriel, ich würde ja gern den ganzen Tag mit dir verplaudern, aber...«
    »Es war Fran, stimmt’s?«
    Er verstummt. Und ich staune: Mein Telefon läßt das Rauschen sein. Vielleicht hat’s ihm auch die Sprache verschlagen.
    »Einen Moment«, sagt Ben vom Hörer abgewandt. »Ja. Sag ihm, er soll dranbleiben.«
    »Ben?«
    »Entschuldige, hier stürmen alle auf mich ein.«
    »Ich habe recht, oder nicht?«
    Ich höre seinen schweren Atem über die Leitung. »Ja.«
    »Also niemand, den ich kenne...«
    »Warte einen Moment, bleib dran...«
    Wieder ein Klicken, und wieder höre ich den Song über Sunderlands triumphale Rückkehr an die Tabellenspitze.
    Dann: »Gabriel?« Bens Stimme hallt weniger: Er ist in ein kleineres Zimmer gegangen.
    »Kannst du mal kurz auf den Knopf drücken - ich möchte den Refrain noch mal hören...«
    Er lacht, vor allem weil der Witz ihm sagt, daß ich nicht so wütend bin, wie ich zuerst klang.
    »Warum?« frage ich.
    »Warum was?«
    Warum hast du die schönste Frau der Welt gegen die häßlichste eingetauscht?
    »Warum Fran?«
    »Ich weiß nicht. Es ist halt passiert.«
    »Na gut, aber wie? Ich dachte, du hättest sie nur das eine Mal gesehen - als der Videoladen uns die verkehrte Kassette gab...«
    »Nein, ich habe sie wiedergesehen.«
    »Offenkundig.«
    »Sie arbeitet in einer Apotheke in St. Johns Wood. Ich ging zufällig eines Tages rein, weil ich etwas für... Alice holen mußte.« Hat er die Pause gemacht, weil er sich erst erinnern muß oder bringt ihn die Erwähnung seiner Frau ins Stocken? »Ich hatte keine Ahnung, daß sie da arbeitet. Und als sie mich bediente, kam sie mir zwar irgendwie bekannt vor, aber mehr nicht. Sie dagegen tat, na, weißt du...«
    »Als wärst du ihr ältester Freund auf der Welt.«
    »So ungefähr«, sagt er widerwillig. »Jedenfalls erinnerte ich mich dann, woher ich sie kannte, und dann fiel mir noch was von dem Abend ein. Weißt du noch, wie Dina sagte, Fran sei häßlich, weil sie jüdisch ist.«
    Mein Gedächtnis dreht einen Looping. »Jüdisch bis zur Verzerrung. Das ist nicht ganz dasselbe.«
    »Na ja. Jedenfalls, als ich Fran ansah, fiel es mir plötzlich wieder ein. Und, weiß Gott, warum, es brachte mich furchtbar in Rage. Ich dachte, wie wagt sie es. Wie wagt Dina, so was zu sagen.«
    »Und dann hast du Fran plötzlich schön gefunden.«
    Er schweigt einen Moment. »Ich war ziemlich aufgewühlt, und in dem Moment kam sie mir wirklich schön vor«, sagt er ruhig.
    Die Puzzleteilchen fügen sich zusammen. »An welchem Tag war das?«
    »Ich weiß nicht mehr«, sagt er. »Vor ungefähr zwei

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