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Ab ins Bett!

Ab ins Bett!

Titel: Ab ins Bett! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baddiel
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ich begann, an Leichter als Luft zu arbeiten. Na ja, du weißt ja, daß Peter Blandham am Anfang nicht einverstanden war... «
    Natürlich weiß ich das nicht. Ich kenne keinen verdammten Peter Blandham. Aber das kann Irene Jacoby nicht aufhalten. Sie hat sich so eng in ihren Ego-Mantel eingehüllt, daß sie glaubt, jeder wird mit einer intimen Kenntnis ihrer verschrobenen Luftschiffbesatzung geboren. Peter Blandham, Carrie Rosenfield, Jeremy Elton, Derek - Derek kenne ich so gut, daß wir uns duzen -Patsy White, Laurence St. Hilaire und die Tinderfields: Namen rollen auf der Konversationslaufschrift meiner Mutter ab wie die Preise bei Am laufenden Band — man weiß nicht, wo sie herkommen, und nicht, wohin sie gehen, man weiß bloß, daß man sie sich merken soll.
    »...also sagte ich zu ihm, >Rolf, wenn du die Sache auf die Art durchziehen willst — bitte! Aber komm hinterher nicht an und jammere, wenn der halbe HGK verlangt, daß diese sogenannten >Propeller< überprüft werden<.«
    Vielleicht hat sie mir irgendwann einmal erzählt, wer die Hälfte dieser Leute sind. Schwer zu sagen, denn sobald sie aufhörte, in Babysprache mit mir zu reden, machten meine Hörorgane die Schotten dicht. Manchmal muß ich intravenös ernährt werden.
    »Gut«, sage ich und nicke wie ein Lokalreporter, der das Interview für beendet hält. Wieder eine Pause, wieder liegt Bedeutungsschweres in der Luft, das ausgesprochen werden will.
    »WAS HAST DU MIT MEINEN VERDAMMTEN SCHUHEN ANGESTELLT, DU UNGLAUBLICHE ROTZFOTZFAHNE!!!«
    Selbst vom ersten Stock aus droht die Stimme meines Vaters, mir das Blut aus dem Trommelfell zu treiben. Vielleicht schreit er ja auch innen aus meinem Kopf.
    »Sie stehen im Schrank, Liebling«, sagt meine Mutter, ungerührt von der Unausgewogenheit zwischen Liebling und Rotzfotzfahne. »Und...« (den Nachhall der bedeutungsvollen Pause in der Stimme, an mich gewandt) »... immer noch keine Freundin?«
    Wenn ich schon würgen muß, bevor ich meiner Mutter von irgendwelchen kleinen Entwicklungen in meiner Karriere erzähle, wie viel weniger Luft habe ich dann, ihr die Konturen meiner Sehnsüchte zu offenbaren. Sie wissen schon, ich sage ihr, wie lange ich brauchte, um herzukommen, und schon habe ich das Gefühl, sie hat was gegen mich in der Hand.
    »Weißt du Gabriel, wenn es irgend etwas gibt, was du mir erzählen möchtest, ich bin immer für dich da. Du kannst immer zuerst zu mir kommen.«
    »Wie meinst du das?«
    »Na, wie sich herausgestellt hat, ist der Junge der Rosenfelds schwul, und...«
    »Ich bin nicht schwul.«
    »Oh.«
    »Da ist vielleicht jemand...«, sage ich zögernd und weiß nicht, warum, außer vielleicht, weil ich die Hoffnung im Kopf habe und sie laut auszusprechen so ist, als würde sie dadurch wahr: Nur Wünsche, die man der Fee auch erzählt, gehen in Erfüllung... Allerdings könnte ich mir eine Fee mit ein bißchen mehr Glamour vorstellen.
    In die Augen meiner Mutter tritt ein lebhaftes Flackern. »Ja?«
    »Ach, wahrscheinlich ist es weiter nichts. Ich kenne da eine Frau, die aus Amerika zurückkehrt, und... Stunde der Lüge... wir haben uns sehr gut verstanden, ehe sie fortging. Vielleicht wird ja was draus. Vielleicht aber auch nicht.«
    »Wer ist sie?«
    »Sie heißt Dina.«
    Mit geradezu exquisiter Symmetrie sitzen meiner Mutter zwei Paar diagonale Linien rechts und links auf der Stirn, und solange sie sie nicht in Falten legt, sehen diese Linien — jedenfalls fand ich das immer - wie das Abzeichen aus, das ranghöhere Polizeibeamte am Oberarm tragen; aber wenn meine Mutter die Stirn runzelt, so wie im Augenblick, schwingen sich die Linien in einem Bogen zur Mitte hin und schweben wie zwei Möwen über ihren Augen, oder eher wie die Kritzelzeichnung zweier Möwen.
    »Dina?« sagt sie, als käme ihr der Name bekannt vor, was er ja in der Tat sollte. Mich durchzuckt ein kleiner Schreck, weil ich ihr die entscheidende Information über diese Frau vorenthalten habe, mit der ich mich angeblich so gut verstand, ehe sie nach Amerika ging. Doch eine Sekunde später schiebt meine Mutter ihre Unterlippe über die Oberlippe und schüttelt den Kopf: Hätte Dina wenigstens den Anstand, einen, ichweißnichtwas, echten Deutsche Zeppelin Reederei -Kompaß zu besitzen, sähe die Sache natürlich völlig anders aus.
    »Klingt reizend«, sagt meine Mutter, auf was sie dieses Urteil gründet, ist mir schleierhaft. »Und was macht sie?«
    Schon verfluche ich mich, daß ich ihr überhaupt etwas

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