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Ab ins Bett!

Ab ins Bett!

Titel: Ab ins Bett! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baddiel
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Gerade eben. Sie ist jetzt im Wohnzimmer.
    Letzte Nacht kämpfte ich über zwei Stunden gegen den Sekundärtumor der Schlaflosigkeit an, medizinisch unter dem Namen Frühmorgenwachsein bekannt. Dieser Zusatz zu meinem ursprünglich vor ungefähr fünf Jahren entwickelten Nacht-Stundenplan droht sich normalerweise gegen 7.00 Uhr einzustellen; aber nicht immer, denn er hat eine Art satanischer gleitender Arbeitszeit: 7.00 Uhr richtet sich nach meiner üblichen Aufstehzeit von später als zehn. Wenn ich aber, sagen wir, um 8.00 aufstehen muß, dann kommt der innere Weckruf gegen 5.00 — muß ich um 6.00 aus den Federn, kommt er um 3.00 — und so weiter und so weiter, meine Körperuhr, die meinen Körper haßt, stellt sich raffiniert auf den Wecker neben meinem Bett ein. Angesichts der Evolutionsgeschichte meiner Schlaflosigkeit ist dies jedoch eine relativ neue Entwicklung. Früher war es bloß die Hölle, einzuschlafen. Aber einmal weggesackt, war die Sache gelaufen. Es ging also nur darum, durch die zwei oder drei Stunden zu kommen, bevor das Unbewußte erwachte, und damit hatte es sich. Kinderleicht also. Jetzt muß ich mich immer noch durch die zwei oder drei Stunden kämpfen, und vier Stunden später bin ich wach, meine Augen sind offen und mein Hirn rast Vollgas gegen die Wand, durch meinen Kopf dröhnt das Endlosband der momentanen Nummer siebzehn der Charts. Bedenken Sie: Bei den modernen Musiktechniken ist es ja nicht mal mehr möglich, daß die Nadel hängenbleibt, und warum, warum, ich frage Sie, warum: Weil die Vorstellung einfach zu beängstigend ist, daß sich auch nur das kleinste Stück dieser Musik länger als fünf Sekunden wieder und wieder wiederholt.
    Also haben Sie ein bißchen Mitgefühl, malen Sie sich einen Moment die Hieronymus Bosch-artige Folter aus, wenn die Nadel im Hirn sich in einer Two Unlimited-Rille verfängt und Ihnen durch den Kopf dröhnt - wieder und wieder und wieder und wieder und wieder und wieder und wieder und wieder und wieder und wieder und wieder und wieder und wieder und wieder und wieder und wieder und wieder und wieder, immer wilder, eine ganze Ewigkeit lang.
    Da der Frühmorgenhorror heute besonders schlimm war, stand ich noch später als gewöhnlich auf, um eins. Ich zog meinen Morgenmantel an, den ich, obwohl er das Kleidungsstück ist, das ich die meisten Stunden des Tages trage, nie wasche; manchmal finde ich Spermaflecken darauf, bei denen ich nostalgisch werde. Ich wollte gerade die Treppe runtergehen, da flackerte das rote Licht des Anrufbeantworters siebenmal auf wie die Stakkato-Rüge eines Lehrer — Wie. Oft. Soll. Ich. Dir. Noch. Sagen. Ich habe natürlich alle Anrufe mitgehört; mir entgeht nichts, wenn ich fest schlafe. Einer kam von meiner Mutter, in dem sie mir für meinen Besuch gestern abend dankt und mich, über die Stimme im Hintergrund hinweg, mahnt, vor Brian Truscott auf der Hut zu sein; zwei, die einfach auflegten (wie todtraurig — der erwartungsvolle Piepston, so voller Hoffnung und höflichen Interesses, und dann alles zerschmettert von dem banalen Macho- burr); vier, von Mal zu Mal aufgebrachtere, Anrufe von Ben: Ich soll verdammtnochmal aufstehen und diesen Artikel schreiben.
    Ich machte mir einen Kaffee. Weil es zwei Kalorien weniger Energie verbraucht, als den Wasserkessel aufzusetzen, gab ich etwas Nescafé in eine Tasse, fügte kaltes Wasser hinzu und stellte die Tasse für eine Minute und dreißig Sekunden in die Mikrowelle. Während der Kaffee brodelte, und, wie ich hoffe, der Fliege auf die Nerven ging, legte ich Away from the Numbers von The Jam auf.
    Das Telefon schrillte. Obwohl ich wußte, wer es war, vibrierten, wie immer, alle Fasern meines Herzens bei diesem elektronischen Glockenklang ungeahnter Möglichkeiten. Ich nahm ab.
    »Ich sitze schon dran.«
    »Tust du nicht. Du bist gerade aufgestanden.«
    »Nein, ich bin schon dabei.«
    »Erzähl mir nichts. Du hockst seit zwei Stunden rum und kommst gerade aus dem Koma. Hör zu, du hast mir die Sache für heute um zwölf versprochen.«
    »Zwölf? Ich habe nie irgendwem irgendwas für zwölf von irgend ’nem Tag versprochen.«
    »O Gott. Ruf mich an, wenn du den ersten Satz geschrieben hast.« Dann, tief durchatmend: »Ich spreche dich heute nachmittag... «
    »Ben. Warte.«
    »Jaah?«
    Manchmal, morgens, wenn mein Bewußtsein noch von Träumen vollgesogen ist, kann ich mich nicht zurückhalten. Dann fange ich an zu plaudern.
    »Ist Dina schon angekommen?«
    »Wer? Achso, Dina.

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