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Abaddons Tor: Roman (German Edition)

Abaddons Tor: Roman (German Edition)

Titel: Abaddons Tor: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey
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die Ärztin leise murmelnd und schimpfend die Katheter ersetzte und die Monitore und Schläuche überprüfte, die mit seiner Haut verbunden waren. Er spürte nicht viel davon.
    Als die Ärztin fertig war, ging sie hinaus, die Tür schloss sich hinter ihr. Fast eine Minute lang herrschte Schweigen.
    »Ihre Ansichten über Meuterei haben sich anscheinend geändert«, bemerkte Bull schließlich.
    »Scheint so.« Pa seufzte. »Er kann nicht mehr klar denken. Und er trinkt zu viel.«
    »Er hat die Entscheidung getroffen, die uns alle hierhergebracht hat. Alle Toten auf all den Schiffen gehen auf sein Konto.«
    »Das sieht er vermutlich anders«, entgegnete Pa. Dann: »Aber ich glaube, er strengt sich sehr an, es nicht so zu sehen. Und er macht Fehler. Ich glaube … ich glaube, es geht ihm sehr schlecht.«
    »Es wäre einfacher, wenn er einen Unfall hätte«, meinte Bull.
    Pa rang sich ein Lächeln ab. »So sehr habe ich mich nun doch nicht verändert, Mister Baca.«
    »Habe ich auch nicht angenommen. Ich musste es einfach mal loswerden«, sagte er.
    »Wir wollen uns darauf konzentrieren, dass alle in Sicherheit gebracht werden, und dann versuchen wir, nach Hause zu kommen«, fuhr sie fort. »Es war eine schöne Karriere, solange sie andauerte. Schade, dass es auf diese Weise endet.«
    »Vielleicht endet sie wirklich«, stimmte Bull zu. »Aber sind Sie hergekommen, um sich Orden zu verdienen, oder um das Richtige zu tun?«
    Pa lächelte humorlos.
    »Ich hatte gehofft, dass beides möglich ist.«
    »Man darf ruhig optimistisch sein, solange man sich nicht verbiegt«, gab er zu bedenken. »Ich mache damit weiter, jeden, der will, auf die Behemoth zu holen.«
    »Keine Waffen außer unseren eigenen«, bekräftigte sie. »Wir nehmen jeden auf, aber wir dulden keinesfalls eine bewaffnete Truppe auf unserem Schiff.«
    »Schon erledigt«, erklärte Bull.
    Pa schloss die Augen. Manchmal vergaß er, dass sie viel jünger war als er. Es war nicht ihr erster Einsatz, aber möglicherweise ihr zweiter. Bull versuchte, sich vorzustellen, wie er sich gefühlt hätte, wenn er, beinahe noch ein Halbwüchsiger, seinen vorgesetzten Offizier in den Bau gesperrt hätte. Wahrscheinlich hätte er eine Heidenangst gehabt.
    »Sie haben sich richtig entschieden«, versicherte er ihr.
    »Das müssen Sie auch sagen. Immerhin habe ich zu Ihnen gehalten.«
    Bull nickte. »Ich habe das Richtige getan. Danke, dass Sie mich unterstützt haben, Kapitän. Sie sollen wissen, dass ich mich erkenntlich zeigen werde, solange Sie auf dem großen Stuhl sitzen.«
    »Wir sind keine Freunde«, erwiderte sie.
    »Müssen wir auch nicht, solange wir nur unsere Aufgabe erledigen.«

30    Holden
    Die Marinesoldaten waren nicht zimperlich, aber professionell. Schon einmal hatte Holden gesehen, wie eine Marinesoldatin ihre motorgetriebene Rüstung eingesetzt hatte. Als sie durch die Höhlen und Tunnel der Station zurückkehrten, hing Holden in dicken Schaumstofffesseln auf dem Rücken eines Soldaten, als wäre er nur ein Teil der Ausrüstung. Da wurde ihm bewusst, in welch großer Gefahr er schwebte. Die Männer und Frauen in den Anzügen hatten gerade beobachtet, wie ein außerirdisches Wesen einen aus ihrer Gruppe getötet und gefressen hatte, sie bewegten sich tief in feindlichem Territorium, das gefährlicher und fremdartiger war als alles, was sich ein Mensch vorstellen konnte, und es war anzunehmen, dass sie ihm die Schuld an alledem gaben. Schon die Tatsache, dass er nicht tot war, sprach sehr für ihre Disziplin, ihre Ausbildung und eine Professionalität, die er auch dann zu schätzen gewusst hätte, wenn nicht sein Leben davon abgehangen hätte.
    Die Frequenzen, auf denen sie sich unterhielten, konnte er nicht abhören, deshalb verlief die verstohlene Wanderung aus der Schaukammer oder was es auch war zurück zur Oberfläche aus seiner Sicht in gespenstischem Schweigen. Er hoffte, noch einmal einen Blick auf Miller zu erhaschen. Sie kamen an den insektenähnlichen Maschinen vorbei, die jetzt still wie Statuen standen, und liefen über die Moosflächen mit ihren komplizierten Mustern. In den Wellen und Rillen auf den Wänden und dem Boden glaubte er eine regelmäßige Struktur zu erkennen, die so kompliziert und schön war wie die Regentropfen auf einem See oder wie Musik. Es beruhigte ihn nicht.
    Mehrmals versuchte er, die Rosinante und vor allem Naomi zu erreichen, doch der Marinesoldat, auf den er geschnallt war, hatte entweder bei der Fesselung sein

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