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Abaddons Tor: Roman (German Edition)

Abaddons Tor: Roman (German Edition)

Titel: Abaddons Tor: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey
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verdeutlichte, dass sie bis zu diesem Punkt keine Einwände hatte.
    »Ich melde mich wieder.« Bull trennte die Verbindung. Damit war der angenehme Teil des Tages vorüber. Ashford zog sich durch die Tür und hielt am Fußende von Bulls Bett an der Wand inne. Er schien zornig, doch es war eine neue Art von Zorn. Bull war daran gewöhnt, Ashford vorsichtig und sogar zögerlich zu erleben. Dieser Mann trat ganz anders auf. Seine ganze Haltung sprach von mühsam gebändigter Wut. Kummer macht die Menschen verrückt, dachte Bull. Kummer im Verein mit Schuldgefühlen und Scham war noch viel schlimmer.
    Daran konnten Menschen zerbrechen.
    Pa schwebte gesenkten Blicks hinter ihm herein. Ihre Haut hatte den seltsamen wächsernen Schimmer, der von großer Erschöpfung herrührte. Ihr folgte wiederum die Ärztin, und dann kamen Serge und Macondo, die alles Mögliche betrachteten, nur nicht ihn. Mit dieser Menschenmenge war der kleine Raum deutlich überfüllt.
    »Mister Baca«, sagte Ashford. Er spie den Namen förmlich heraus. »Wie ich höre, haben Sie den Befehl erteilt, das Schiff zu entwaffnen. Ist das wahr?«
    »Das Schiff entwaffnen?« Bull blickte zu Dr. Sterling, deren Miene verschlossen und undurchdringlich war. »Ich habe Sam die Railguns abnehmen lassen, damit wir die Walze in Drehung versetzen können.«
    »Das haben Sie ohne meine Erlaubnis getan.«
    »Was für eine Erlaubnis?«
    Ashford lief dunkelrot an und war heiser vor Wut.
    »Die Railguns sind ein zentraler Bestandteil der Verteidigungskraft dieses Schiffs.«
    »Nicht, wenn sie nicht funktionieren«, widersprach Bull. »Ich habe Sam auch gebeten, das Wasserrückgewinnungssystem zu zerlegen, das nur unter Schub arbeitet. Jetzt ist es im Winkel von neunzig Grad neu aufgebaut, damit es die Drehkraft ausnutzen kann. Wollen Sie mit mir alles durchgehen, was sie in meinem Auftrag verändert hat, weil es nicht mehr funktioniert, oder geht es jetzt nur um die Kanonen?«
    »Ich höre auch, dass Sie Personen, die nicht zur AAP gehören, den Zugang zu Kommunikationskanälen erlaubt haben. Erdern und Marsianern. Genau den Leuten, denen wir hier draußen Einhalt gebieten sollten.«
    »Sind wir wirklich deshalb hergekommen?«, fragte Bull. Da er es nicht bestritt, fasste Ashford es als Geständnis auf. Abgesehen davon sah es Bull sowieso nicht ähnlich, Ausflüchte zu machen.
    »Und obendrein auch noch feindliches Militärpersonal? Wollen Sie wirklich solche Leute an Bord meines Schiffs bringen?«
    Pa hatte alles abgesegnet, was Ashford jetzt aufzählte, doch sie blieb hinter dem Kapitän und griff nicht ein. Ihrer Miene war nicht anzusehen, was in ihr vorging. Bull war nicht sicher, was zwischen dem Kapitän und seiner XO im Gange war, doch wenn sie einen internen Machtkampf ausfochten, dann wusste Bull, auf wessen Seite er am Ende stehen wollte. Also biss er in den sauren Apfel und ließ Pas Beteiligung unerwähnt. »Ja, ich hole alle herüber, die kommen wollen. Humanitäre Hilfe und die Konsolidierung der Kontrolle. Wie aus dem Lehrbuch. So was weiß jeder Kadett im zweiten Jahr.« Pa zuckte zusammen.
    »Mister Baca, Sie haben Ihre Kompetenzen überschritten. Sie haben den Befehlsweg ignoriert. Alle von Ihnen erteilten Befehle und Genehmigungen sind hiermit widerrufen. Ich entbinde Sie von Ihren Aufgaben und gebe die Anweisung, dass Sie in ein künstliches Koma zu versetzen sind, bis Sie evakuiert werden können.«
    »Einen Dreck werden Sie tun«, gab Bull zurück. Er hatte es nicht beabsichtigt, aber die Worte kamen reflexartig heraus. Sie schwebten zwischen ihnen in der Luft, und Bull entdeckte, dass er sie ernst gemeint hatte.
    »Dies ist nicht verhandelbar«, sagte Ashford kalt.
    »Allerdings, das ist es nicht«, fuhr Bull fort. »Sie haben dieses Kommando nur aus einem einzigen Grund bekommen: Weil Fred Johnson der Ansicht war, die Crew könnte sich unwohl fühlen, wenn ein Erder wie ich ihr Schiff befehligt. Sie haben den Job, weil Sie den richtigen Leuten in den Arsch gekrochen sind. Wissen Sie was? Das freut mich für Sie. Hoffentlich hebt Ihre Karriere ab wie eine verdammte Rakete. Pa ist aus dem gleichen Grund hier. Sie hat einen Kopf in der richtigen Größe, aber in ihrem ist wenigstens was drin.«
    »Das ist eine rassistische Beleidigung«, setzte Ashford an, »und so etwas lasse ich mir nicht …«
    »Ich bin hier, weil Fred jemanden brauchte, der dafür sorgt, dass der Job erledigt wird, zumal völlig klar war, dass wir von Anfang an im Eimer waren.

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