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Abaddons Tor: Roman (German Edition)

Abaddons Tor: Roman (German Edition)

Titel: Abaddons Tor: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey
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Licht auf dem Bildschirm flackerte.
    »Sir?«
    »Wo ist Sam Rosenberg?«, fauchte Ashford.
    »Als ich sie das letzte Mal gesehen habe, hat sie die Notstromversorgung des Reaktorbehälters überprüft, Sir. Soll ich sie suchen?«
    »Wer ist ihr Stellvertreter?«
    »Anamarie Ruiz.«
    »Bringen Sie Sam und Anamarie bitte in die Kommandozentrale. Wenn Sie die beiden festnehmen müssen, soll es mir recht sein.«
    »Ja, Sir.«
    Ashford unterbrach die Verbindung und stieß sich von dem Pult ab. Die Druckliege wackelte auf den Trägern.
    »Gibt es ein Problem, Kapitän?«, fragte Cortez. Seine Stimme klang belegt und müde.
    »Nichts, was ich nicht im Griff hätte«, erwiderte Ashford.
    Es dauerte fast eine Stunde, bis Clarissa hörte, wie sich die Tür des Außenaufzugs öffnete. Neue Stimmen wurden im Gang laut. Hastige Worte sollten die starke Anspannung überspielen. Ashford zupfte seine Uniform gerade.
    Zwei Frauen schwebten herein. Die Erste war eine hübsche Frau mit herzförmigem Gesicht und verschmierten roten Haaren, die sie zu einem Knoten zurückgebunden hatte. Die zweite war selbst für eine Gürtlerin sehr schmal, hatte eine Haut von der Farbe trockener Erde und dunkelbraune, fast schwarze Augen. Drei Männer mit Pistolen folgten ihnen.
    »Chief Rosenberg«, sagte Ashford.
    »Sir«, erwiderte die Rothaarige. Sie klang ganz und gar nicht wie Anna.
    »Wir haben jetzt die vierte Verzögerung in letzter Minute erlebt. Je mehr Zeit wir verschwenden, desto größer die Gefahr, dass verbrecherische Elemente in der Walze Ärger machen.«
    »Ich bemühe mich nach Kräften, Kapitän. Aber bei dieser Sache dürfen uns keine Fehler unterlaufen. Wir müssen gründlich arbeiten.«
    »Vor zwei Stunden sagten Sie, wir seien in zwei Stunden bereit. Sind wir jetzt bereit?«
    »Nein, Sir. Ich habe mir die Spezifikationen angesehen und herausgefunden, dass die Sicherheitsvorkehrungen des Reaktors einen Energieausstoß in der Größe, wie wir ihn benötigen, nicht zulassen. Gerade baue ich neue Unterbrecher ein, die nicht versagen werden. Außerdem müssen wir einige Kabel ersetzen.«
    »Wie lange wird das dauern?«, fragte Ashford mit spröder Stimme. Clarissa glaubte, die Gefahr am Tonfall zu erkennen, doch die Ingenieurin reagierte nicht darauf.
    »Sechs bis sechseinhalb Stunden«, erwiderte sie. »Die Bauteile müssen erst noch gegossen werden.«
    Ashford nickte und wandte sich an die zweite Frau, die Ruiz hieß.
    »Stimmen Sie mit dieser Einschätzung überein?«
    »Bei allem Respekt für Chief Rosenberg, nein«, antwortete Ruiz. »Ich denke, wir könnten dafür auch leitfähigen Schaum verwenden.«
    »Wie lange würde das dauern?«
    »Zwei Stunden«, antwortete Ruiz.
    Ashford zog eine Pistole. Die leitende Ingenieurin hatte nicht einmal Zeit, die Augen aufzureißen, ehe der Schuss fiel. In dem engen Raum war der Knall unerträglich laut. Das Geschoss riss Sams Kopf zurück, gleichzeitig ruckten die Füße nach vorn. In der Luft schwebte eine hellrote Kugel, aus der kleine Tropfen spritzten. Gewalttätige Monde umkreisten einen toten Planeten.
    »Ruiz«, sagte Ashford. »Sehen Sie bitte zu, dass wir in zwei Stunden schussbereit sind.«
    Die Frau schwieg entsetzt und schüttelte den Kopf, als müsste sie einen bösen Traum abschütteln.
    »Sir«, sagte sie schließlich.
    Ashford lächelte. Er genoss die Wirkung, die er gerade erzielt hatte.
    »Machen Sie sich an die Arbeit«, befahl er. »Ticktack, ticktack.«
    Ruiz und die drei Wächter gingen hinaus. Ashford steckte die Pistole weg.
    »Mein Gott«, stöhnte Cortez. Es klang wie ein Mittelding zwischen Gebet und Blasphemie. »O mein Gott, was haben Sie getan?«
    Ashford nickte, zwei Wächter traten vor. Einer brachte einen Vakuumsauger mit und schaltete ihn ein. Der kleine Motor heulte auf. Als er das Blut berührte, wechselte der Ton von E nach D.
    »Ich habe eine Saboteurin erschossen«, erwiderte Ashford. »Ich habe den Weg dazu geebnet, dass die Menschheit vor der außerirdischen Bedrohung gerettet wird.«
    »Sie haben die Frau getötet«, wandte Cortez ein. »Ganz ohne Prozess, ohne jede Verteidigung.«
    »Vater Cortez«, sagte Ashford. »Dies ist eine extreme Situation.«
    »Aber …«
    Ashford drehte sich um und beugte sich mit dem etwas zu großen Gürtlerkopf vor.
    »Nichts für ungut, aber dies ist mein Kommando. Dies sind meine Leute. Wenn Sie glauben, ich sei bereit, noch eine weitere Meuterei hinzunehmen, dann irren Sie sich gewaltig.« In der Stimme des Kapitäns

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