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Abaddons Tor: Roman (German Edition)

Abaddons Tor: Roman (German Edition)

Titel: Abaddons Tor: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey
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verstand.
    Drei Männer schwebten an den Steuerpulten, alle waren Gürtler. »Willkommen zurück, Kapitän«, sagte einer.
    Ashford segelte durch die leere Luft zur Station des Kapitäns. Drei Soldaten schwärmten aus und bezogen ihre Positionen im Korridor, die anderen verteilten sich im Raum und behielten alle Türen im Auge. Jeder, der versuchte, die Kommandozentrale zu übernehmen, würde mit einem Hagelsturm von Kugeln empfangen werden. Clarissa zog sich zur Tür der Sicherheitsstation zurück, um den anderen aus dem Weg zu gehen. Cortez folgte ihr. Er wirkte konzentriert, ernst und ein wenig erregt.
    Ashford gab eine Reihe von Befehlen ein, worauf sich sein Pult veränderte. Es schimmerte jetzt heller. Er überflog die Daten auf den Bildschirmen. Als sein Gesicht nun von unten beleuchtet wurde, wirkte er nicht mehr so sehr wie ein Mann, der die Menschheit retten wollte, indem er sich und seine Crew opferte, sondern eher wie ein besorgter Physiklehrer, der seine Simulationen beobachtete, ob sie auch so abliefen wie gewünscht.
    »Jojo?«, sagte er. Die Antwort des Gefängniswärters kam aus dem Pult, als stünde er neben ihm.
    »Aye, Kapitän. Wir haben den Transitpunkt auf dem Maschinendeck gesperrt. Wer hier durch will, fängt sich eine höllische Abreibung ein.«
    »Gut gemacht«, lobte Ashford. »Haben wir Chief Engineer Rosenberg im Griff?«
    »Ja, Sir. Sie nimmt die Veränderungen an der Com-Anlage vor.«
    »Ist sie immer noch nicht fertig?«
    »Nein, Sir.«
    »Danke.« Er tippte auf das Display, die Fingernägel klickten auf dem Bildschirm. »Sam, wie lange brauchen Sie noch, um die Modifikationen durchzuführen?«
    »Zwei Stunden«, antwortete sie.
    »Warum so lange?«
    »Ich muss in sämtlichen Steuereinheiten alle Sicherungen überbrücken«, sagte sie. »Was wir hier tun, soll eigentlich durch eine ganze Menge fest vorgegebener Sperren verhindert werden.«
    Ashford machte eine finstere Miene.
    »Zwei Stunden.« Er trennte die Verbindung mit einem energischen Tastendruck.
    Dann mussten sie warten. Zwei Stunden später erklärte dieselbe Frau, die Zielvorrichtung sei durch die Katastrophe aus der Verankerung gerissen worden. Normalerweise führte dies, wenn man irgendetwas anvisieren wollte, lediglich zu einer hinnehmbaren Verzögerung, doch da sie nur einen einzigen Schuss abgeben wollten, musste sie alles neu ausrichten. Drei weitere Stunden. Danach entdeckte sie einen Kurzschluss, der schwer aufzuspüren war. Noch einmal zwei Stunden.
    Clarissa sah, wie sich Ashfords Laune bei jeder Ausrede und mit jeder Stunde, die es hinausgezögert wurde, verschlechterte. Sie entdeckte hinten in der Sicherheitsstation eine Toilette und fragte sich, ob sie nicht irgendwo ein paar Nahrungsschläuche auftreiben konnte. Da sich die einzige funktionierende Kantine in der Walze befand, war der Proviant möglicherweise ein Problem. Cortez hatte sich auf einer Druckliege ausgestreckt und schlief. Die Wächter wurden allmählich unruhig. Clarissa verbrachte eine Stunde damit, von einer Wartungsluke zur nächsten zu schweben, um die Schalttafeln und Stromrelais zu betrachten, die die Brücke speisten. Es war überraschend, wie viele von ihnen denen entsprachen, an denen sie auf den irdischen Schiffen gearbeitet hatte. Wenn man einen Erder oder Gürtler schnitt, kam bei beiden das gleiche Blut zum Vorschein. Wenn man eine Wartungsplatte auf der Behemoth oder der Prince entfernte, stellte sich heraus, dass beide Schiffe die gleichen minderwertigen Unterspannungspuffer hatten.
    Sie fragte sich, wie sich die Behemoth damit fühlte, dass sie nicht mehr die Nauvoo war. Sie fragte sich, wie sie sich selbst fühlte, weil sie wieder Clarissa Mao und nicht mehr Melba Koh war. Würde das Schiff spüren, wie edelmütig sein Opfer war? Für immer verloren im Abgrund, aber alle anderen durch sein Opfer gerettet. Diese Symmetrie schien einen tiefen Sinn zu haben, oder vielleicht war es auch nur die zermürbende Kombination von Furcht und Ungewissheit, die diesen Eindruck erweckte.
    Sieben Stunden nachdem sie die Brücke übernommen hatten, drückte Ashford wieder auf dem Pult herum, wartete ein paar Sekunden und stach noch einmal so fest zu, dass ihn die Gegenbewegung auf die Liege drückte. Das unwirsche Geräusch schreckte Cortez auf und ließ die gemurmelten Unterhaltungen der Wächter verstummen. Ashford ignorierte sie alle und tippte wieder auf den Bildschirm. Seine Fingerspitzen klangen, als prasselten Hagelkörner auf Felsen.
    Das

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