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Abaddons Tor: Roman (German Edition)

Abaddons Tor: Roman (German Edition)

Titel: Abaddons Tor: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey
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nicht noch ein größerer Fisch schwamm, wie etwa ein Partner, der sich stärker zurückhielt, und dass es keine Verbindungen zu seinem eigenen oder – Gott behüte – zu Ashfords Team gab. Dies war nicht der Fall.
    Wenn er ehrlich war, musste er zugeben, dass er dies nicht tun wollte. Er wusste, was geschehen würde, und es war sehr leicht, die Sache noch einmal fünfzehn Minuten, bis nach dem Mittagessen oder bis morgen aufzuschieben. Doch jedes Mal, wenn er zauderte, trat wieder jemand berauscht seinen Dienst an und konnte einen dummen Fehler machen, das Schiff zerstören, sich verletzen oder gar zu Tode kommen.
    Der richtige Augenblick kam in der Mitte der zweiten Schicht. Bull schaltete die Konsole ab, stand auf, nahm zwei Waffen aus dem Schrank und stellte auf dem Handterminal eine Verbindung her.
    »Serge?«
    »Boss?«
    »Ich brauche Sie und einen weiteren Mann. Wir nehmen einen Drogendealer hoch.«
    Das Schweigen am anderen Ende wirkte überrascht. Bull wartete. Auch das Schweigen sagte ihm etwas.
    »Alles klar«, bestätigte Serge. »Bin gleich da.«
    Zehn Minuten später kam Serge mit einer neuen Rekrutin des Sicherheitsteams ins Büro. Die breitschultrige Frau hatte ein verkniffenes Gesicht und hieß Corin. Sie war eine gute Wahl. Bull notierte sich im Geiste einen lobenden Vermerk für Serge und gab ihnen die Waffen. Corin überprüfte das Magazin, steckte die Pistole ins Halfter und wartete. Serge nahm die Waffe abwechselnd in beide Hände, schätzte das Gewicht und das Gefühl ein und zuckte mit den Achseln.
    »Was liegt an?«, fragte er.
    »Kommen Sie mit«, befahl Bull. »Wenn mich jemand davon abhalten will, meinen Job zu erledigen, warnen Sie einmal, dann schießen Sie.«
    »Alles klar.« Serge schien diese Art von Entschlossenheit zu schätzen.
    Die Lebensmittelfabrik befand sich tief im Inneren des Schiffs, nicht weit von der riesigen leeren Innenfläche entfernt. Auf der langen Reise zu den Sternen hätte sie sich in der Nähe der internen Landwirtschaft der Nauvoo befunden. Auf der Behemoth war sie in der Nähe von rein gar nichts. Die ursprüngliche Logik entpuppte sich jetzt als Dummheit. So schnell änderten sich die Dinge, wenn der Kontext wechselte. Bull steuerte den kleinen Elektrokarren mit surrenden Rädern über die Rampen. Auf den Fluren und Korridoren blieben die Menschen stehen und blickten ihnen nach, manche starrten auch unverhohlen. Es sagte eine Menge über das Schiff aus, dass drei gemeinsam fahrende Sicherheitskräfte ein derartiges Aufsehen erregten. Bull war nicht sicher, ob er dies begrüßte.
    In der Nähe der Tanks veränderte sich der Geruch. Hier war die Luft voller flüchtiger Stoffe und ungefilterter Aerosole. Die Produktionsanlage war ein Durcheinander von Schläuchen, Behältern und Destillierkolben. Sie war nur zur Hälfte in Betrieb, die überschüssige Kapazität war eingemottet und wartete darauf, eine größere Besatzung zu versorgen oder herausgerissen zu werden.
    Alexi stand bis zu den Knien in einem Klärbecken. Die orangefarbene Wathose klebte an den Beinen, in beiden Händen hatte er dicken grünen Tang. Bull zeigte auf ihn, dann auf den Laufgang, auf dem er, Serge und Corin standen. Möglicherweise entstand in Alexis Augen ein unsicheres Flackern, aber genau konnte man es nicht erkennen.
    »Ich kann jetzt nicht hier raus«, erwiderte der Dealer und hielt ein breites feuchtes Blatt hoch. »Ich bin gerade bei der Arbeit.«
    Bull nickte und wandte sich an Serge.
    »Ihr zwei bleibt hier. Lasst ihn nicht weg. Ich bin gleich wieder da.«
    »Alles klar, Boss«, bestätigte Serge.
    Der einen Gang tiefer gelegene Umkleideraum war über eine Leiter zu erreichen. Die erbsengrünen Spinde waren aus der Wand herausgefahren, um neunzig Grad gedreht und wieder hineingeschoben worden, um sich der Schubrichtung anzupassen. Kleckse und Fäden der Dichtungsmasse zeigten, wo sie nicht exakt in die Öffnungen passten. Zwei Wassertechniker saßen unterschiedlich weit entkleidet auf einer Bank und redeten und flirteten miteinander. Als Bull eintrat, verstummten sie. Er lächelte, nickte und ging an ihnen vorbei zu einem Spind am hinteren Ende. Als er ihn erreicht hatte, drehte er sich um.
    »Ist der hier schon belegt?«, fragte er.
    Die Techniker wechselten einen Blick.
    »Nein, Sir«, antwortete die Frau und zog ihren Overall ein wenig weiter zu. »Die meisten sind leer.«
    »Alles klar.« Bull tippte seinen Vorrangcode ein und zog die Tür auf. Der Duffelbag, der dort lag,

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