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Abaddons Tor: Roman (German Edition)

Abaddons Tor: Roman (German Edition)

Titel: Abaddons Tor: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey
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war grün und grau. In solche Beutel steckte er seine Sachen, wenn er trainierte. Er fuhr mit dem Finger über das Siegel. In dem Beutel steckten annähernd hundert Ampullen mit einem gelbweißen Pulver, das etwas grobkörniger war als Trockenmilch. Er schloss den Beutel wieder und hievte ihn sich auf die Schultern.
    »Gibt es ein Problem?«, fragte der Mann. Es klang vorsichtig, aber nicht ängstlich. Eher neugierig. Aufgeregt. Nun ja, Gott liebte alle Gaffer, und Bull liebte sie auch.
    »Myerson-Freud hat gerade eben aufgehört, nebenbei Feenstaub zu verkaufen«, sagte Bull. »Das solltet ihr unbedingt allen euren Freunden erzählen.«
    Die Techniker wechselten einen Blick und zogen die Augenbrauen hoch, als Bull hinausging. Am Tankbottich setzte er den Beutel ab und deutete mit den gleichen Bewegungen wie zuvor auf Alexi und den Laufgang hinter sich. Dieses Mal starrte Alexi ihn böse an. Bull wartete, während der Techniker platschend durch das tiefe Wasser lief und sich hochzog.
    »Was ist los?«, fragte Alexi. »Was ist in dem Sack?«
    Bull schüttelte langsam und ein einziges Mal den Kopf. Der Kummer, den Alexis Miene jetzt zeigte, war so gut wie ein Geständnis. Nicht, dass Bull überhaupt noch eins benötigt hätte.
    »Mann«, antwortete Bull schließlich. »Ich wollte nur deutlich machen, wie leid es mir tut, dass es so weit kommen musste.«
    Damit versetzte er Alexi einen Fausthieb auf die Nase. Knorpel und Knochen waren schwächer als sein Knöchel, eine hellrote Blutfontäne spritzte am erschrocken geöffneten Mund des Technikers vorbei.
    »Setzt ihn hinten auf den Karren«, befahl Bull. »Die Leute sollen ihn sehen.«
    Serge und Corin wechselten einen Blick, der sehr an die beiden im Umkleideraum erinnerte.
    »Fahren wir zum Bau, Boss?«, fragte Serge, als wüsste er die Antwort schon.
    »Haben wir einen Bau?«, fragte Bull zurück, während er den Duffelbag aufhob.
    »Eigentlich nicht.«
    »Dann fahren wir auch nicht hin.«
    Bull hatte die Absicht, durch die am stärksten belebten Bereiche des Schiffs zwischen den innersten Ebenen und der Außenhülle zu fahren. Die Gerüchte verbreiteten sich bereits, und auf dem ganzen Weg würden sie Neugierigen begegnen. Alexi gab ein hohes Wimmern von sich, wenn er nicht schrie, bettelte oder den Kapitän zu sprechen verlangte. Auf einmal erinnerte Bull sich an ein Erlebnis in seiner Jugend, als er einmal ein Schwein beobachtet hatte, das zur Schlachtbank geführt wurde. Er wusste nicht mehr genau, wann dies gewesen war, aber die Erinnerung war da und tauchte immer wieder einmal auf.
    Sie brauchten fast eine halbe Stunde bis zur Luftschleuse. Dort hatte sich bereits eine Menschenmenge versammelt, ein kleines Meer von Gesichtern. Die meisten hatten dicke Köpfe und schmale Körper. Gürtler, die zusehen wollten, wie ein Erder einen der ihren tötete. Bull achtete nicht auf sie. Er tippte den Code ein, öffnete die Innentür der Schleuse, ging zum Wagen zurück und hob Alexi mit einem Arm heraus. In der niedrigen Schwerkraft hätte es ihm leicht fallen sollen, doch Bull war außer Atem, bevor er wieder die Schleuse erreicht hatte. Unter anderem lag dies wohl auch daran, dass Alexi heftig strampelte. Bull schob ihn hinein, schloss die Innentür, gab den Vorrangcode ein und öffnete die Außentür, ohne vorher die Luft abzupumpen. Der Knall war wie ein ferner Glockenschlag auf dem ganzen Deck zu hören. Der Monitor zeigte, dass die Luftschleuse leer war. Bull schloss die Außentür. Als die Luft wieder hineinströmte, kehrte er zum Karren zurück. Mit dem Rücken zu dem Fahrzeug blieb er dort stehen, wo Alexi gesessen hatte, und hob mit beiden Händen den Duffelbag. Sein Ärmel und das linke Knie waren blutig.
    »Das hier ist Feenstaub, Leute«, erklärte er der Menge. Er benutzte nicht sein Terminal, um die Stimme zu verstärken. Das war nicht nötig. »Ich lasse das Zeug sechzehn Stunden in der Luftschleuse liegen, dann jage ich es in den Weltraum. Wenn bis dahin noch mehr Feenstaub dort auftaucht, soll es mir recht sein. Kein Problem. Wenn etwas von dem hier verschwindet, ist das ein Problem. Also sagt allen Leuten Bescheid. Der nächste pendejo, der sich bedröhnt zum Dienst meldet, bekommt es mit mir zu tun.«
    Langsam kehrte er zur Luftschleuse zurück und achtete darauf, dass alle ihn sahen. Dann öffnete er die Innentür, warf den Beutel hinein und wandte sich ab. Die Tür ließ er offen. Als er sich hinter das Lenkrad des Karrens setzte, spürte er die

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