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Abaddons Tor: Roman (German Edition)

Abaddons Tor: Roman (German Edition)

Titel: Abaddons Tor: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey
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den Ring zu schicken. Wir sind nicht hier, um einen Krieg zu beginnen. Wir passen einfach nur auf, dass wir mit am Tisch sitzen, ganz egal, was die inneren Planeten tun. Wenn etwas aus dem Ring herauskommt, haben wir immer noch genug Zeit, uns darüber den Kopf zu zerbrechen.«
    »Ja, Sir.« Bull stellte sich auf Ashfords Seite, weil es sowieso keine andere Strategie gab. Die Crew sollte sehen, dass sie alle an einem Strang zogen. Viele Leute, und nicht nur die Besatzungsmitglieder, achteten genau darauf, was bei dieser Sitzung herauskam.
    »Pa?«, sagte Ashford. Die XO nickte und warf Bull einen Blick zu. Sofort hatte er das Gefühl, ein Felsbocken drückte ihm auf den Magen.
    »Im Rechnungswesen des Schiffs gab es einige Unregelmäßigkeiten«, begann Pa. »Chief Engineer Rosenberg?«
    Sam nickte überrascht. »XO?«
    »Ich fürchte, ich muss Sie in Ihr Quartier verbannen und Ihre Zugangsberechtigungen widerrufen, bis die Angelegenheit geklärt ist. Chief Watanabe wird Sie ablösen. Mister Baca, veranlassen Sie bitte alles Nötige.«
    Im Raum herrschte eine tiefe Stille, die Situation hatte sich grundlegend verändert. Sam riss ungläubig und erbost die Augen weit auf.
    »Verzeihung?«, sagte sie. Pa erwiderte kühl ihren Blick, und in diesem Augenblick verstand Bull, was vor sich ging.
    »Die Unterlagen zeigen, dass Sie aus Arbeits- und Materialbudgets Ressourcen, die Ihnen nicht zustanden, in Anspruch genommen haben«, erklärte Pa. »Bis diese Angelegenheit geklärt ist …«
    »Falls es um die Ausstattung der technischen Bereiche geht, so bin ich dafür verantwortlich«, unterbrach Bull. »Ich habe es genehmigt, Sam hat nichts damit zu tun.«
    »Mister Baca, ich führe eine umfassende Untersuchung durch. Falls Sie Ressourcen beansprucht haben, auf die Sie nicht zugreifen durften, so werde ich die entsprechenden Maßnahmen ergreifen. Als Ihr Executive Officer informiere ich Sie nun aber, dass Samara Rosenberg ihr Quartier nicht mehr verlassen darf und dass ihr Zugang zu den Schiffssystemen gesperrt wird. Haben Sie in diesem Zusammenhang noch Fragen?«
    Sie hatte gewartet, bis sie weit draußen waren, bis sie ihrem Ziel sehr nahe waren, und jetzt stellte sie klar, dass sie die Befehlsgewalt besaß. Sie rächte sich für den Dealer, den er in den Weltraum katapultiert hatte, und bestrafte Sam, die seine Verbündete war. Es wäre dumm gewesen, so etwas zu versuchen, solange die Erprobungsphase noch nicht vorüber war. Dies war aber mittlerweile der Fall.
    Bull verschränkte die Finger. Ihm lag eine scharfe abweisende Antwort auf der Zunge. Es wäre eine Insubordination gewesen, die ihm so leichtgefallen wäre wie das Ausatmen. Es hatte Jahre gegeben, Jahrzehnte sogar, in denen er es getan und die Strafe wie eine Tapferkeitsmedaille getragen hätte. Es hätte ihn treffen müssen, und untätig zuzusehen, wie Sam dafür bestraft wurde, war mehr als ehrenrührig. Es war illoyal. Pa wusste das. Jeder, der seine Dienstakte kannte, konnte sich ausmalen, wie er reagieren würde. Allerdings hatte Fred Johnson ihn gebeten, eine Aufgabe zu erfüllen. Deshalb gab es nur eine Entscheidung, die er treffen konnte.
    »In Ordnung«, sagte er und stand auf. »Sam, Sie sollten mich jetzt begleiten.«
    Die anderen schwiegen, als er Sam aus dem Konferenzraum führte. Alle außer Ashford und Pa wirkten wie vor den Kopf gestoßen. Pa hatte ein Pokergesicht aufgesetzt, und Ashford grinste ein wenig verschlagen. Sam atmete bebend ein und aus, sie war vor Wut kreidebleich. Er bugsierte sie auf den Beifahrersitz seines Elektrokarrens und setzte sich ans Steuer. Ruckend fuhren sie an, die vier kleinen Motoren heulten und surrten. Sie hatten schon fast die Aufzüge erreicht, als Sam auf einmal lachte. Es war ein kurzer, humorloser Laut, der beinahe einem Schmerzensschrei glich.
    »Verdammte Scheiße«, sagte Sam.
    Bull fiel nichts ein, um die Situation zu entspannen. Er beschränkte sich auf ein Nicken und lenkte den Karren in die breite Aufzugkabine. Sam weinte jetzt, doch ihre Miene wirkte alles andere als bekümmert. Er nahm an, dass sie im Dienst noch nie eine derartige Demütigung hatte hinnehmen müssen – oder wenn, dann war es nicht oft genug geschehen, um eine Hornhaut wachsen zu lassen. Sie hatte den Schlag an seiner Stelle eingesteckt, und das war unehrenhaft von ihm und fühlte sich an, als hätte er etwas geschluckt, das er nicht lange genug gekaut hatte. Er hatte einen Kloß im Hals.
    In der Wache saß Serge am Empfangstisch.

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