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Abaton

Abaton

Titel: Abaton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Jeltsch
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zusammen.
    „Keine Sorge. Er ist nur bewusstlos“, sagte Clint gelassen. „Bringt ihn in die Kammer.“
    Clint deutete auf den kleinen, fahrstuhlähnlichen Raum, in dem Edda so lange festgesteckt hatte. Er hatte den auf seinen iPad überspielten Wohnungsgrundriss genau studiert und diese Kammer entdeckt. Clint schien es der ideale Platz, um seine drei Zielpersonen auszuschalten.
    Edda und Linus warfen sich einen Blick zu. Fieberhaft überlegte Linus, wie sie dem Gefängnis entgehen konnten. Doch ihm fiel nichts ein. Clint trieb sie an und Linus und Edda blieb nichts anderes übrig, als den bewusstlosen Simon in die Zelle zu ziehen. Sofort schloss sich hinter ihnen die Tür.
    Clint verriegelte sie zusätzlich.
    Die drei Freunde waren gefangen. Edda kniete sich neben Simon. Ihr Kopf schmerzte und sie war wütend auf sich, weil sie so viel Alkohol getrunken hatte.
    „Was will der Scheißkerl?“ Sie schaute verzweifelt zu Linus hoch und sah, wie fassungslos er war.
    „Ich glaub, er hat Olsen ermordet ... den Mann aus Köln, der mir geholfen hat.“ Kraftlos sackte Linus zu Boden und starrte vor sich hin. „Und er hat auch meine Eltern auf dem Gewissen.“
    „Aber das kannst du doch gar nicht ...!“
    „Doch, ich weiß es!“, erwiderte er scharf. Dann wurde seine Stimme wieder sanfter. „Ich will jetzt kein Gerede von Hoffnung mehr, bitte. Ich hab mir lang genug selbst was vorgemacht. Dieser Typ war auf demselben Überwachungsvideo, im selben U-Bahn-Waggon, in dem meine Eltern zum letzten Mal zu sehen sind. Ich bin sicher, er arbeitet für gene-sys .“
    „Und jetzt sind wir dran ...?“
    Eine Antwort erübrigte sich. Sie schwiegen. Edda schaltete ihr Handy ein. Sie wusste, hier gab es keinen Empfang. Aber sie wollte etwas Licht haben. Linus tat wortlos das Gleiche. Beide hingen ihren Gedanken nach. Was war in den fast 15 Jahren ihres Lebens alles passiert? Und wie vieles hatten sie noch nicht erlebt? Das war die viel entscheidendere Frage. Linus hätte so gerne die Welt gesehen. Amerika. Asien. Er hätte so gerne etwas Bedeutendes erfunden. Etwas Bleibendes. Von dem man in Jahrhunderten noch sprechen würde. Und er hätte gerne mit einem Mädchen geschlafen.
    Er schaute Edda an. Doch sie schien ganz bei sich zu sein. Plötzlich meinte sie, einen Hoffnungsschimmer zu sehen, der sich rasch ausbreitete. Sie wollte nicht akzeptieren, dass sie nichts mehr tun konnten. Und sie ging daran, den Raum nach einer möglichen Fluchtmöglichkeit abzusuchen. So wie sie es schon beim ersten Mal getan hatte. Doch dieses Mal tat sie es ruhig und systematisch. Mit den Fingerspitzen suchte sie nach Schrauben oder Nieten, die die Verschalung hielten.
    „Was tust du da?“, fragte Linus.
    „Hilf mir. Vielleicht gibt es einen Weg hier raus.“
    [ 1327 ]
    Clint sah sich in der Wohnung um. Bisher hatte er nur den Grundriss gekannt. Jetzt prägte er sich noch die Einrichtung ein. Es ging um Fluchtwege. Das war Routine. Er hatte verinnerlicht, dass er den Ort kennen musste, an dem er sich für längere Zeit aufhielt. Zielstrebig ging er auf den Zugang zum Keller des Hauses zu und verriegelte die Tür. Von dort würde niemand hereinkommen. Er selbst konnte durch diese Tür fliehen, falls etwas schiefgehen sollte, was er nicht glaubte. Aber er brauchte die Gewissheit, auch an einen Fluchtweg gedacht zu haben.
    Clint ging auf die Straße hinaus, wo sein Wagen parkte. Er schaffte die beiden Koffer mit seinem Equipment in die Wohnung. In aller Ruhe begann er, die Ausrüstung für seine Operation »Ex-Punkt-Eins-Zwei-Drei« aufzubauen.
    [ 1328 ]
    „Verdammte Scheiße!“, fluchte Linus und trat gegen die Wand. Sie hatten keine Möglichkeit entdeckt, ihrem Gefängnis zu entkommen.
    „Es gibt einen Weg“, sagte Edda überzeugt. Sie hatte sich wieder neben Simon gehockt. Noch immer lag er reglos am Boden. Beschienen von dem bläulichen Licht der Handys. Edda hatte seinen Kopf in ihren Schoß gelegt. Linus ärgerte sich, weil er eifersüchtig war. Jetzt, in dieser Situation. Er wandte sich ab.
    „Wie wird er es anstellen?“, fragte Edda in die Stille.
    „Was“, fragte Linus. „Wie er uns umbringen wird?“
    Edda nickte. In ihren Augen entdeckte Linus keine Angst.
    „Du glaubst wirklich, dass wir hier rauskommen?“, fragte er.
    Wieder nickte Edda.
    „Möglich, dass er uns bestimmten Frequenzen aussetzt“, sagte Linus schließlich. Er berichtete, was Olsen ihm über MK-Ultra erzählt hatte. „Sie haben herausgefunden, dass

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