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Abaton: Die Verlockung des Bösen (German Edition)

Abaton: Die Verlockung des Bösen (German Edition)

Titel: Abaton: Die Verlockung des Bösen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olaf Kraemer
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Stuhl. Mit einem Lautsprecherkabel fesselte er seine Hände hinter dem Rücken.
    „Wann wird er aufwachen?“, fragte Edda.
    „Ist besser, er bleibt weggetreten. Sonst kann er uns gefährlich werden“, sagte Olsen.
    „Aber was er über diese Greta gesagt hat, dass sie wisse, wo wir uns befinden ...“
    „Ihr tragt einen Chip, nehm ich an“, sagte Olsen gelassen.
    „Was?“
    „RFID-Chips“, sagte Olsen. „Sie werden sie euch unter die Haut implantiert haben. Merkt man nicht.“
    „Wow!“, sagte Linus leise. „Jetzt kapier ich: RFID. Die Dinger sind überall lesbar. Flughafen, Bahnhof. Banken. In allen Läden, durch die Diebstahlsicherungen am Eingang. Wenn GENE-SYS die mit Überwachungskameras gekoppelt hat, dann hatten wir nie eine Chance.“
    Die Kinder schwiegen. Olsen sah sie an. Dann zog er sein scharfes Messer.
    Dasselbe wie jedes Jahr, dachte Greta. Überall leuchtende Kinderaugen. Geschenke; immer teurer, weil die Eltern ein immer schlechteres Gewissen hatten. Zu fettes Essen, zu schlechtes Fernsehen und die Familie zu Besuch. Greta mochte Weihnachten nicht. Das Einzige, das ihr an den Feiertagen gefiel, war die Ruhe, die einkehrte. Dieses Jahr hatte Greta sie genutzt. Die letzten Tage waren ein einziger Triumph gewesen. Greta spürte, dass sie nun endlich die Früchte ihrer Entbehrungen würde ernten können. Marie und ihre Erinnerungen, Träume und Gedanken würden Wesentliches über Bernikoff verraten, das man in keinem seiner Bücher nachlesen konnte. Louise hatte sie nach Hause geschickt und ihr erzählt, dass die Behandlung über Weihnachten nicht fortgesetzt würde. Zu anstrengend, zu ängstlich war die Zwillingsschwester geworden. Wer weit gehen wollte, musste sich seine Gesellschaft gut aussuchen, dachte Greta. Allein in ihrem Büro überprüfte sie wie jeden Abend die Bewegungsprotokolle der Kinder. In den ersten Stunden des Tages hatte sie nichts Ungewöhnliches bemerkt, dann aber, vor wenigen Stunden, war eine Anomalität aufgetreten. So wie Eddas Signal vor Kurzem für einige Zeit vollkommen verschwunden war, so waren nun alle drei Signale für fast 90 Minuten wie vom Erdboden verschluckt. Greta klickte sich durch die Zeitintervalle von fünf Minuten. Schließlich tauchten die Signale wieder auf. Greta beruhigte das. Doch nur kurz. Denn als sie die Intervalle weiterverfolgte, stellte sie irritiert fest, dass Edda, Linus und Simon vor gut einer Stunde Berlin verlassen hatten. Ihre Signale schienen der Bahnstrecke nach Göttingen zu folgen. Greta wurde unruhig. Wie war das möglich? Das widersprach all ihren Erwartungen. Wie konnte es sein, dass Edda ihre Großmutter aufgab?
    Greta prüfte die Zugfahrpläne. Es gab keinen Personenzug, der um diese Uhrzeit Berlin in Richtung Westen verlassen hatte. Einzig ein Güterzug hatte diesen Weg genommen. Greta ließ keine Panik zu. Sie wusste, dass nur rationales Denken zu Lösungen führen konnte. Waren die Kinder mit dem Güterzug aus Berlin verschwunden? Warum? Erneut ging sie die Protokolle durch und isolierte auf dem Stadtplan den Ort, an dem auf einmal Edda und schließlich alle drei aus der Überwachung verschwunden waren. Es handelte sich um einen alten Häuserblock mit verschiedenen Hinterhöfen und genügend Funkmasten, über die GENE-SYS die Chips aufspüren konnte. Trotzdem konnte die Zentrale für die kurze Zeit keine Signale empfangen. Greta begann, die Bewohner des Wohnblockes zu recherchieren.
    Während sie recherchierte, ahnte Greta nicht, was sich zur gleichen Zeit circa 15 Meter über ihr tat. Olsen und die Kinder waren längst bis an den Teufelssee gefahren und hatten den Wagen dort zurückgelassen. Sie waren durch den Wald den Berg hinaufgestiegen und hatten dabei gezielt alle Überwachungskameras umgangen. Jetzt waren sie an dem kleinen Häuschen angelangt, das abseits der Abhöranlage stand und in dem die Steuerung der Lüftung untergebracht war.
    Die Kinder spürten die Schnitte, die Olsen ihnen zugeführt hatte, noch immer. Aus den Werkzeugen in Bixbys Arbeitsraum hatte Olsen ein Gerät gebastelt, mit dem er die Chips in den Körpern der Kinder aufspüren konnte. Bei allen dreien waren sie auf den Rückseiten der oberen rechten Oberschenkel implantiert worden. Olsen markierte die Stelle. Er ließ Schnee vom Fensterbrett holen und vereiste damit die Fläche, in die er mit einem über einer Flamme desinfizierten Messer schneiden würde. Dann operierte er die Chips heraus. Kleine, unscheinbare Plättchen. Antennen im

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