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Abaton: Die Verlockung des Bösen (German Edition)

Abaton: Die Verlockung des Bösen (German Edition)

Titel: Abaton: Die Verlockung des Bösen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olaf Kraemer
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Miniformat.
    „Wahrscheinlich hat Bixby die gemeint – deshalb sind wir ‚Antennen‘.“ Simon klang verbittert, als er die Chips wegwerfen wollte. Doch Edda hatte eine bessere Idee.
    Als sie Bixbys Haus verlassen hatten und Richtung Teufelsberg fuhren, überquerten sie eine Brücke.
    „Hier machen wir’s!“, rief Edda.
    Olsen hielt an, um Edda aussteigen zu lassen. Ein Güterzug rollte langsam unter ihnen durch die Nacht. Er transportierte Kohlen und wenig später drei Chips, die mit der Fracht nach Westen rollten. Olsen sah Edda zu, wie sie an dem Brückengeländer stand und dem Güterzug hinterherschaute. Ihm gefiel das clevere Mädchen. Es tat ihm weh, dass er niemals die Chance genutzt hatte, zur Ruhe zu kommen. Mit einer Frau zu leben, eine Familie zu gründen. Etwas zu hinterlassen, das wertvoller war als die Zerstörung, die sein Leben bestimmt hatte. Er wusste nicht, wie viel Zeit ihm noch blieb, doch diese Zeit wollte Olsen nutzen.
    Am Teufelsberg folgte Olsen Linus’ Anweisungen und parkte den Wagen in einem Feldweg am Fuß des Berges in der Nähe der alten Spandauer Poststra ß e. Niemand würde hier Heiligabend Notiz von ihm nehmen. Auf der Fahrt hatten sie diskutiert, ob sie das Pulver von Olsen einsetzen sollten. Es war nicht ungefährlich für die Menschen, die es inhalierten. Seine Gefahr lag darin, dass sie sich ihrem gelebten Leben stellen mussten. So hatte Olsen den Kindern erklärt, was er in den wenigen Minuten durchgemacht hatte.
    „Kann denen nicht schaden, ’n bisschen in sich zu gehen“, sagte Linus.
    „Wir werden nur nicht alle Zeit der Welt haben“, gab Olsen zu bedenken. Sie hatten längst nicht genug Pulver, um die Wirkung lange stabil zu halten. Einmal eingespeist würde immer neue Frischluft die Wirkung immer weiter verdünnen.
    „Eine halbe Stunde, vielleicht ein wenig mehr“, schätzte Olsen, „dann ist das Pulver aufgebraucht.“
    Während dieser halben Stunde mussten sich Olsen und die Kinder vor dem Rauch schützen. Da sie keine Schutzmasken hatten, mussten sie sich etwas anderes einfallen lassen: die Frequenz-Maschine. Wenn diese Maschine alles wieder in Ordnung bringen konnte, dann musste sie auch präventiv arbeiten können. Also spielten sie sich über das Notebook und die Haube mit den Drähten die eingespeicherten, normalen Frequenzen ihrer eigenen Hirne auf, die Olsen zuvor gespeichert hatte. Olsen war sich sicher, dass das mindestens eine Dreiviertelstunde Schutz vor allen Einflüssen bieten müsste, die von außen auf die Hirne eindrangen.
    Schließlich machten sie sich auf den Weg durch den Schnee, nicht ahnend, dass auf dem gesamten Gelände rund um den Teufelsberg Sensoren verteilt waren, die der Zentrale von GENE-SYS meldeten, dass es ungewöhnliche Bewegungen gab.
    Die Frau vor dem gläsernen Bildschirm reagierte, wie es die Vorschriften verlangten. Sie griff zu dem Telefon ohne Wählscheibe und informierte Greta.
    „Schicken Sie die Security raus“, befahl Greta.
    „Sind sicher bloß Wildschweine.“ Die Frau in der Zentrale stippte genervt ihre Zigarette aus.
    „Schicken Sie die Security!“ Greta wollte sichergehen. Das Verschwinden der Kinder aus Berlin hatte sie alarmiert. Sie ahnte, dass Gefahr drohte, auch wenn sie sich noch nicht erklären konnte, worin sie bestand. Die Liste der Bewohner des verdächtigen Häuserblocks hatte sie überflogen. Keiner der Namen sagte ihr etwas. Ihre Unruhe trieb sie zurück in das Schlaflabor. Sie hatte Victor geweckt und ihn ebenfalls dorthin bestellt. Greta hasste diffuse Gefühle, doch im Krieg hatte sie gelernt, darauf zu hören.
    „Beeil dich“, mahnte sie Victor.
    „Es nützt nichts, wenn ich mich beeile. Wir müssen dem Tempo folgen, das Marie durchhalten kann.“ Seine Stimme klang gereizt.
    Greta schwieg und schaute auf den Monitor. Er zeigte einen heimlichen Blick in den Zuschauersaal des Wintergartens. Die kleine Marie lugte durch das Loch im Vorhang und sah, wie sich der Saal allmählich füllte. Sie sah die Hakenkreuzfahne, die hinter der Loge angebracht worden war, und sie sah den Sessel, in dem er sitzen würde.
    „Marie!“ Bernikoff kam hinter den Vorhang, um sie zu holen. Marie sollte sich beeilen. Sie musste in die Maske und Garderobe. Man hatte umdisponiert und die Trapezkünstler aus dem heutigen Programm genommen. Der Salto-Mortale-Flieger konnte keinen Ariernachweis vorlegen. An normalen Tagen hätte das niemanden gestört; er war der Beste seiner Disziplin. Aber heute wollte man

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