ABATON: Im Bann der Freiheit (German Edition)
gefiel sich wieder und sie wusste, dass sie so auch Linus am besten gefallen hatte. Edda lächelte. Sie dachte an die Begegnung im All. Es tat ihr gut, dass sie mit Linus Kontakt gehabt hatte. Auch wenn es nur im Traum gewesen war.
„Sternenstaub ...“ Klang tatsächlich kitschig. Wie aus einem Märchen. Aber dann erinnerte sie sich daran, wie sich der Sternenstaub zu den Längengraden formiert hatte und plötzlich hatte sie das Gefühl, dass sie diese Linien irgendwo schon einmal gesehen hatte. Doch sie konnte sich nicht daran erinnern.
Ein Schmerz lenkte sie ab. Oder war es gar kein Schmerz? Edda spürte, dass mit einem Mal Bilder der Angst, der Bedrohung vor ihren Augen auftauchten. Sie hatte keine Ahnung, woher sie kamen, aber sie waren so klar und deutlich, dass Edda sie nicht ignorieren konnte. Sie ließ sie zu, konnte sie jedoch nicht einordnen. Irgendetwas sagte ihr, dass die Bilder und Gedanken im Zusammenhang mit den Plattformen standen.
War es ein Sturm, der aufkam?
Plötzlich hatte Edda es eilig. Die anderen feierten, und sie wusste nicht, wie klar die meisten von ihnen noch denken konnten. Sie hoffte auf Gopal und Schifter. Und auf Simon! Er kam ihr plötzlich in den Sinn. Ja. Simon. Wenn sie auf einen zählen konnte, dann auf ihn.
Edda kam auf das Deck der P1 gelaufen und rief, ob noch jemand auf der Plattform war. Da sie niemanden fand, ging sie in das Büro, von wo aus man mit den anderen Plattformen telefonieren konnte. Als sie das Büro betrat, erkannte sie Adriano, der an der Telefonanlage herumwerkelte.
„Adriano ...“, rief Edda und Adriano erschrak.
„Meine Güte, Edda. Ich dachte, ich wäre alleine hier. Warum feierst du nicht?“
„Ich muss mit Schifter reden. Oder Simon. Drüben auf der P3. Simon wär besser.“
„Sorry, aber die Leitung ist gestört“, sagte Adriano. „Versuche gerade, das hinzubekommen.“
„Dann muss ich rüber“, sagte Edda entschlossen und ging.
„Ich komm mit“, sagte Adriano.
Edda lief die Metallstufen hinunter zu der Anlegestelle und saß schon in einem der kleinen Boote, als Adriano dazukam.
„Was hast du es so eilig?“, fragte er und ließ den Motor an. Edda war schon drauf und dran zu antworten, als sie ihn irritiert ansah.
„Ich dachte, du wärst krank“, fiel ihr ein.
„Ja“, sagte Adriano. „Deshalb bin ich auch hier auf der P1 geblieben. Aber so ganz will ich mir die Feier nicht entgehen lassen.“
„Siehst gar nicht so krank aus.“
„Ist auch schon besser“, sagte Adriano und versuchte zu lächeln. Edda fühlte sich auf einmal nicht wohl in seiner Gesellschaft. Etwas stimmte nicht mit ihm. Adriano steuerte das Boot unter der Plattform hervor aufs Meer und auf die P3 zu. Erst da entdeckte Edda auf einer der drei eisernen Stelzen der P1 ein großes, weißes Kreuz, das in der Nacht leicht schimmerte. Edda wunderte es, aber sie hielt das nicht für bedeutend. Sie sah ja auch nicht die Spuren derselben Farbe auf Adrianos Händen.
[3226]
Wie Raubfische auf ihre Beute lauerten die drei Schnellboote auf ruhiger See unweit der Plattformen. Die Motoren waren abgestellt. Durch die Nacht drang die Musik von der P3 heran. Birdsdale kam in den Kommandostand und suchte mit dem Nachtsichtgerät die Stützen der Plattformen ab. Schließlich entdeckte sie das weiße Kreuz.
„Ziel ausgemacht“, sagte sie knapp und gab dann über Funk an die Besatzungen aller drei Boote die Positionen der Plattformen 2 und 3 durch. Laut Informant war die gesamte Besatzung der drei Plattformen zurzeit auf der P3, um zu feiern. Einen besseren Zeitpunkt zum Angriff konnte es nicht geben.
Birdsdale wandte sich nur an das dritte Schnellboot. „Kommando Zulu: Sprengung von Plattform 1 vorbereiten.“ Kurz darauf scherte das letzte Boot aus dem Verband aus und steuerte im Flüstermodus der Motoren auf die P1 zu. Zwei Söldner waren an Deck und warteten, bis das Boot an die äußere der Stützen herangefahren war. Einer der Söldner hielt das Boot in Position, während der andere knapp unter der Wasseroberfläche mit einem Magneten den Sprengsatz befestigte.
Sofort meldeten sie den Vollzug und zogen sich dann auf Birdsdales Befehl wieder auf die Kampflinie der beiden anderen Schnellboote zurück.
Unter Deck konnte Olsen noch immer keinen Kontakt zu Edda oder Simon herstellen. Wenn gleich der Sturm auf die Plattformen erfolgen würde, müsste er sich also ganz auf seinen Instinkt als Krieger verlassen. Olsen machte das keine Sorge. Er wusste, dass seine
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