ABATON: Im Bann der Freiheit (German Edition)
und streifte seine Strümpfe über. Sudden stand noch in der Tür.
„Ich geh schon mal“, sagte sie.
„Nein“, sagte Simon. „Warte. Dauert nicht lang. Oder ...?“ Damit sah er Edda an. Die antwortete nicht darauf.
„Was’n los?“, fragte Simon.
„Ich muss einfach mit jemandem reden“, sagte Edda schließlich. „Ich habe ein total ... schlechtes Gefühl.“
„Soll ich nicht doch gehen?“, erkundigte sich Sudden.
Edda schüttelte den Kopf.
„Nein“, sagte sie. „Es geht nicht um das ... das, was du denkst.“
„Ich weiß nicht, was ich gerade denke“, sagte Sudden. „Um was geht es denn nicht?“
Sie sah zu Edda und dann zu Simon. Auch er sah zu Edda und sie sah zu der zerwühlten Koje. Auf einmal mussten alle lächeln – mit einem Mal war die Verbindung wieder da.
„Ist es wegen Gopal?“, fragte Simon.
Edda wiegte den Kopf.
„Vielleicht. Nein. Ich weiß nicht. Ich weiß nicht, was mit mir ist. Seit Kurzem hab ich einfach kein gutes Gefühl mehr. Es ist ... als ob ... als ob alles auf einen Abgrund zusteuert.“
„Edda ... Geh’n wir feiern.“
„Nein. Nein, Simon. Es sind Bilder der Zerstörung. Ich empfange sie. Ich muss wissen, ob du sie auch empfängst. Oder ob ich verrückt werde ...“
„Edda. Wir gehen jetzt rauf und feiern mit den anderen. Das wird deine dunklen Gedanken vertreiben, okay?“ Sudden lächelte sie an.
Doch Simon schaute Edda in die Augen.
„Ist es wegen Linus ...?“, fragte er.
Edda schüttelte den Kopf. Zuckte dann mit den Schultern.
„Möglich, ja. Ich hab von ihm geträumt. Wir waren verbunden und sind im All herumgeschwebt ...“ Sie unterbrach, sah ihn an und versuchte ein Lächeln. „Er war da, Simon. Und jetzt dieses Gefühl, dass etwas Böses geschieht ... ich weiß nicht. Vielleicht will er uns warnen.“ Edda spürte, dass er ihr glaubte. „Du hast nichts empfangen?“
Simon schüttelte den Kopf. Oder hatte er doch etwas empfangen? Er war so beschäftigt mit Sudden gewesen, er hatte überhaupt nicht auf Signale geachtet – aber er spürte, dass mit Edda etwas nicht stimmte. Sie mussten mit Schifter und Bixby reden.
Sie hatten das Oberdeck der Plattform noch nicht erreicht, als eine enorme Explosion die Luft zerriss. Kurz nur hielten die drei inne, dann stürmten sie voll Sorge weiter hinauf. Außer Atem gelangten sie auf den Platz vor dem Saal. Alle Feiernden drängten schon heraus und schauten auf die P1, von der im Licht des Mondes nur die Silhouette zu sehen war. Deutlich war zu erkennen, dass ein Bein des Ungetüms aus Stahl abknickte. Ein metallenes Stöhnen und Krachen drang herüber wie von einem sterbenden Koloss. Nieten platzten wie Schüsse durch die Nacht. Einen langen Moment hielt sich das stählerne Ungeheuer auf seinen übrig gebliebenen zwei Beinen in der Schwebe, als ringe es mit der Schwerkraft. Dann aber, langsam, wie in Zeitlupe, neigte sich die gesamte Plattform zur Seite und versank in den Fluten.
Fassungslos sahen die Rebellen zu. Sudden und Simon schauten Edda an. Sie hatte recht gehabt. Entsetzte Stimmen wurden laut. Was hatte die Explosion verursacht? Durcheinander entstand. War noch jemand auf der P1 geblieben? Gopal drängelte sich durch.
„Edda! Edda ist noch drüben!“
Er wollte zu den Booten hinunter, und einige folgten ihm, doch Edda hielt sie zurück. Niemand war mehr auf der P1 gewesen. Einen Moment machte sich Erleichterung breit. Bis man Bixbys Stimme hörte, die immer lauter wurde.
„Sie sind da ... sie sind da! Sie! Sind! Da!“, rief er schließlich laut. Von allen Seiten drangen Männer in Schwarz gekleidet mit schwarzen Sturmhauben und Maschinengewehren auf sie ein. Mit kurzen Befehlen trieben sie die Rebellen zusammen. Holten die Letzten aus dem Saal und von den Toiletten. Eng gedrängt standen die Menschen, die eben noch gefeiert hatten, nun an der Brüstung. Plötzlich trat Bixby vor und ging einen der Männer an.
„Ich weiß, wer sie geschickt hat. Aber wir lassen uns nicht einschüchtern.“
„Ach nein?“, sagte der Mann hinter der Maske.
Er packte Bixby, zerrte ihn an die Brüstung und beugte ihn hinüber. „Mich schüchterst du aber auch nicht mehr ein“, sagte der Mann und versetzte Bixby einen Schlag. „Das ist für meine Kameraden, die du auf dem Gewissen hast.“
In diesem Moment erkannte Bixby die Stimme.
Es war der Mann, der die Wachleute bei gene-sys befehligt hatte. Den sie Greg genannt hatten. Bixby traf der zweite gezielte Punch. Er traf ihn an der Schläfe
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