ABATON: Im Bann der Freiheit (German Edition)
wohl eines Tages eingesetzt werden.“
„Zu welchem Zweck?“
„Ich weiß es nicht“, sagte Olsen.
„ gene-sys wollte eine Technologie entwickeln, um zu verhindern, dass aus Angst Böses entsteht und weiter in die Welt kommt“, warf Simon ein. „Das haben sie uns jedenfalls so erzählt.“
Edda nickte. „Bernikoff und Greta hatten eine Theorie von einer Kritischen Masse von Menschen, Avatare ... so was wie menschliche Antennen, die nur Gutes in die Welt senden und dafür sorgen, dass das positive Bewusstsein nicht unter ein bestimmtes Maß sinkt und sich sogar, ausstrahlend von diesen Avataren, unendlich multipliziert. Vielleicht wollte Greta die vierzigtausend, denen sie die Frequenz aufgespielt haben, dafür verwenden?“
„Möglich. Und alles im Namen des Guten ...“, sagte Olsen bitter. „Hier in den Unterlagen steht auch, dass gene-sys meinen alten ‚Freund‘ Clint auf euch angesetzt hatte, um auch euch die Frequenz aufzuspielen. Er war sogar in Köln, um Linus zu erwischen.“
„Und?“, fragte Edda besorgt.
„Ist ihm nicht gelungen, aber er ist euch dann nach Berlin gefolgt.“
Olsen klickte einen neuen Bericht aus den Bixby-Aufzeichnungen auf den Monitor und erläuterte weiter. „Dass ihr Clint entkommen seid und die Tatsache, dass unter euch dreien eine Kritische Masse entstanden war, hat euch für gene-sys noch interessanter gemacht.“
Edda und Simon begriffen, in welch großes Räderwerk sie da geraten waren. Es jagte ihnen einen Schauer über den Rücken. Aber sie empfanden auch Stolz, dass es ihnen gelungen war, all dem zu entkommen – und dass sie nun hier waren, um den vielleicht entscheidenden Gegenschlag zu führen.
„Ich frage mich, ob wir wirklich Auserwählte sind“, sagte Edda nachdenklich. „Warum dieser hohe Messwert für ‚Kritische Masse‘, den gene-sys bei Simon, Linus und mir festgestellt hatte? Woran kann das liegen?“
„Vielleicht daran, dass wir alle aus kaputten Familien kommen“, sagte Simon ironisch.
„Da seid ihr weiß Gott nicht die Einzigen“, sagte Olsen und verteilte den Rest Tee in die Becher.
„Vielleicht ist kaputt gar nicht kaputt, sondern nur anders heil“, sagte Sudden.
Olsen nickte. „Das kommt der Sache vermutlich am nächsten.“ Er war aufgestanden und setzte noch einmal Wasser auf. „Jeder Mensch birgt erstaunliche Anlagen in sich“, erklärte er. „Die meisten allerdings verkümmern unerkannt. Ihr glaubt nicht, wie oft ich in aller Welt benachteiligte oder sogenannte kranke Kinder gesehen habe, die über Fähigkeiten verfügten, die weit über dem Durchschnitt lagen. Wenn jemand das erkennt und ein Kind zusammen mit den richtigen Menschen in die richtige Umgebung setzt und diese Fähigkeiten fördert, hat man automatisch einen Menschen, der über dem Durchschnitt der Masse liegt. Ob im Guten wie bei euch ... oder im Bösen ...“
Olsen beendete den Satz nicht und wandte sich dem blubbernden Wasserkocher zu.
„Das haben Bernikoff und Greta offenbar richtig erkannt“, sagte Edda.
„Ist allerdings bedrohlich für unsere Gesellschaft“, sagte Simon voll Ironie. „Sie ist schließlich darauf angewiesen, dass wir alle funktionieren. Dass wir Angst haben und die meiste Zeit unseres Lebens damit verbrauchen, unsere Miete zu zahlen und unser Essen. Damit wir nicht zum Nachdenken kommen.“
Sudden lächelte. „Das hätte auch Schifter sagen können.“
„Stimmt aber doch!“
Olsen nickte und goss den Tee auf.
„Und alle spielen dabei mit. Die Eltern, die wollen, dass aus ihren Kindern was wird, die Schulen, die Konzerne. Und die gleichgeschalteten Medien ...“
Für einen Augenblick war es still in der großen Wohnung. Nur das leise Brummen der Lüftung der Computer war zu hören. Olsen brachte den Tee zurück zum Tisch.
„Noch wer Tee?“
Alle nickten.
„Es geht also darum, die Manipulation noch perfekter und die Entscheidungsmöglichkeiten noch geringer zu machen“, sagte Edda. „Ob Begabung oder nicht.“
„Genau da setzen Victor und Ono an“, antwortete Sudden. „ gene-sys und Greta haben sich noch auf Bernikoff und das Ende der Angst berufen, sie wollten verhindern, dass mehr Böses in die Welt kommt. Aber Victor und Ono wollen diese Technik nutzen, um uns zu willigen Konsumenten der Konzerne und zu Stimmvieh für die Politik zu machen.“
„Wie soll denn das funktionieren?“, fragte Simon skeptisch.
„Sie wollen über Internet eine bestimmte Frequenz als akustische Datei auf alle Videos und
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