ABATON: Im Bann der Freiheit (German Edition)
ihn.
„Hände hoch!“, schrie Simon. „Ich knall dich ab!“
Das Licht ging an, und Simon sah, dass es Sudden war, die vor ihm auf dem Boden lag.
Verblüfft und erleichtert zugleich ließ Simon seine Pistole sinken, als Edda gefolgt von Olsen aus dem Flur in den großen Raum trat. Es dauerte, bis sich das aufputschende Adrenalin in Freude über das Wiedersehen verwandelt hatte. Einzig Olsen blieb cool. Er nahm Simon die Pistole aus der Hand und ließ seinen fachmännischen Blick darübergleiten.
„Nicht schlecht“, sagte er anerkennend.
Simon lächelte Edda an. Abfällig verzog sie den Mund und schüttelte den Kopf.
„Fast hättest du Sudden damit erschossen!“, sagte sie.
Olsen gab Simon die Pistole zurück. „Solltest allerdings eine Kugel im Lauf haben, wenn du eine Waffe ziehst – es sei denn, du hast vor, Selbstmord zu begehen.“
Olsen sicherte das Treppenhaus und den Flur, bevor sie alle in den Untiefen von Bixbys Wohnung verschwanden.
„Hunger?“
Olsen hatte für alle Tee gekocht und schenkte ein. „Wir können Sandwiches machen. Ist alles da.“
Kurz darauf stand Edda Sudden gegenüber und beobachtete, wie konzentriert und anmutig sie die Brote belegte, wie schön und selbstbewusst sie dabei wirkte. Obwohl Edda von Simons Nähe zu Sudden wusste, war sie doch erstaunt, mit welch großer Vertrautheit die beiden miteinander umgingen. Aber zu Eddas großer Überraschung blieb das bekannte und unkontrollierbare Feuerwerk der Eifersucht in ihrem Herzen aus. Nicht einmal ein kleines bengalisches Licht glimmte auf. Stattdessen spürte sie Zuversicht. Darüber, dass Sudden und Olsen nun auch in ihrem Team waren. Edda empfand große Sympathie für die junge Frau, die so engagiert für ihre Sache kämpfte, genau wie für den alten verbeulten Soldaten, der so ein großes Herz hatte. Sie spürte, wie sehr Olsen sie und Simon mochte und wie gut es ihm tat, wieder eine Aufgabe zu haben, bei der er nicht Söldner war, sondern auf der Seite einer guten Sache stand. Natürlich konnte er das nicht zeigen, dachte Edda. Die meisten alten Männer konnten das nicht, und vielleicht war die Welt deshalb zu dem geworden, was sie war. Egal. Edda fühlte sich frei und zugleich mit den anderen verbunden. Das war alles, was zählte, denn jetzt waren nur noch sie vier übrig. Und als sie schließlich am Tisch saßen und aßen, hatte Edda das Gefühl von Familie.
Sudden berichtete Edda und Simon, dass sie mit Olsen versuchen wollte, die Verantwortlichen für den Massenmord auf der Plattform zu stellen und zur Rechenschaft zu ziehen. Bei ihrer Recherche waren sie auf Victor gestoßen, Gretas Assistenten. Olsen übernahm das Erzählen. Er zeigte ihnen ein Foto von Victor und schilderte, wie Sudden Victor in der Hotelbar aufgerissen hatte, und sie lachten Tränen. Doch als Edda und Simon erfuhren, was Victor und Ono vorhatten, wurden sie mit jedem Satz unruhiger. Sudden und Olsen hatten offenbar entdeckt, dass es ein noch größeres Verbrechen zu verhindern galt, und Sudden erklärte genauer, welch gefährliche Frequenz Victor für Ono entwickelt hatte.
„Sie würde jedem Menschen den freien Willen rauben“, sagte sie eindringlich. „Und ich bin sicher, sie stehen kurz davor, ihre Entdeckung weltweit anzuwenden.“
Edda und Simon schwiegen. Die Pläne ihrer Gegner waren viel perfider und weiter gediehen, als sie geglaubt hatten, und auf seltsame und beunruhigende Weise schien Suddens Bericht zu dem zu passen, was Edda und Simon bei ihrer Heimkehr nach Cuxhaven und Mannheim über Frequenzen und Schumann-Wellen erfahren hatten. Hatten sie überhaupt noch eine Chance gegen so skrupellose und unmenschliche Kreaturen, die ihre Freunde auf der Plattform einfach ermordet hatten?, dachte Edda. Dann beschloss sie, sich auf das Positive zu konzentrieren und die Wut über die Gegner in ihre eigene Attacke zu leiten.
„So was wie mit dieser Hypnose-Frequenz hat gene-sys bei uns auch versucht“, sagte sie. „Damals im Camp. Nur wir und Thorben sind dem entkommen. Aber wir haben nie herausgefunden, wozu sie das gemacht haben.“
„Hier!“ Olsen deutete auf die Computerschirme, die an den Wänden des riesigen Raums standen. „Die Daten von Bixby geben einen kompletten Überblick über die Ziele von Greta und gene-sys . Demnach sind es inzwischen weltweit fast vierzigtausend Menschen, denen gene-sys in den vergangenen Jahren die Hypnose-Frequenz aufgespielt hat. Ich nehme an, das sind so was wie Schläfer. Sie sollten
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