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ABATON: Im Bann der Freiheit (German Edition)

ABATON: Im Bann der Freiheit (German Edition)

Titel: ABATON: Im Bann der Freiheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jeltsch
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Hast du das vergessen?“ Edda sah ihn an. „Wie würde er sich jetzt wohl an unserer Stelle entscheiden?“
    Edda wandte sich ab.
    [3114]
    Linus lauschte auf seinen Atem. Er spürte seinen Gedanken nach. Und seinen Gefühlen. Was empfand er bei dem Gedanken, dass nun Simon mit Edda unterwegs war? Glaubte er wirklich, dass er die Freunde jemals wiedersehen würde? Oder war es nur ein Versuch, sich vor der Traurigkeit zu schützen, die hinter jedem Gedanken darauf lauerte, ihn zu schwächen und hinabzuziehen. Linus wusste ja nicht einmal, wo seine Freunde waren. Furcht kam in ihm auf. Dass die Freunde unendlich weit fort von ihm waren. Warum sonst war ihre Verbindung so schnell wieder abgebrochen? Machte er sich nur etwas vor mit seinem Optimismus? Sich selber täuschen ... darin war er schon immer richtig gut gewesen. Dass die Mädchen ihn nicht beachteten, lag an seinem einschüchternden Wesen und Wissen; so hatte er es sich immer eingeredet. Dass seine Eltern nie wirklich ein offenes Ohr für ihn hatten, lag daran, dass er schon so erwachsen wirkte. Und dass er niemanden hatte, den er seinen besten Freund nennen konnte, war eine Folge davon, dass sich ihm jeder unterlegen fühlte. Linus kannte die wahren Gründe, aber mit seinen Täuschungen ließ es sich besser leben. So wie jetzt. Wenn er ehrlich war, empfand er nichts als Einsamkeit. Er hatte fast vergessen, wie sie sich anfühlte. Aber nun war sie mit so großer Wucht in ihn eingedrungen, dass er das Gefühl hatte, sie hätte ihn niemals verlassen. Ein schrecklich vertrautes Gefühl.
    Als er Edda und Simon begegnet war, als sie für ihn auf die großartige Zukunft bei gene-sys verzichtet hatten, da hatte Linus geglaubt, dass es für immer vorbei sei mit seiner Einsamkeit. Er hatte echte Freunde gefunden. Nicht von der Art, die er vom Schulhof kannte, die in ihrer oberflächlichen Eifersucht ständig neue Beweise für ihre Freundschaft brauchten. Edda und Simon waren seine Verbündeten und Kampfgefährten. Sie waren seine Familie. Die einzigen Menschen, auf die er sich ohne Bedenken verlassen konnte. Seine Eltern hatten ihn belogen und im Stich gelassen; was aber Linus mit seinen Freunden erlebt hatte, hatte sie einander so nah gebracht, dass er ohne zu zögern alles für Edda und Simon getan hätte. Genau so hatte er am Teufelsberg gehandelt. Und im Gegensatz zu seinen kindlichen Spielen damals, wollte er jetzt kein Lob dafür. Er hatte es aus Freundschaft getan. Aus Liebe. Das, was Linus und Edda und Simon verband, war so ehrlich. Und so tief. Es war eine so große Nähe, dass es Linus, wenn er nur daran dachte, vor Glück Tränen in die Augen trieb. Wie kann man mehr eins sein mit anderen Menschen? Menschen, mit denen man „reden“ kann, ohne zu sprechen. Mit denen man sich nur über die Gedanken verständigt. Es war das große, gute Gefühl, wirklich besonders zu sein. Das sie gemeinsam erschufen, wenn sie sich „zusammenschlossen“. Das war wie eine Wolke aus Gefühlen. Aus guten Gefühlen. Überwältigend.
    Nein. Viel mehr!
    Es war grenzenlose Freiheit, die sie sich gegenseitig gewährten. Jeder hatte Zugang zu allen Geheimnissen der anderen, jeder legte alles von sich offen, voll Vertrauen. Aus diesem Schritt war Edda, Simon und Linus eine ungeheure Kraft erwachsen, ein Gefühl der Unbesiegbarkeit. Als hätte man drei Super-Computer vernetzt, die gemeinsam noch leistungsfähiger waren. Mehr als die Summe aus drei. Viel mehr. Wie sie es geschafft hatten, mit der Kraft ihrer Gedanken Greta zu beeinflussen. Aber es war eigentlich nicht die Kraft der Gedanken, dachte Linus. Vielmehr hatte er das Gefühl gehabt, irgendetwas hätte ihn gedacht. Linus rief sich Eddas Lachen vor das innere Auge und empfand eine große Ruhe. Wie sehr er sich am Anfang in diesem Mädchen getäuscht hatte; aufgetakelt wie eine blöde Tusse war sie ins Camp gekommen. Aber das war alles nur Fassade gewesen. Ein Schutz, mit dem sie sich umgeben hatte, um sich nicht selber nahekommen zu müssen. Sie hatte sich in den letzten Monaten komplett gewandelt, war zu einer Kriegerin geworden und Linus war ihr verfallen. Zu dumm, dass er nie den Mut gehabt hatte, ihr zu sagen, was er wirklich für sie empfand. Wirklich wirklich. Aber war das Liebe? Oder war das nicht viel mehr? Woran sollte er bloß festmachen, ob es nur Liebe war? Und warum nannte er es in seinen Gedanken gerade „nur Liebe“? Mein Gott, war das alles kompliziert. Und dennoch war Linus voller Vorfreude auf das, was das

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