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ABATON: Im Bann der Freiheit (German Edition)

ABATON: Im Bann der Freiheit (German Edition)

Titel: ABATON: Im Bann der Freiheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jeltsch
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ist mit der Sache aus dem Polizeifunk? Die Schusswunde im St.-Marien-Krankenhaus; der Jugendliche ... habt ihr das überprüft?“ Damit wandten sie sich ab.
    Olsen war alarmiert. Längst war ihm klar, dass es sich bei dem Jungen um Linus handeln musste. Er warf seinen Plan, den Computer zu stehlen, über den Haufen. Jetzt ging es darum, Linus zu retten.
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    Simon starrte auf den Bildschirm und sah zu, wie Edda den Kuss erwiderte. Wie ihre Körpersprache sich veränderte, sie weich und anschmiegsam wurde und ihre Arme mit den blonden Härchen um Gopal legte und ihn küsste.
    Simon seufzte. Er hatte beschlossen, mit Sudden seiner Eifersucht auf den Grund zu gehen; sie auszumerzen, bevor sie ihm noch einmal so schmerzhaft wirklich werden konnte. Doch manchmal wurde es ihm einfach zu viel. Ohne Sudden und ihre humorvolle Unterstützung hätte er nie überstanden, was er in den letzten Tagen an Bildern zu sehen bekommen hatte.
    „Bist du nie eifersüchtig?“, fragte er sie, als sie mit zwei dampfenden Tassen wieder in den Raum kam.
    Sudden überlegte kurz. „Es gibt Wichtigeres im Leben, als sich zu überlegen, wer gerade wo mit wem ist und was macht, oder?“
    „Zum Beispiel?“
    „Wie wir endlich einen neuen Schlag gegen unsere Gegner führen können. Jetzt, wo die Kritische Masse nicht funktioniert hat.“
    Simon nahm das als Spitze. Er wusste, dass die Bewohner der Insel ihm seither aus dem Weg gingen. Kein Schulterklopfen mehr, kein Applaus. Sudden bestätigte das.
    „Musst du verstehen. Die meisten wollen auch endlich wieder von dieser Insel verschwinden!“
    „Ganz schön beschissener Platz“, entfuhr es Simon. „Als Hauptwohnsitz, mein ich“, fügte er hinzu.
    Sudden lachte. Vor allem lachten ihre Augen, dachte Simon. Was für perfekte Geschöpfe manche Mädchen waren. Ob nur Jungen sie so sehen konnten? Sudden war aus England auf die Plattform gekommen und vorher auf einer demokratischen Schule gewesen, auf der die Kinder die Regeln selbst bestimmten und ebenso, was sie lernen wollten. Ihre Eltern waren bekannte Musiker und tourten fast das ganze Jahr durch die Welt, sodass es für Sudden normal war, in Gesellschaft von anderen Jugendlichen zu leben. Auch auf „Summerhill“, so hieß die Schule, die sie in Suffolk besucht hatte, hatte es keine Eltern gegeben. Die Kinder wohnten wie in einem Internat und regelten ihren Alltag selbst.
    Sudden hatte Schifter vor einigen Jahren als Gastdozent an der Schule kennengelernt und ihn über ein soziales Netzwerk wiedergefunden, wo sich unter dem Namen » Abaton « die ersten Jugendlichen und Erwachsenen organisiert hatten, die etwas grundsätzlich verändern wollten, und wegwollten vom kritiklosen Glauben an das Kapital und sein Wachstum.
    Vor ein paar Tagen hatte Sudden ihm die P3 gezeigt. Die Computeranlagen auf der Plattform waren die stärksten Rechner, die man auf dem Markt besorgen konnte. Zehn Leute waren dafür zuständig, die Rechenleistung und Kapazitäten zu erweitern und die Geräte zu warten. Die Serverräume waren komplett isoliert, und die Wände waren mit einem wasserabsorbierenden Material verkleidet, das extra aus England auf die Inseln geschafft worden war und regelmäßig ausgewechselt werden musste.
    Vieles auf den Plattformen, wie die Toiletten und die Duschen, war primitiv oder improvisiert. Zum Spülen benutzten sie Salzwasser, das mit lauten Pumpen aus dem Meer auf die Plattform und gurgelnd wieder ins Meer befördert wurde. Jeden zweiten Tag legte ein Schiff ab, das frischen Fisch und Algen für die Bewohner fing, und auf jeder der Plattformen gab es Räucherstationen in der Nähe der Küche, aus denen mittags der Rauch über die Plattform zog. In gewisser Weise war diese Gemeinschaft der Albtraum der Vision von gene-sys . Junge Menschen, die sich mit ihren Fähigkeiten zusammengefunden hatten – nicht um eine Elite zu bilden und Karriere zu machen, sondern um die Eliten der Welt zu entmachten, indem sie mehr Wissen als diese hatten und sie der Lächerlichkeit preisgaben. Simon war glücklich darüber, hier mitten in der Nordsee auf der Insel gelandet zu sein. Verbündete zu treffen und Menschen, für die es etwas anderes zu geben schien als Alltag und Karriere. Sein Vater würde ihn bewundern. Von ihm wusste er, dass Sudden diese Dinge nicht erfand. Er brauchte nur an das Schicksal seines Vaters zu denken, der unter mysteriösen Umständen verhaftet und in Haft gehalten wurde.

    Irgendwann gingen sie hinaus auf das Deck, wo sich

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