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ABATON: Im Bann der Freiheit (German Edition)

ABATON: Im Bann der Freiheit (German Edition)

Titel: ABATON: Im Bann der Freiheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jeltsch
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Plattform Edda und Simon schnitten. Nach der fehlgeschlagenen Bildung der Kritischen Masse hatte die Stimmung begonnen zu kippen. Wären Edda und Simon erfolgreich gewesen und der spektakuläre Plan, das Finanzgeschäft weltweit einzufrieren, wäre umgesetzt worden, dann hätten alle Bewohner die Inseln im Triumph verlassen können. Jetzt aber drohte so etwas wie ein Lagerkoller. Deshalb hatte Schifter zur Versammlung im großen Saal der P1 gerufen und fast alle waren erschienen. Nur ein paar Wachen waren auf Station zurückgeblieben.
    Vor wenigen Augenblicken war Simon erschrocken, als Edda sich am anderen Ende des Raums von Gopal löste und auf ihn zugesteuert war. Ihre Haare waren kurz geschnitten und standen in wildem Gewusel von ihrem Kopf ab. Sie schien älter und es schien ihr gut zu gehen. Freute ihn das? Oder hatte er gehofft, dass sie ihn vermisst hatte? Dass sie litt?
    Edda umarmte ihn. Zum ersten Mal seit Simon die P1 verlassen hatte, sahen sie sich wieder, doch blieb kaum Zeit, um miteinander zu sprechen, bevor die Hauptversammlung begann. Simon war aufgeregt, seine Hände feucht und sein Mund trocken. Er würde Sprecher der Hauptversammlung sein. DER Sprecher. Von allen Ideen, die nach dem Scheitern der Kritischen Masse auf den Plattformen gesammelt und entworfen worden waren, war die, die er in Suddens Zimmer gehabt hatte, jene, die sich bei Schifter und seinen Telefonaten mit Bixby schließlich durchgesetzt hatte. Trotzdem musste die Mehrheit der Plattformbewohner dem neuen Plan zustimmen. Deshalb hatten sie sich heute hier versammelt. Am kommenden Samstag sollte das zweitägige Fest zum fünfjährigen Bestehen der Gruppe um Bixby und Schifter steigen, aber vorher ging es um Plan B. Und Schifter wusste, dieser Plan musste gelingen. Es ging mit dieser nächsten Aktion um den Zusammenhalt der Gruppe, um die Zukunft der Gemeinschaft.

    Schifter erwähnte, dass sich Linus in Bixbys Obhut befand. Doch noch wisse niemand, ob Linus jemals wieder so gesund werden würde, dass er mit den beiden anderen eine Kritische Masse würde bilden können. Trotzdem stehe auf der Plattform nach wie vor alles bereit, um ihre Frequenz aufzuzeichnen, zu digitalisieren und ihre Essenz über die unzähligen Netzverbindungen, die sie von ihren Servern aus hatten, aufzuspielen.
    „Doch unser Plan, die Börsen einzufrieren, um die Absurdität von ständigem Wachstum vorzuführen und nebenbei auch große Geldmengen umzuleiten, ist in diesem Anlauf gescheitert. Das ist sehr schade, vor allem, weil es Teil des Plans war, das Geld über Bitcoins zu anonymisieren. So wollten wir es Organisationen in Afrika, China und Indien zur Verfügung stellen, die sich ähnlichen Zielen verpflichtet fühlen wie wir und die von der Herrschaft des Kapitals noch schlimmer betroffen sind. Sie brauchen dringend unsere Hilfe und Unterstützung.“
    Zu ihrem Erstaunen sah Edda, wie Schifter plötzlich auf Simon und Sudden deutete und die beiden mit einer Geste aufforderte, einen Schritt nach vorn zu treten. Edda fühlte sich ausgeschlossen, und sie ärgerte sich, dass sie so fühlte.
    Simon lächelte. Wie im Camp damals, dachte er. Ihre Blicke begegneten sich. Immer noch war es nicht einfach, den Gedanken an Edda, an seine Eifersucht einfach auszublenden. Doch bevor Simon sich weiter in solchen Betrachtungen verlieren konnte, ließ Sudden mittels eines Beamers ein großes Bild an die Wand werfen.
    Simon räusperte sich.
    „Wir sehen hier die Kabelverbindungen, die zwischen Europa und den USA beziehungsweise Indien auf dem Meeresgrund verlaufen“, sagte Simon mit lauter Stimme. Er war es nicht gewohnt, vor so vielen Menschen zu sprechen, aber er hatte es geübt. Den Blick leicht über die Köpfe der Menge, zwischendurch Augenkontakt, Lächeln und Sudden an seiner Seite, das war der eine Teil. Die Tatsache, dass er vor Edda und Gopal einfach um keinen Preis der Welt abkacken wollte, war der zweite. Sie beflügelten ihn jetzt dazu, frei zu sprechen. Ohne den Schmerz der letzten Tage wäre er dazu kaum in der Lage gewesen. Seltsam, wie aus einer Katastrophe etwas völlig anderes werden konnte, wenn man nicht aufgab, sich nicht in negativen Gefühlen und Selbstmitleid verlor, dachte er und deutete auf einige rötlich markierte Linien, die zwischen zahllosen anderen auf einer topografischen Karte des Meeresbodens von Kontinent zu Kontinent verliefen.
    Schifter unterbrach ihn mit seiner Erklärung.
    „Die rötlich eingefärbten Kabel sind übrigens

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