ABATON: Im Bann der Freiheit (German Edition)
sagte Olsen. Er setzte sich zu Bixby, der ihm wortlos ein Glas Bourbon anbot. Olsen schüttelte den Kopf. Er hatte noch etwas vor.
„Der Rechner, mit dem gene-sys das Hirn von Eddas Großmutter angezapft hat ... ich hol ihn mir“, sagte Olsen. „Wenn ich das nämlich recht verstehe, dann ist das Ding eine Chance, mit Linus in Kontakt zu treten.“
Er wartete auf eine Reaktion von Bixby. Aber der rührte sich nicht.
In der Zeit, in der die beiden auf Thorbens Mutter gewartet hatten, hatte Bixby Olsen von Gretas Selbstmord berichtet. Olsen hatte geduldig zugehört und seine Zweifel an dem Selbstmord für sich behalten. Das Gespräch, das er beim Lagerhaus zwischen dem Söldner und Victor über Linus mitgehört hatte, ließ ihn vermuten, dass auch Greta ein Opfer der neuen Machthaber bei gene-sys geworden war. Die Tat wie einen Selbstmord aussehen zu lassen, war ihm sofort geläufig. Er wusste aber auch, dass er Bixby besser nicht mit seinem Verdacht beunruhigen sollte. Der Tod dieser Frau hatte ihn mehr getroffen, als er sich eingestehen wollte. Das erkannte Olsen mit einem Blick auf die „Unterlagen“, die Bixby studierte. Es waren Fotos aus der Zeit, als er mit Greta gene-sys gegründet hatte.
Erst die Stille, die entstanden war, machte Bixby jetzt darauf aufmerksam, dass Olsen eine Antwort erwartete.
„Entschuldigung. Was war Ihre Frage?“
„Der Computer, mit dem Maries Gedanken aufgezeichnet wurden ... ob er zur Kommunikation mit Linus dienen kann?“, fragte Olsen noch einmal.
„Ja“, sagte Bixby, nachdem er überlegt hatte. „Ja, das ist denkbar.“ Auf einmal wirkte Bixby lebendiger. „Das ist sogar sehr gut denkbar. Wenn wir diesen Rechner bekommen könnten, dann wäre möglicherweise noch sehr viel mehr möglich als nur eine einfache Kommunikation. Ja. Finden Sie diesen Rechner.“
Olsen begriff, dass Bixby etwas im Kopf herumging, das ihn plötzlich begeisterte, und auf einmal hatte er Bedenken, Linus bei diesem Mann zurückzulassen.
Er lenkte das Gespräch auf einen Punkt, der ihn schon bei der Flucht aus dem Krankenhaus kurz beschäftigt hatte. Es ging ihm um Bixbys Anwesenheit, dort bei der Klinik. Warum war er dort aufgetaucht? Olsen war sich nicht sicher, ob er seinem Gegenüber wirklich vertrauen konnte.
„Polizeifunk“, erklärte Bixby und ging an eine seiner Apparaturen. „Ich kann ihn abhören.“ Er schaltete das Gerät ein und man hörte tatsächlich den Funk der Berliner Polizei.
„Sie hatten gemeldet, dass sie einen Jungen mit Schusswunde suchen, der aus dem St.-Marien-Krankenhaus entführt worden war“, erläuterte Bixby weiter. „Die Beschreibung passte auf Linus.“ Er sah Olsen an und zuckte mit den Schultern. „Dass ich gerade recht kam, war dann allerdings ein glücklicher Zufall.“
„Was wollen Sie von Linus?“
„Ich wusste, dass seine beiden Freunde in Sicherheit sind. Aber Linus war noch verschwunden.“
„Wo?“, wollte Olsen wissen. „Wo sind Edda und Simon?“
„Bei Freunden.“
„Was für Freunde sind das?“
Bixby sah Olsen an und begriff. „Sie denken, ich führe etwas im Schilde.“
„Tun Sie’s?“
„Es wäre wohl angebrachter, wenn ich Ihnen misstraute“, sagte Bixby. „Schließlich hatten Sie mich gefesselt, nachdem ich Ihnen alles über den Teufelsberg verraten hatte.“
Olsen nickte. Sie mussten einander vertrauen. Und auch wenn er nicht unbedingt an glückliche Zufälle glaubte, ließ er es nun doch dabei bewenden. Thorbens Mutter hatte gesagt, dass Linus sicher acht, neun Stunden durchschlafen würde; diese Zeit wollte Olsen nutzen, um den Computer aus dem Lagerhaus zu entwenden.
„Sie haben nicht zufällig auch so ein Gerät?“, fragte Olsen noch, bevor er sich auf den Weg machte. Bixby schüttelte den Kopf.
„Nein. Das war eine von Gretas Entwicklungen“, sagte er und Sentimentalität schwang in seiner Stimme mit. „Sie war genial ... auf ihre Weise.“
Bixby hing seinen Gedanken nach und registrierte erst nach einer Weile, dass Olsen gegangen war. Er überlegte einen Moment, stand dann auf, holte sein Handy und wählte eine eingespeicherte Nummer. Nach dreimaligem Klingeln meldete sich Schifters Mailbox. Bixby wartete die Ansage ab und bat dann um Rückruf.
„Melde dich. Es gibt Neuigkeiten ...“
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Nervös wischte Simon sich die feuchten Hände an der Trainingshose ab, als Schifter Simon und Edda zu sich nach vorne holte. Schifter hielt das für notwendig. Er hatte mitbekommen, wie die Bewohner der
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