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ABATON: Im Bann der Freiheit (German Edition)

ABATON: Im Bann der Freiheit (German Edition)

Titel: ABATON: Im Bann der Freiheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jeltsch
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einen Mann für sich gefunden hatte, der ihr gewachsen war, der sie verstand und mit dem sie träumen konnte, und jetzt wusste sie nicht mehr, ob sie ihn überhaupt noch mochte.
    Sie wollte nicht, dass er ihre Tränen sah, stand auf und verließ die Kabine. Sie hörte die Tür hinter sich zufallen, wartete einen Augenblick, ob er ihr folgen würde, und ging dann hinüber in die Küche. Sie griff in das Regal, nahm eine Flasche Wodka heraus und schloss sich in ihrer winzigen Kabine ein.
    [3221]
    Simon und Sudden lagen nebeneinander auf Suddens Bett und schauten auf einen Laptop.
    „Wenn die Plattform aufgelöst wird, wo gehst du dann hin? Zurück nach England?“, fragte Simon.
    Sudden stützte sich auf den Ellbogen und sah ihm in die Augen.
    „Wollen wir zusammen irgendwohin gehen?“, fragte sie.
    Verwundert schaute Simon sie an. Die Frage freute ihn. Aber war das ihr Ernst?
    „Geht die Sache hier nicht irgendwo anders weiter?“
    Sudden nickte. „Ich kämpfe auf jeden Fall weiter! Wenn wir nicht handeln, wird alles noch schlimmer“, sagte sie. „Aber wir können trotzdem zusammen gehen.“
    Simon lächelte. Der Gedanke gefiel ihm.
    „Zum ersten Mal in der Geschichte haben wir eine Chance, unsere Gegner zu schlagen“, fuhr Sudden fort. „Weil wir uns besser auskennen, weil wir schneller und mutiger sind und weil die digitale Welt unsere ist. Wir verfügen über größeres Wissen, bessere Technik und sogar andere epigenetische Möglichkeiten als sie, aber die Weichen werden jetzt gestellt. Wenn Monsanto, gene-sys , Google, Apple, Microsoft und Facebook und die Regierungen uns zuvorkommen, dann wird ihre Macht auf lange Zeit gesichert sein.“
    Simon hatte diese Worte in anderer Form schon einmal gehört. Von seinem Vater. Und er wünschte, dass er jetzt bei ihnen sein könnte. Er und Sudden würden sich bestimmt gut verstehen.
    „Eins muss man gene-sys lassen“, sagte Simon. „Die haben wirklich erkannt, welche Chance darin liegt, wenn Kinder nicht komplett formatiert sind. Wir sind ganz schöne Freaks, stimmt’s?“
    Sudden lachte und beugte sich über ihn.
    „Freaks wie Einstein, Edison und Kafka, die nicht mit dem System klarkamen, kein Abitur gemacht haben und lieber die Welt veränderten?“
    „Vielleicht konnten sie das gerade nur, weil sie nicht so lange in der Schule waren.“
    Sudden nickte. „Sie konnten dadurch freier denken und ihr Bewusstsein in andere Bahnen lenken als die, die die Herrschenden ihnen angeboten haben. Aber zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit bildet sich das Bewusstsein heute global selbst ab.“
    „Meinst du damit das Netz?“, fragte Simon. „Aber das beherrscht doch auch nur eine kleine Elite.“ Er dachte an seine pickligen Gamer- und Facebook-Freunde aus Mannheim. Eine Elite war das ganz sicher nicht. Und von Bewusstsein konnte man bei denen auch kaum reden, vielleicht versuchten sie es auch deshalb dauernd zu erweitern, indem sie kifften oder Badesalze rauchten. In Wirklichkeit lag die Technik in den Händen von wenigen. „Eine Lokomotive oder einen Fernseher konnte man noch verstehen, auseinandernehmen und wieder zusammenbauen. Mit einem Computer oder Smartphone sieht das ganz anders aus.“
    Sudden rückte näher. „Du hast recht. Und außer uns hier auf der Plattform weiß kaum jemand was über diese noch herrschende Elite – aber wir wissen alles über sie“, sagte Sudden und schaute ihn an wie eine irre Wissenschaftlerin ihr liebstes Insekt. „So wie ich alles über dich weiß!“
    Simon lachte und Sudden kam noch näher.
    „Fast alles ...“
    Er spürte die Wärme ihres Atems und wie gut er roch. Es fiel ihm schwer, noch zu denken. Plötzlich gab es nichts mehr zu sagen.
    Ihre Gesichter waren sich ganz nahe.
    „Küss mich endlich. Oder willst du den ganzen Tag weiterquasseln?“, sagte Sudden zärtlich. „Dafür ist bei dem Fest nachher auch noch Zeit.“
    Simon spürte, dass es ernst wurde. Doch sein Gehirn arbeitete weiter, als wolle es verhindern, was er sich so sehnlichst wünschte. Endlich mit einem Mädchen zu schlafen. Mit Sudden.
    „Zieh dich aus“, sagte sie.
    Simon zog seine Sachen aus. Bald stand er nackt im Zimmer. Für einen Augenblick war es ganz still, dann hörte er das ferne Rauschen des Meeres und das leichte Quietschen des Bettes, auf dem Sudden kniete und sich ebenfalls die Kleider auszog.
    „Komm her“, sagte sie.
    Simon trat einen Schritt vor und ließ sich zu ihr aufs Bett fallen. Dann umarmte er Sudden, küsste

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