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ABATON: Im Bann der Freiheit (German Edition)

ABATON: Im Bann der Freiheit (German Edition)

Titel: ABATON: Im Bann der Freiheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jeltsch
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verletzt.
    „Weil es stimmt.“
    Edda hüpfte von seinem Schoß und stand jetzt mitten im Zimmer. „Erst machst du mich an, mit Massagen und allem, und dann ziehst du den Schwanz ein. Was ist los mit dir? Wir sind Tag und Nacht zusammen und ...“
    Plötzlich fiel es ihr wie Schuppen von den Augen.
    „Ach so!“, sagte sie. „Klar, das ist es! Du bist schwul.“
    Gopal lachte laut auf und schaute sie belustigt an. „Ganz bestimmt nicht schwuler als andere Männer. Aber mich interessiert es eben nicht – das Geschmuse. Mit Männern nicht und mit Frauen auch nicht viel mehr.“
    „Bist du krank?“, fragte Edda fassungslos. Sie merkte, dass ihr das Blut in den Kopf schoss, so wütend wurde sie. Sie konnte nicht glauben, was sie da hörte. „Ich denke, du liebst mich?“
    Er legte den Kopf auf die Seite und sah sie mit sanftem Blick an.
    „Du verstehst nicht viel von Liebe, Edda“, sagte er zärtlich. „Noch nicht.“
    „Jeder Mensch versteht etwas davon und ich vielleicht mehr als du – ich bin immerhin eine Frau, du großer Experte! Wer auf der Welt hat denn keinen Sex, wenn er sich liebt? Bist du ... kriegst du keinen hoch ... keine Erektion? Bei mir?“
    Edda hatte so etwas mal in einer Frauenzeitschrift bei Linda gelesen.
    Gopal schüttelte den Kopf und lächelte. „Im menschlichen Bewusstsein liegen einfach andere Möglichkeiten, die durch so etwas Primitives wie Sexualität verdeckt werden – ich bin mir sicher, dass du auch sehr talentiert bist, was diese anderen Möglichkeiten angeht.“
    „Wieso denn primitiv? Meinst du das wirklich?“
    Er nickte. „Sexualität ist Trieb und reine Biologie. Es hat wohl kaum etwas mit Geist zu tun, wenn sich zwei Körper aneinander reiben – außer vielleicht bei ‚Aladin und die Wunderlampe’.“
    „Aladin ...?“
    Edda wusste nicht, ob es ihm ernst war oder nicht. Wie konnte er sie so abweisen? Warum begehrte er sie nicht?
    „Sex ist eine primitive und ungeeignete Form der menschlichen Kommunikation.“
    „Wie?“
    Verständnislos starrte sie ihn an, und Gopal lachte auf, was sie noch wütender machte.
    „Wozu gibt es denn dann Mann und Frau? Wozu gibt es Anziehung, wozu gibt es Liebe, wozu überhaupt Sexualität?“
    Vor wenigen Augenblicken noch hatte sie sich so gut gefühlt in ihrem Körper, war mit sich im Reinen und hatte sich darauf gefreut, Gopal endlich nahe zu sein, ihn zu spüren, etwas mit ihm zu teilen, was nur sie beide hatten, und jetzt behandelte er sie wie ein kleines Kind. Warum wollte er sie nicht?
    „Geist ist überall! Nicht nur im Menschen. Auch in der Natur“, versuchte Edda es noch einmal. Vergeblich.
    „Aber der Mensch ist die höchste Entwicklungsstufe des Geistes auf der Erde. Nicht die Fische oder die Bienchen oder die anderen Tiere, die sich besinnungslos vermehren, weil die Natur es ihnen vorschreibt!“
    „Wieso sagst du das? Gerade jetzt? Bin ich so ... so hässlich?“
    Edda spürte, wie ihr Tränen in die Augen schossen. Hatte sie sich die ganze Zeit etwas vorgemacht? Hatte er sie verarscht? War er doch so ein Führer wie der in Indien, ein Sadist, der ihr nur eine Lehre erteilen wollte, der mit ihren Gefühlen spielte und der sie abhängig machen wollte? Gopal lächelte. Mit einem Mal hasste Edda dieses Lächeln, es kam ihr überlegen und scheinheilig vor wie eine Maske, eine Maske, die man zerschlagen musste! Ohne nachzudenken, ergriff Edda eine große Muschel, die auf dem Regal an der Wand lag, und schleuderte sie nach seinem Kopf. Die Muschel zerschellte an dem Regal neben Gopals Kopf, und ein großer Splitter traf ihn an der Wange und schnitt in seine Haut. Es dauerte einen Augenblick, bis sich das Blut zeigte. Edda nickte befriedigt.
    „Ist das auch Liebe?“, fragte Gopal mit flacher Stimme. Er lächelte immer noch.
    „Ganz genau, du toter Fisch! Wenn du jemanden liebst, dann ist dir nicht scheißegal, wenn er mit dir schlafen will. Dann quatscht man nicht ...“
    Gopal stand auf und holte sich ein Tuch aus dem Bad und wischte das Blut ab.
    „Es ist mir nicht egal. Ich mag nur keinen Sex. Es gibt präzisere Formen, einander etwas mitzuteilen.“
    „Zum Beispiel Muscheln!“
    Edda wurde immer frustrierter. Sie verstand einfach nicht, was Gopal von ihr wollte. Von jenem Augenblick an, als sie sich auf der »Shiva« kennengelernt hatten, bis zu dieser göttlichen Massage vor wenigen Minuten, bei der seine Hände sie berührt hatten wie nie ein Mensch zuvor, hatte alles darauf hingedeutet, dass sie endlich

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