Abaton
Beacher und Dr. Fischer, der ursprünglich Schreiber hieß und unter den Nazis Menschenversuche durchgeführt hatte.
Die Versuchsaufbauten in den Aufnahmen ähnelten derjenigen, die Olsen bei sich installiert hatte. Nur die Computer wirkten für den heutigen Betrachter ein wenig vorsintflutlich. Simon konnte auch die eigentümlichen Kappen erkennen, an die Drähte angeschlossen waren, über die jede Hirnregion einzeln anzusteuern und zu beeinflussen war, wie Olsen ihm erklärte.
„Das Zentrum der Angst ist der Mandelkern, die Amygdala“, erklärte Olsen. Er hielt den Film an und zeigte Linus ein Schaubild, auf dem dieser Teil des Gehirns abgebildet war, der sich am Ende des länglichen Hippocampus befand.
„Sieht aus wie Glubschaugen“, sagte Linus. „Da sitzt die Angst?“
„Dort wird sie aus allen Informationen erzeugt.“
„Und man kann sie da ausschalten.“ Linus hatte bewusst keine Frage gestellt.
Olsen sah Linus ruhig an und ließ wortlos den Film weiterlaufen.
Linus sah junge Männer und Frauen, die orientierungslos und apathisch wirkten. Andere waren aggressiv. Bilder, die schonungslos Menschen unter Kontrollverlust und Schmerzen zeigten. Einige der Probanden schienen noch Kinder zu sein. Gefilmt wie Laborratten.
„Es ist viel zu gefährlich, Linus“, sagte Olsen. „Ich hab damit experimentiert, aber ich bekomme die Dosierung nicht richtig hin. Ich weiß noch viel zu wenig über die notwendige Dauer und Intensität der Frequenzen.“ Aber eines wusste Olsen. „Wenn du keine Angst mehr hast, wirst du sehr einsam. Glaub mir, Linus. Angst ist ein Schutz.“
Da Olsen auf seinem Computerbildschirm nicht die Felder seiner Überwachungskameras geöffnet hatte, sondern ihn für das Programm benutzte, das er Linus zeigte, konnte er nicht sehen, dass ein Mann den Hinterhof betrat und zielstrebig auf das Gartenhaus zukam. Clint hatte sich vorbereitet. Seine Waffen waren griffbereit. Entschlossen kam er näher. Und klopfte.
Olsen und Linus hörten das Klopfen. Olsen klickte auf dem Bildschirm die Felder für die Überwachungskameras an. Linus erschrak. Draußen vor der Tür stand Clint. Für einen Moment war auch Olsen wie gelähmt. Doch schon in der nächsten Sekunde schien er wieder alles unter Kontrolle zu haben.
„Du bleibst hier.“
„Woher weiß er, dass ich hier bin?“, fragte Linus fassungslos.
„Egal, was passiert, du öffnest nicht die Tür. Ist das klar?“ Er schaute Linus an, aber der fixierte vor Angst erstarrt den Bildschirm.
„Ob das klar ist?“
Linus nickte.
„Versprochen?“
„Versprochen“, sagte Linus.
„Und noch eins“, sagte Olsen, „wenn irgendetwas schiefgeht, schaff die Computer hier raus. Das hier darf nicht in falsche Hände fallen. Außer dir weiß niemand, was ich hier gemacht habe. Okay?“
„Okay!“
Olsen schnappte sich den Rollstuhl, setzte sich hinein und rollte aus dem Zimmer.
„Schließ ab!“, sagte er und verschwand in die Küche nebenan. Timber ließ er bei Linus zurück.
Als dieser die schwere Tür schloss und verriegelte, wurde ihm klar, dass es ein Schloss der „schwierigsten Kategorie“ war, als gehörte es zu einem Bunker. Aber das beruhigte ihn nicht. Auf dem Bildschirm verfolgte er, wie der Söldner in die Küche trat. Dass er nicht hören konnte, was die Männer redeten, beunruhigte ihn noch mehr. Hilflos musste Linus mit ansehen, wie der Söldner auf Olsen zuging, ihn packte und aus dem Rollstuhl zerrte. Linus zog eilig sein I-Phone aus der Tasche. Er musste die Polizei rufen. Schnell stellte er fest, dass er hier in dem abgeschotteten Raum keinen Empfang hatte.
„Verdammte Scheiße!“ Linus zitterte. Er musste Olsen irgendwie helfen. Erst jetzt wurde ihm bewusst, wie sehr ihm der merkwürdige Mann in dieser kurzen Zeit ans Herz gewachsen war. Linus spürte, wie seine Hände zitterten und seine Beine schlotterten. Der Söldner war gekommen, um ihn zu töten. Linus’ Gedanken rasten. Sein Blick fiel wieder auf den Computer. Mit zitternden Fingern klickte er das Frequenz-Programm an. Neben dem Computer hing die Kappe mit den Drähten ...
Linus schaltete auf die Übertragung aus der Küche. Olsen lag blutend am Boden. Der Söldner zerrte ihn hoch und stieß ihn auf einen Stuhl. Er hatte Olsens Hände mit Kabelbindern gefesselt. Er trat an die Spüle, hielt ein Handtuch unter den Wasserhahn und kam mit dem tropfnassen Tuch zu Olsen zurück.
Linus hielt die Bilder nicht aus. Als er sah, wie der Söldner das Tuch um Olsens
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