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Abaton

Abaton

Titel: Abaton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Jeltsch
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redeten. Der Söldner hatte Olsen gepackt. Olsen saß auf einem Stuhl, hatte das nasse Tuch um den Kopf. Noch mehrmals dasselbe Bild. Dann war das Tuch weg und der Söldner lag aus der Nase blutend am Boden. Auf dem nächsten Foto war er wieder über Olsen und hatte ihn an der Gurgel gepackt. Dann standen sie. Das war die letzte Aufnahme, auf der die beiden zu sehen waren. Danach zeigte die Kamera nur noch die menschenleere Küche ...
    Linus schaltete auf Kamera eins, die den Bereich vor dem Gartenhaus im Visier hatte. Er sah den Söldner kommen, im Hintergrund der silberne Van. Und einige Aufnahmen später, wie er wieder vom Hinterhof fuhr.
    Wo war Olsen?
    Linus’ Gedanken waren völlig ruhig und klar. Er räumte die Dinge zusammen, die er mitgebracht hatte. Wie er es Olsen versprochen hatte, packte er dann noch den Computer ein, der die Frequenzprogramme enthielt. Die Kappe, die Brille. Er räumte alles in den Karton mit den Sachen seiner Eltern.
    Dann ging Linus hinaus, um sein Fahrrad zu holen. Er kam an Olsens Wagen vorbei. Einem uralten Opel. Ein Wrack, aber noch fahrtüchtig, wie Olsen ihm versichert hatte. Fast so ein Wrack, wie das, das Olsen hinter seinem Gartenhaus zur ewigen Erinnerung an seine Rettung gelagert hatte.
    Es war noch sehr früh, als der Opel auf den Ring einbog. Linus hatte den Blinker gesetzt, wie es sich gehörte, hatte sich korrekt eingeordnet und steuerte nun Richtung Norden. Nun zahlte sich aus, dass Tarik ihm mit seinem Geländewagen Fahrunterricht gegeben hatte.
    Linus hatte nicht lange überlegt, als er Olsens Wagen erblickte. Er hatte den Schlüssel am Schlüsselbord gefunden, die Kartons eingepackt, Timber auf den Rücksitz verfrachtet und war losgefahren.
    Linus fand überhaupt nichts dabei. Und erst jetzt, als ihm bewusst wurde, dass er nichts dabei fand, machte ihn das stutzig. Er dachte über seine Handlungen nach. Klar und logisch. Und plötzlich wurde ihm bewusst, was es war, was ihn sich selbst so fremd erscheinen ließ: Er hatte ohne jede Angst gehandelt. Genau. Das war es! Plötzlich spürte er eine unglaubliche Euphorie. Er drehte das Radio auf und suchte einen Sender mit guter Musik. Der gute alte Eminem? Oder besser Kanye West´s »Stronger«? Er entschied sich für Letzteres. Dieser Song passte einfach besser. Linus steuerte den Wagen sicher durch Köln und war unsagbar stolz auf sich. Es war, als schaute er sich selbst zu, wobei er gar nicht sich selbst sah, sondern irgendeinen coolen Typen. Was für ein großartiges Gefühl. Keinen Gedanken mehr daran verschwenden, was die anderen von einem dachten, sondern endlich nur noch Linus sein. Er hätte nie gedacht, wie gut sich das anfühlte.
    Nachdem Linus Tarik mit dem Handy aus dem Schlaf gerissen hatte, war dieser auf die Straße heruntergekommen. Er rieb sich die Augen, war nach einer durchtanzten Nacht noch völlig fertig. Als er Linus in einem Auto vor dem Haus sitzen sah, war er mit einem Schlag hellwach.
    „Geknackt?“, fragte er. „Ey, das is’ ziemliche Scheiße, was du da jetzt an der Backe hast.“
    Linus schüttelte den Kopf und zeigte ihm den Autoschlüssel. „Ist nicht geklaut.“ Er musste mit Tarik reden und bedeutete ihm, sich zu ihm in den Wagen zu setzen.
    Während Linus ihm in groben Zügen schilderte, was ihm widerfahren war, wurden Tariks müde Augen immer größer. So aberwitzig sich Linus’ Geschichte auch anhörte, Tarik kam nicht umhin, sie zu glauben, denn aus Linus’ Mund hörte sie sich völlig überzeugend an. Noch nie hatte er den Jungen so sicher und selbstbewusst erlebt.
    Zum Schluss erzählte Linus Tarik, dass er vorhabe, nach Berlin zu fahren. Er wollte diesen Dr. Ono stellen und ihn zwingen zuzugeben, was er mit den Eltern gemacht hatte. Ob Tarik nicht mitkommen könne?
    „Ne, Junge das is’ ja verrückt!“, sagte Tarik. „Wenn das stimmt, was du sagst, isses ein Himmelfahrtskommando.“
    „Japp. Wie in der Kiesgrube“, sagte Linus trocken.
    „Wenn’s nich’ stimmt, isses Schwachsinn.“ Tarik schüttelte den Kopf. Er schüttelte ihn noch, als er ausgestiegen war und zum Hauseingang zurückschlurfte. Kurz davor drehte er sich noch mal um. „Is’ kein Spiel, Linus. Lass es sein.“
    Linus sah ihm nach, bis er im Eingang verschwand. Timber jaulte und sprang auf den Vordersitz. Er sah Linus an.
    „Was jetzt?“, fragte Linus. „Bist du auch ein Feigling?“
    Timber ließ ein kurzes Bellen vernehmen.
    „Pipi?“
    Timber trippelte unruhig auf dem Sitz, so wie die

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