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Abaton

Abaton

Titel: Abaton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Jeltsch
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Zimmer schaute, um sie anzutreiben. „So hab ich dich ja ewig nicht mehr gesehen!“
    Edda lächelte. Bis auf den Lippenstift hatte sie auf Make-up verzichtet. Und sie fühlte sich prächtig bei dem Gedanken, sich nicht mehr den Kopf über ihre Klamotten zerbrechen zu müssen.
    Als Edda kurz darauf vor der Schule aus Maries Wagen stieg, schlug ihr das Herz bis zum Hals. Sie ging durch die spielenden Kinder der Unterstufe zum Pausenhof der oberen Klassen. Dort stand Linda und von Weitem sah sie auch Sophie und Marco. Edda bekam kaum Luft. Dann fiel ihr das schöne Gefühl wieder ein, mit dem sie erwacht war, und sie erinnerte sich an Maries Rat. Edda hob den Kopf und ging auf Linda zu.
    Ein älterer Junge drehte sich nach Edda um.
    „Is’ die neu?“, hörte Edda ihn im Vorbeigehen sagen. Sie lächelte.
    Sie fühlte die bewundernden Blicke der anderen auf sich und ging direkt auf Marco und Sophie zu. Doch anstatt mit ihnen zu sprechen oder sie zu grüßen, wandte sie sich an Linda, die in der Nähe der beiden stand.
    „Hi!“
    „Wow! Du siehst echt klasse aus.“
    Aus den Augenwinkeln bemerkte Edda, wie Sophie und Marco aufgehört hatten zu sprechen und in ihre Richtung starrten.
    Edda genoss den Auftritt.
    „Ja, keinen Bock mehr auf diesen Tussenkram“, sagte sie. „So was von old school.“
    Sophie schluckte. Sie wandte sich Marco zu, doch der starrte nur Edda an.
    „Hi, Edda“, sagte er und Edda drehte sich um.
    „Ach, hi! Hab dich gar nicht gesehen. Alles gut?“
    Marco war sichtlich enttäuscht über die Wirkung, die seine neue Affäre auf Edda und die anderen hatte. Eddas Ausstrahlung und ihr neuer Look ließen Sophie aussehen wie eine billige Fälschung neben dem Original.
    Als es dann zur ersten Stunde klingelte, gingen – nein, schritten Edda und Linda gemeinsam in den Klassenraum.
    „Den ist sie los“, sagte Linda.
    „Meinst du?“
    „So sicher wie die Armen in der Kirche.“
    Verwirrt sah Edda Linda von der Seite an. „Amen heißt das.“
    „Hab ich doch gesagt!“
    [ 1239 ]
    Es war schon hell. In der Gärtnerei herrschte bereits rege Betriebsamkeit. Olsen hatte Linus geduldig und ohne ihn ein einziges Mal zu unterbrechen zugehört. Es war, als zöge er sich nun in sich selbst zurück und setzte die einzelnen Puzzleteile in Ruhe zusammen. Währenddessen kramte Linus sein I-Phone hervor.
    „Das Geschenk“, lächelte er. „Sie wollten ein Geschenk.“ Linus hielt Olsen das Display hin, nachdem er die Hypnose-App ausgewählt hatte. Olsen sah zuerst das Foto darauf an, dann Linus. Linus konnte Olsens Staunen deutlich in seinen Augen lesen, auch wenn er nichts sagte. Olsen stand auf, kramte in einem Regal herum und kam mit ein paar Blättern zum Tisch zurück. Darauf waren Skizzen zu sehen. Eine davon entsprach dem Sonnenrad auf Linus’ I-Phone, nur dass es nicht in Farbe war.
    Jetzt war es an Linus zu staunen. „Woher haben Sie das?“
    „Die stammen aus den Vierzigerjahren. Es sind Skizzen des Großen Furioso ... Er ist Ende des Zweiten Weltkriegs in Berlin aufgetreten. Im Wintergarten. Als Gedankenleser und Hypnosekünstler ...“
    Der wahre Name des Magiers war nie bekannt geworden, berichtete Olsen weiter. Furioso war immer in der Aufmachung eines Sikhs aufgetreten, in weißer Kleidung und mit einem Turban auf dem Kopf. Olsen zeigte Linus ein altes Plakat. Darauf war das Gesicht eines Mannes mit Turban und durchdringendem Blick zu sehen.
    „Und das war seine Assistentin?“, fragte Linus und deutete auf die junge Frau, die auf dem Plakat im Hintergrund zu erkennen war. Über sie wusste Olsen nichts.
    Da saßen nun dieser sonderbare Mann und dieser tapfere Junge beisammen wie alte Kampfgefährten und rätselten, erschöpft von der langen Nacht, über die Zusammenhänge. War es möglich, dass der Große Furioso die Bilder in dem stillgelegten Berliner U-Bahn-Tunnel gezeichnet hatte? Wenn ja, warum?
    Olsen rekapitulierte, was Linus ihm erzählt hatte: über die hypnotische Wirkung des Sonnenrads auf Simon, Thorben und ihn, Linus, selbst. Und was sie hinterher empfunden hatten.
    „Offenbar geht es um die Befreiung von einem alten Schuldgefühl“, sagte Olsen. Ging es dem Urheber der Zeichen um die große Schuld der Deutschen? Die des Krieges und der Vernichtung? Warum hatte er die Bilder dann in dem Tunnelsystem gemalt?
    Linus erklärte, dass die Bilder in Höhe der U-Bahn-Fenster angebracht seien. Der Schöpfer dieser Bilder schien darauf zu spekulieren, dass sich im Vorüberfahren

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