Abbey Road Murder Song
Zwischen den beiden Betten stand ihre Frisierkommode, ein großer Spiegel mit jeweils einem silbernen Kerzenhalter auf jeder Seite. Weitere gerahmte Fotos: ein strahlender Junge am Ruder eines Segelboots, ein kleines Mädchen, das von einer Rutsche herunterlachte. Auf ihrem Nachttisch lagen ein Roman von Jane Austen und Jean Rhys’ Sargassomeer , auf seinem Agatha Christie und Ian Fleming.
Wieder, und dieses Mal unüberhörbar, ein Geräusch. Breen zuckte zusammen. Tozer flüsterte: »Oh Gott.«
Es kam hinter einer Tür hervor. Durch den Türspalt fiel Tageslicht, ein schmaler Streifen über den blanken Dielen. Doch in der Mitte war der Streifen unterbrochen, auf der anderen Seite lag etwas.
»Gehen Sie und melden Sie das«, flüsterte Breen.
»Was?«
»Bitte. Gehen Sie. Geben Sie die Adresse durch und verlangen Sie, dass ganz schnell jemand kommt.«
Sie zögerte.
»Sofort.«
Sie ging. Er stand da und sah zur Tür, hörte Tozer dieTreppe hinunterspringen. Er wartete, bis sie außer Schussweite war und telefonierte, dann sagte er: »Wer ist da?«
Keine Antwort.
»Machen Sie die Tür auf und kommen Sie raus.«
Noch immer keine Antwort. Dafür aber wieder das Geräusch, diesmal noch lauter.
»Ich bin Polizist, und Verstärkung ist bereits unterwegs.«
Er gab sich Mühe, routiniert zu klingen.
»Ich komme jetzt rein.«
Der Türknauf ließ sich mühelos drehen, doch als er die Tür aufstoßen wollte, gab sie nicht nach. Jemand blockierte sie von der anderen Seite.
Auf Zehenspitzen ging er zurück zum Frisiertisch, sagte: »Ich werde Ihnen nicht weh tun«. Dann nahm er einen der silbernen Kerzenständer.
Wieder an der Tür, versuchte er erneut, sie aufzustoßen, diesmal fester. Wer auch immer auf der anderen Seite war, er oder sie schien sich mit seinem ganzen Gewicht dagegenzustemmen.
»Treten Sie zurück«, sagte er und machte selbst einen Schritt nach hinten, dann warf er sich mit all seiner Kraft gegen die Tür, den Kerzenständer immer noch in der linken Hand. Die Tür gab nach.
In dem Raum befand sich keine Person. Es war der Golden Retriever. Er hatte einen Kopfschuss abbekommen, Fleisch und Knochen lagen blank, aber er war noch am Leben. Der Hund hatte die Tür öffnen wollen, hatte mit seiner blutigen Pfote am Holz gekratzt. Als er die Tür aufdrückte, hatte Breen den sterbenden Hund an die Wand geschoben. Jetzt keuchte er langsam und flach. Breen kauerte sich neben ihn und streichelte sein verklebtes Fell.
Es dauerte noch eine Ewigkeit, bis Verstärkung eintraf, aber als die Kollegen endlich da waren, war der Hund tot.
achtzehn
Block, der Mann vom zuständigen CID, trug einen Schnauzbart, ein Tweedjackett mit Lederflicken an den Ellbogen, eine extravagante grüne Krawatte, und er nahm den Kaugummi, den er gekaut hatte, sorgfältig aus dem Mund und wickelte ihn in ein Stück Silberpapier.
»So was Aufregendes hatten wir schon lange nicht mehr«, sagte er.
Tozer hatte im Badezimmerschrank Pflaster gefunden und Breen eins ins Gesicht geklebt, direkt unter das linke Auge.
»Dabei dachte ich, hier in der Gegend ist so was an der Tagesordnung«, sagte Breen.
»Ich meine, womit haben wir’s hier zu tun? Einbruch? Wohl kaum. Verbrechen aus Leidenschaft? Schon eher.«
»Ich habe den beiden mitgeteilt, dass ihre Tochter tot ist. Gestern Abend.«
»Genau, genau. Das erwähnten Sie ja bereits. Und wie haben sie reagiert? Gab es Spannungen? Wut? Reue?«
»Wenn sie vor einer halben Stunde, nein, inzwischen vor einer dreiviertel Stunde in dem Jaguar saß«, sagte Tozer, »dann kann sie jetzt schon über alle Berge sein. Wollen Sie eine Mörderin davonkommen lassen und lieber hier Ihre Zeit verschwenden?«
»Wer ist das denn?«
»TDC Tozer. Sie arbeitet mit mir zusammen. Sie hat noch nicht gelernt, ihre Ansichten für sich zu behalten.« Tozer funkelte ihn böse an.
»Kommen Sie aus der Gegend hier?«
»Nein«, behauptete Tozer.
»Sieht aus, als hätte er kein verfluchtes Gesicht mehr, Sarge.«
Sergeant Block wandte sich von Breen und Tozer ab und seinen Leuten zu. »Na ja, beim Rasieren hat er sich jedenfalls nicht geschnitten. Kaliber 12 aus nächster Entfernung. Hässlich. Sehr hässlich. Okay. Denkt nach, Jungs. War ein anderer Mann im Spiel, was glaubt ihr? Irgendwelche Hinweise auf einen geheimnisvollen Liebhaber? Sie sagen, der Jaguar ist weg? Findet das Kennzeichen raus, das hat absolute Priorität. Zack zack.«
»Der Wagen ist nicht nur weg. Wir wären damit auch fast über den
Weitere Kostenlose Bücher