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Abbey Road Murder Song

Abbey Road Murder Song

Titel: Abbey Road Murder Song Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shaw
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Hoch über ihnen baumelte eine riesige vorgefertigte Betonplatte.
    »Detective Sergeant Breen. Ist das ein irischer Name?«
    »Mein Vater kam aus Tralee.«
    »Und jetzt sind Sie Polizist? Gut. Dann gibt’s ja noch Hoffnung für uns.«
    Er wollte sagen, dass sein Vater auch auf dem Bau gearbeitet hatte. Stattdessen fragte er: »Wie hoch wird das hier?«
    »Achtzehn Stockwerke«, sagte der Mann. »Mit jeweils vier Wohnungen. Das sind zweiundsiebzig Wohnungen auf einem Stück Land, das gerade mal reichen würde, um ein Pferd drauf zu halten.«
    »Wenn’s nach dir ginge, Spanky, würdest du doch mitsamt Pferd in eine der Wohnungen einziehen.«
    »Wie soll ich das denn in den Fahrstuhl kriegen?«
    »Was ist mit Paudie«, sagte eine andere Stimme.
    »Könntest es mit einem Stück Zucker reinlocken.«
    »Paudie, nein. Ich glaube, der arbeitet diese Woche drüben in Hammersmith.«
    »Der arbeitet? Seit wann nennst du das, was Paudie macht, arbeiten?«
    »Das müsste aber ein verdammt großes Stück Zuckersein, wenn ich damit ein Pferd in einen winzigen Fahrstuhl locken soll.«
    »Suchen Sie einen Vermissten?«
    »Wir haben die Überreste eines Mannes gefunden und können ihn nicht identifizieren.«
    »Oh Gott. Das ist aber gar nicht schön.«
    »Arme Sau.«
    Breen nickte.
    »Und Sie glauben, es könnte ein Ire gewesen sein?«
    »Möglicherweise.«
    »Warum nicht? Die Chancen stehen nicht schlecht, würde ich sagen.«
    Der Mann aus Cork nahm seine rote Mütze vom Kopf und fuhr sich über das schüttere Haar. »Die Wahrheit ist leider Gottes, dass es niemanden einen Scheiß interessiert, wenn plötzlich einer von uns verschwindet, abgesehen von den Kneipenwirten vielleicht.« Er sprach mit einer solchen Traurigkeit in der Stimme, dass all die großen Männer um ihn herum kurz verstummten.
    Bis einer sagte: »Sprich von dir selbst, du Arsch«. Dann lachten sie übertrieben laut, als hätten sie einen Mordsspaß am Leben.
    Eine Zeitlang blieb Breen dort, sah zu, wie der Kran riesige Betonplatten in den Himmel hob. Er wünschte, er hätte seinen Vater gefragt, an welchen Gebäuden er gearbeitet hatte. Wäre schön gewesen, sie anzusehen und zu wissen, dass sein Vater sie gebaut hatte.
    Am Abend holte er das Adressbuch seines Vaters heraus. Es hatte die letzten beiden Jahre unberührt in der Schublade neben seinem Bett gelegen. Es war klein, das schwarze Leder abgenutzt und rissig, er hatte es vor Jahren bei Boots gekauft. Sein Vater war ein stiller Mann gewesen, er hatte nicht viele Freunde gehabt. Obwohl er mit ihnen auf den Baustellen gearbeitet hatte, hatte er die jungen Iren, die in den 50er-Jahren nach Englandströmten, nie besonders gemocht. Er fand sie immer zu laut und zu wild.
    Die Einträge waren in seiner sauberen und geschwungenen Handschrift verfasst, die er in einem kleinen Schulhaus in Kerry gelernt hatte. Einige Namen hatte er durchgestrichen, entweder er hatte den Kontakt verloren, oder sie waren gestorben. Die Namen der Leute, die Breen kannte, übertrug er in sein eigenes Adressbuch, seine Handschrift war ganz anders als die seines Vaters.

dreiundzwanzig
    Eine Menschenmenge wogte um einen hellgrauen Bentley herum. Sie brandete an den Mann im Zentrum heran. Ein Blitzlichtgewitter entlud sich, als der Langhaarige den Kopf hob. Geschrei und Stimmengewirr.
    Breen entdeckte Tozer auf der Treppe zum Haupteingang und bahnte sich einen Weg zu ihr durch das Gewühl.
    »Das ist ja schrecklich«, überschrie sie den Lärm.
    Ein Ring aus Polizeihelmen hob sich vom Rest der Menge ab. Irgendwo in der Mitte befand sich der Popstar, versuchte zu dem wartenden Fahrzeug zu gelangen, eine zierliche dunkelhaarige Frau in einem Pelzmantel, der sie noch kleiner wirken ließ, klammerte sich an ihn.
    »Finden Sie nicht, dass Sie Ihre Fans im Stich gelassen haben, John?«
    »War die Sache fingiert?«
    »John?«
    »Nieder mit den Schweinen.«
    Es war ein kurzer Weg von den Stufen bis zum wartenden Wagen, aber die Polizisten kamen nicht durch.
    »Hierher, John.«
    »Seitdem Sie Ihre Frau verlassen haben, geht’s bergab, oder?«
    Männer in Regenmänteln stemmten sich mit Notizblöcken in den Händen gegen den Strom. Andere hielten Leicas und Hanimexe über ihre Köpfe und hofften, ein Foto zu ergattern.
    »Kommt schon, macht Platz.«
    Die Fahrer vorbeifahrender Fahrzeuge bremsten ab, um zu sehen, was los war. Die dahinter hupten und drängten weiter. Passanten reckten die Hälse.
    »John. Wir lieben dich.«
    »Was für eine Farce«,

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