Abbild des Todes
herausbekommen.”
“Du musst sehr traurig gewesen sein.” Traurig genug, um sie umzubringen?
“Das bestreite ich nicht. Aber ich hatte mich entschieden. Ich wollte sie nicht, wenn ich sie nicht mehr glücklich machen konnte.”
“Und war sie glücklich? Mit dem neuen Mann?”
“Ich weiß es nicht. Ich habe sie danach nie wiedergesehen.” Er beugte sich vor und sah Zoe das erste Mal in die Augen. “Ich habe sie nicht umgebracht, Zoe. Ich denke, du kennst mich gut genug, um mir zu glauben, dass ich niemandem wehtun könnte, vor allem nicht jemandem, den ich sehr mag.”
Sie glaubte ihm. Teilweise, weil sie es verzweifelt wollte, und teilweise, weil seine Geschichte wahr klang. “Hast du ihr das Armband mit dem Amoranhänger geschenkt?”
“Nein. Ich hatte es, bevor du deine Zeichnung angefertigt hast, noch nie gesehen.”
Zoe ließ einen Augenblick verstreichen. Dann seufzte sie leise. “E.J. …”
Doch er kam ihr zuvor. “Ich weiß. Ich muss damit zur Polizei gehen.”
“Ich wünschte, es gäbe eine andere Lösung.”
“Du musst dich nicht entschuldigen. Ich habe schon zu lange mit meinem Gewissen gekämpft. Es ist Zeit, diese Geschichte zu Ende zu bringen.”
“Ich komme mit dir. Ich kenne den Detective, der sich um Lolas Fall kümmert. Er kann es vielleicht so arrangieren, dass deine Aussage vertraulich bleibt. Detective O’Bryan kann sehr verständnisvoll sein, wenn er es darauf anlegt.”
42. KAPITEL
T rotz ihres Optimismus bezüglich Detective O’Bryan hatte Zoe Zweifel, was die Ausmaße seines Verständnisses anging. Und E.J.s angespanntem Verhalten nach zu urteilen, als er mit ihr zusammen das Revier betrat, ging es ihm genauso.
Zu ihrer Überraschung und Erleichterung war O’Bryan E.J.s Geschichte gegenüber mitfühlender, als sie gedacht hatte. Er hörte schweigend zu, während der Verleger von seiner Beziehung zu der Nachtclubsängerin erzählte. Ab und zu zog er seine dunklen Augenbrauen nach oben, aber die meiste Zeit blieb er ungerührt.
Er sprach erst, als E.J. seine Geschichte beendet hatte. Zu diesem Zeitpunkt war der Verleger schon wesentlich entspannter und in der Lage, die gezielten Fragen des Detectives gelassen und glaubwürdig zu beantworten.
“Wir behandeln alle Zeugenaussagen vertraulich”, sagte er, als er den Kassettenrekorder ausschaltete, der auf dem Tisch stand. “Und da Sie, zumindest im Moment, nicht zu den Verdächtigen zählen, können Sie sich entspannen.”
E.J. wurde wieder nervös. “Was meinen Sie mit
im Moment?”
“Ich warte noch immer auf Nachricht, wessen Fingerabdrücke in Miss Malones Apartment gefunden wurden.”
“Aber ich habe Ihnen doch bereits gesagt, dass ich nie dort war.”
“In diesem Fall gibt es dann ja auch nichts, worüber Sie sich Sorgen machen müssten.” Detective O’Bryan stand auf. “Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn wir Ihre Fingerabdrücke nähmen?”
“Natürlich nicht.”
Zehn Minuten später verließen Zoe und E.J. das Revier. “Habe ich dir nicht gesagt, dass es nicht wehtun würde?”, fragte Zoe.
E.J.s Limousine wartete am Bürgersteig auf sie. Er wischte sich noch einmal über seine tintenbeschmierten Finger, dann öffnete er die hintere Tür, um Zoe einsteigen zu lassen. “Nichts daran, von der Polizei verhört zu werden, ist schmerzlos, Zoe, doch ich schätze deinen Optimismus. Und Detective O’Bryans Zuneigung zu dir hat sicher auch nicht geschadet.”
“Zuneigung? Er denkt, ich bin eine verdammte Nervensäge”, spottete sie, als er sich neben sie setzte. “Wenn der große Houdini aus dem Grab steigen und mich verschwinden lassen würde, wäre O’Bryan der Erste, der laut jubeln würde.”
“Das ändert nichts an der Tatsache, dass er dich mag und respektiert – jetzt mehr als je zuvor. Wie du den Blumenladen ausfindig gemacht und den Lieferjungen bestochen hast, dir die Informationen zu geben, hat ihn mehr beeindruckt, als dir bewusst ist. Ich weiß das, weil ich ebenfalls beeindruckt war.”
“Wo darf ich Sie hinfahren, Sir?”, fragte der Chauffeur.
E.J. sah Zoe an.
“Ricks Apartment am Central Park West.”
“Sie haben die Lady gehört, James.” Er griff in ein kleines Seitenfach. “Ich weiß, es ist noch früh am Tag, aber ich brauche einen Drink. Wie steht’s mit dir?”
Sie warf einen Blick über seine Schulter. “Was hast du denn im Angebot?”
“Wodka. Scotch. Rum.”
“Wodka. Pur.” Sie musste ja nicht fahren.
E.J. nahm eine Flasche eisgekühlten
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