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Abbild des Todes

Abbild des Todes

Titel: Abbild des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Heggan
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gerne
deine
Version hören.”
    Sie seufzte. “Wie viele Versionen gibt es denn?”
    Er lachte unterdrückt. “Das kommt darauf an, wen man danach fragt.”
    Zoe erzählte die Geschichte zum wiederholten Mal. Als guter Zuhörer unterbrach Joe sie nicht. Als sie ihm die Zeichnung von Lola Malone vorlegte, betrachtete er schweigend das Papier. Erst als Zoe fertig war, blickte er auf.
    Sie sah ihn erwartungsvoll, beinahe ängstlich an. “Sag, dass du mir glaubst.”
    “Lass es mich so ausdrücken: Ich kenne dich zu gut, um zu denken, dass du dir diese Geschichte ausgedacht hast.”
    “Erzählen sie das im Revier? Dass es sich nur um ein Hirngespinst handelt?”
    “Versetz dich mal in ihre Lage, Zoe. Sie haben keine Leiche, keine Mordwaffe, keinen Augenzeugen und keinen Hinweis auf irgendetwas. Sie haben sogar die Spurensicherung in die Seitenstraße geschickt, aber die haben nichts gefunden.”
    “Was ist mit den Nachbarn?”
    “Die wurden befragt. Niemand hat etwas gesehen oder gehört.”
    “Und ich nehme an, dass auch niemand aufgetaucht ist, der diese Frau als vermisst gemeldet hat, denn sonst hätte ich sicher davon gehört.”
    “Tut mir leid.”
    Zoe aß schweigend weiter und überlegte, ob sie ihren Besuch im
Blue Moon
erwähnen sollte. Sie entschied, wenn sie Joes Hilfe wollte, musste er alles wissen, was sie wusste. “Ich habe herausgefunden, wer die Frau ist.”
    Er sah überrascht aus. “Hast du?”
    Zoe nickte. “Auf die Veröffentlichung der Zeichnung hin hat ein Mann beim
Herald
angerufen. Die Frau heißt Lola Malone, und sie ist Sängerin. Bis vor einer Woche ist sie jeden Abend in einem Club hier in Manhattan aufgetreten – im
Blue Moon.”
    Sie sah den Schrecken in seinen Augen. “Der Laden von deinem Ex?”
    “Ich war genauso überrascht wie du. Wie sich herausstellte, hat Lola ihren Job vor einer Woche aufgegeben.” Sie gab ihm eine kurze Zusammenfassung des Gesprächs mit Rick. “Offensichtlich wollte sie auf eine längere Reise gehen, und Rick denkt, dass sie es getan hat.”
    “Wohin?”
    “Er ist sich nicht sicher – sie wollte irgendwo im Südpazifik ein paar Tage ausspannen.”
    “Hast du noch mit jemand anderem als mit Rick gesprochen?”
    Sie lachte bitter auf. “Er lässt mich nicht. Er will nicht, dass sein wertvoller Club Schaden nimmt.”
    “Ah, ihr zwei seid also wieder aneinander geraten.”
    “Das kann man wohl sagen.”
    “Hm.”
    Sie kämpfte mit sich, ob sie vielleicht noch einen Nachschlag von der Suppe nehmen sollte, entschied jedoch dagegen, weil sonst kein Platz mehr für den Nachtisch bliebe. Lächelnd griff sie nach dem Rumkuchen. “Wieso guckst du so seltsam?”
    “Nichts. Das ist nur der Polizist in mir, der nachdenkt.”
    “Komm, Joe, sei nicht so verschlossen. Ich brauche deine Hilfe.”
    “Na ja …” Er kratzte sich am Kopf. “Kann es sein, dass Rick und Lola was miteinander hatten?”
    “Du meinst, eine Affäre oder so?”
    “Das könnte der Grund sein, weshalb er nicht will, dass du weiter nachforschst.”
    Zoe schüttelte den Kopf, sagte ihm aber nicht, dass ihr der Gedanke auch gekommen war, sie ihn jedoch ganz schnell wieder verworfen hatte. “Das hätte er mir erzählt.”
    “Bist du dir da sicher? Eine Liaison ist nicht gerade das, was man seiner Exfrau nach sechs Jahren als Erstes auf die Nase bindet. Vor allem nicht einer, die plötzlich auftaucht und zum Kampf bereit ist.”
    “Den Eindruck wollte ich gar nicht erwecken.”
    “Aber genau so hat er es empfunden.”
    Als sie daraufhin stumm blieb, legte er seinen Kopf ein wenig schief und zwang sie damit aufzuschauen. “Darf ich einen Vorschlag machen?”
    Sie zuckte die Schultern. “Du machst ihn doch eh, egal ob ich will oder nicht.”
    “Stimmt. Also: Hör auf, dich verrückt zu machen, und vergiss die ganze Sache.”
    “Das kann ich nicht.”
    “Wieso nicht?”
    “Das habe ich dir doch erzählt. Ich fühle mich irgendwie für diese Frau verantwortlich.”
    “Weil sie versucht hat, dich zu erreichen?”
    “Genau.”
    “Nun komm schon, Zoe. Sie hätte irgendjemand sein können, vielleicht ein durchgedrehter Fan.”
    “Sie sah nicht aus wie ein durchgedrehter Fan.”
    “Und Ted Bundy sah nicht aus wie ein Serienkiller.”
    Die beiden blickten sich an und sagten kein Wort. Zoe wusste nicht, wie sie das Schweigen brechen sollte, und sah Joe nachdenklich an. Mit einem Mal stieß er einen resignierten Seufzer aus. “Okay, ich kann dir Folgendes anbieten: Ich gebe

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