Abbild des Todes
Vater.”
Weil diese Aussage so unglaublich war, wenn man bedachte, dass Lizzy Zoe jetzt bereits seit fünfzehn Jahren kannte und natürlich auch über ihren Vater Bescheid wusste, fing sie an zu lachen. “Und ich nehme an, du machst dich jetzt auf den Weg ins Jenseits, um es ihm zu geben?”
“Willst du es hören? Oder willst du Witze machen?”
Sofort riss Lizzy sich zusammen und hörte auf zu lachen. “Du meinst das ernst.”
Zoe nickte.
“Aber dein Vater …”
“Starb, so hieß es. Doch er ist nicht tot. Er ist sogar sehr lebendig.”
Sie versuchte ihr eine Kurzfassung der Geschichte zu geben – dabei hatte sie wohl vergessen, dass Lizzy die Königin der Details war. Nachdem sie endlich sämtliche Fragen beantwortet hatte, war über eine Stunde vergangen.
“Wow, Süße. In meinem Kopf dreht sich alles.” Fasziniert von der Geschichte setzte sie hinzu: “Du bist die Tochter eines Mitglieds der Mafia. Wie cool ist das denn?”
“Ich bin froh, dass du es so aufregend findest, aber bitte sprich von meinem Vater nicht als Mafioso. Er ist ein respektabler, gesetzestreuer Bürger. Er war auch mutig genug, sein Leben zu riskieren, damit die Staatsanwaltschaft einen Verbrecher wie Frank Scolini hinter Gitter bringen konnte.”
Lizzy langte über den Tisch und nahm Zoes Hand. “Es tut mir leid. Ich wollte nicht respektlos erscheinen. Ich bin deinetwegen nur so aufgeregt. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal so ein Strahlen auf deinem Gesicht gesehen habe.” Sie zwinkerte. “Na gut, ich weiß es schon, aber du willst ja nicht über ihn reden.”
Bevor Zoe etwas sagen konnte, sprach Lizzy weiter. “Ich mache mir Sorgen um deine Sicherheit. Ich verstehe, wieso du Zeit mit deinem Vater verbringen willst, aber was ist, wenn etwas schiefläuft?”
“Nichts wird schiefgehen. Rick wird sich übrigens darum kümmern.”
“Bist du nicht ein kleines bisschen besorgt?”
“Ich mache mir nur Gedanken darüber, wie das Treffen mit meinem Vater wohl verlaufen wird. Was ist, wenn ich nicht das bin, was er erwartet? Was ist, wenn ich etwas Dummes sage oder tue?”
Ein leichter Händedruck stärkte ihr Selbstbewusstsein. “Er wird dich lieben, Zoe, das garantiere ich dir.”
31. KAPITEL
R ick stand hinter der Bar und schenkte sich ein Mineralwasser ein, als Zoe um kurz nach fünf Uhr am Nachmittag im
Blue Moon
eintraf. Außer ihm und einem Wartungsmonteur, der ein paar Glühbirnen auswechselte, war der Club leer.
Beim Klang ihrer Schritte drehte Rick sich um, warf einen Blick auf das halbe Dutzend Einkaufstüten in ihrer Hand und fragte: “Was hast du gemacht? Manhattan leer gekauft?”
“Fast. Und erinnere mich daran, nie wieder mit Lizzy shoppen zu gehen. Die Frau hat die Kondition eines Langstreckenläufers. Wenn sie einmal loslegt, kann sie nichts mehr aufhalten. Ich bin total fertig.”
Rick setzte sein Glas ab und kam um die Bar herum. “Lass mich die Tüten in mein Büro bringen. Da können wir dann auch in Ruhe reden.”
Dankbar für die Gelegenheit, ihre müden Füße ein wenig auszuruhen, reichte Zoe ihm die Tüten und folgte ihm den Flur entlang. Sie wartete kaum, bis er die Tür geschlossen hatte, bevor sie fragte: “Hast du was von meinem Vater gehört? Was hat er gesagt?”
Rick stellte die Tüten neben die Tür. “Er war nicht leicht zu überzeugen.”
“Warum? Ich dachte, dass er mich genauso gerne sehen würde wie ich ihn.”
“Das tut er auch. Seine Hauptsorge gilt deiner Sicherheit.”
“Er macht sich doch nicht etwa immer noch Sorgen wegen Frank, oder?”
“Er kennt ihn zu gut, um sich keine Sorgen zu machen. Ich musste ganz schön viel Überzeugungsarbeit leisten, bis er endlich zugestimmt hat.”
“Oh, Rick!” Sie warf sich ihm in die Arme und gab ihm einen Kuss auf die Wange. “Du bist wunderbar. Vielen Dank!”
Rick hielt sie einen Moment lang in den Armen, bevor er sie wieder losließ. “Gern geschehen. Willst du den Plan hören?”
“Ich bin ganz Ohr.” Sie setzte sich und hörte ihm gebannt zu.
“Ein Freund von mir hat ein Sommerhaus in Spring Lake, New Jersey. Du hast ihn mal kennengelernt – Gary Lewis, der Maurer.”
“Ach ja, ich erinnere mich an Gary. Ich kann mich aber nicht an ein Haus in Spring Lake erinnern.”
“Er hat es vor ungefähr fünf Jahren gebaut. Es ist ein echtes Schmuckstück.”
“Schließt er es nicht für den Winter?”
“Viele Bewohner tun das, doch Gary liebt es, das ganze Jahr über hinzufahren.
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