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Abby Cooper 01 - Detectivin mit 7. Sinn

Abby Cooper 01 - Detectivin mit 7. Sinn

Titel: Abby Cooper 01 - Detectivin mit 7. Sinn Kostenlos Bücher Online Lesen
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mich fertig machte, schaltete ich den Fernseher in meinem Schlafzimmer ein, damit es nicht so still war, und es lief gerade die Hauptmeldung der Lokalnachrichten. Eine völlig aufgelöste junge Frau weinte, umringt von Mikrofonen, in die Kamera und flehte, man möge ihr ihren kleinen Jungen unverletzt wiedergeben.
    Die Kamera schwenkte zum Reporter zurück, der erklärte, dass der vierjährige Nathaniel Davies aus der Oakland Mall entführt worden sei, während seine Mutter mit dem Rücken zu ihm vor einem Schaufenster gestanden habe. Sie zeigten die sehr körnige Aufnahme einer Überwachungskamera, die einen schattenhaften großen Mann mit Baseballkappe zeigte, wie er einen kleinen Jungen bei der Hand nahm und mit ihm zum Ausgang lief. Die Polizei hatte den Mann noch nicht identifizieren können, und die Öffentlichkeit wurde gebeten, Angaben zum Verbleib des kleinen Nathaniel zu machen. Dann wurde das Foto eines lächelnden Jungen mit einem Plastikball eingeblendet, und mein Herz setzte einen Schlag lang aus.
    Ich habe neben allen anderen auch das sonderbare Talent, dass ich auf ein Foto blicken kann und sofort weiß, ob die abgelichtete Person tot oder am Leben ist. Ich kann nicht erklären, wieso, aber wenn ich mir Fotos von Leuten ansehe, die noch leben, erscheinen sie mir dreidimensional, wohingegen Leute, die tot sind, flach und künstlich auf mich wirken. Der kleine Nathaniel gehörte leider zu den Letzteren, als er mich aus dem Fernseher anlächelte, und ich betete im Stillen, dass man sich gut um ihn kümmern möge, wo immer er jetzt war.
    Noch einmal schwenkte die Kamera zu Nathaniels weinender Mutter, und mir schallte es Lügner, Lügner! durch den Kopf. Einen Moment lang konzentrierte ich mich auf meine Intuition und sandte die Frage aus: »Die Mutter lügt?«
    Ja. Meine rechte Seite fühlte sich leicht an.
    »Aber was ist mit der Überwachungskamera?«
    Lügner, Lügner ... Und dann wurde es mir klar: Das Video war manipuliert worden, und der Mann in dem Einkaufszentrum wusste, dass er gefilmt wurde und dass Nathaniel längst tot war. Mir kam das Wort Bruder in den Kopf und dann das Bild eines alten, verlassenen Hauses und einer Lilie. Dann noch ein Bild, bei dem ein blaues Stück Stoff aus einem Schutthaufen herausschaute. Nathaniel war nicht nur tot, sondern auch unter Schutt begraben, und entweder wuchsen Lilien in der Nähe oder eine Lilie hatte etwas mit dem Ort zu tun, wo das verlassene Haus stand.
    Ich schaltete den Fernseher ab und ließ den Kopf hängen. Nachrichtensendungen konnte ich nicht leiden, und im Allgemeinen sah ich sie mir gar nicht erst an, weil ich dabei häufig mehr über einen Vorfall erfuhr - viel mehr -, als ich eigentlich wissen wollte. Das war so frustrierend, weil mir vollkommen klar war, dass die Leute Angst hatten, auch ihr Kind könnte auf die gleiche Weise wie Nathaniel entführt werden. Darüber hinaus ärgerte es mich, weil es sicher viele Leute gab, denen Nathaniel am Herzen lag und die noch hofften, er wäre am Leben, und die sich Sorgen machten, weil sie ihn schutzlos und verängstigt glaubten. Am meisten wühlte mich auf, dass seine Mutter eine Kindsmörderin war und wahrscheinlich ungestraft davonkommen würde. Ich kämpfte mit dem Gedanken, zur Polizei zu gehen, aber dann fiel mir die Sache mit Monica Madden ein.
    Monica Madden war eine sehr begabte, aber nicht ausgebildete Hellseherin, die in einer Kleinstadt in Colorado lebte und eines Tages die nahezu entkräftende Vision über eine Frau bekam, die in den umliegenden Bergen vergewaltigt und ermordet worden war. Die Hellseherin ging zur Polizei und wurde ausgelacht. Doch die Vision plagte sie immer wieder, bis sie völlig überreizt mit ihrer Tochter zusammen in die Berge hinauffuhr, um nach der Toten zu suchen. Nach zwei Tagen fanden sie die Leiche einer Frau, die schon mehrere Wochen lang vermisst wurde. Madden und ihre Tochter kletterten von dem Fundort weg und alarmierten per Notruf die Polizei.
    Als diese kam, beargwöhnten sie Maddens Darstellung und nahmen sie zur Befragung mit. Die Ermittler waren überzeugt, sie müsste etwas mit dem Verbrechen zu tun haben, da sie als Einzige den Fundort und Details des Tathergangs kannte. Schließlich wurde sie sogar des Mordes angeklagt und verbrachte mehrere Monate im Gefängnis, wo sie ihre Unschuld beteuerte. Ihre siebzehnjährige Tochter musste derweil allein zurechtkommen, bis der Täter endlich geschnappt wurde.
    Als mir diese Geschichte wieder einfiel, kam

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