Abby Cooper 01 - Detectivin mit 7. Sinn
ich zu demselben Schluss wie schon früher - die Welt war noch nicht bereit für uns Intuitive. Auf keinen Fall wollte ich mich einer Tat verdächtigen lassen, mit der ich gar nichts zu tun hatte. Ich schickte ein Stoßgebet zum Himmel, die Polizei möge Nathaniels Leiche schnell finden und die Mutter zur Verantwortung ziehen. Dann beschloss ich ein bisschen niedergeschlagen, mich endlich ausgehfertig zu machen.
Um sieben Uhr warf ich einen letzten prüfenden Blick in den Spiegel und zwinkerte mir zu. »Oh ja, du hast es voll drauf!« Ich zielte mit der Fingerpistole auf mich. »Peng!«, sagte ich und zwinkerte mir noch mal zu.
In dem Moment klingelte das Telefon, und wenn ich tatsächlich eine Pistole gehabt hätte, hätte ich mir in den Fuß geschossen. Nervös kichernd nahm ich den Anruf an und hörte meine Schwester in der Leitung.
Catherine kann man nur als Naturgewalt beschreiben. Wir sind so verschieden wie Tag und Nacht. Sie ist klein, elegant, blond und mit einem Verstand ausgestattet, der durch Stahl schneidet, hat sich zur Multimillionärin hochgearbeitet, lebt in einem riesigen, komplett möblierten Haus in einem reichen Vorort von Boston, besitzt eine erfolgreiche internationale Firma, ist glücklich verheiratet und zweifache Mutter, hat einen folgsamen Hund, der vierzehn Tricks beherrscht, und ist mit einer Schar von Leuten umgeben, die ständig »Sehr wohl, Ma’am« zu ihr sagen.
Sie ist bis an die Grenze des Fanatismus durchorganisiert, nutzt jede Nanosekunde des Tages und bringt zwischen Aufstehen und Frühstück mehr zustande als die gesamten Streitkräfte der Vereinigten Staaten. Im Vergleich zu meinem schlichten Vanilleeis im Hörnchen ist sie der Doppeldecker-Bananensplit.
Ach, und Catherine benimmt sich immer altersgemäß.
Obwohl wir so verschieden sind, werden wir es komischerweise nie leid, miteinander zu reden. Ich kann mich an keinen Tag in den letzten zehn Jahren erinnern, an dem wir nicht wenigstens einmal miteinander telefoniert haben. Sie ist meine größte Unterstützerin, meine engste Vertraute und mein Fels in der Brandung.
»Also, für welches Oberteil hast du dich entschieden?«
»Für das schwarze Neckholdertop.«
»Wie sieht es aus?«
»Ich finds suuuuper!«, trällerte ich lächelnd in den Hörer.
»Wunderbar. Ich wollte dir nur viel Glück wünschen und dir sagen, dass du vorsichtig sein sollst. Und natürlich rufe ich dich morgen früh an, um mich zu vergewissern, dass du nicht mit ihm geschlafen hast.«
»Cat!« Meine Schwester, die Anstandspolizei.
»Ach, übrigens lese ich gerade in einer Zeitschrift, dass du ihm keine Komplimente zur Kleidung oder seinem Aussehen machen darfst, stattdessen aber zur Auswahl des Restaurants. Wenn er dir also gefällt, solltest du das Restaurant und das Essen überschwänglich loben.«
»Aha, klar, verstehe, Cat. Ich muss jetzt Schluss machen!«
»Dann mach’s gut, und wir telefonieren gleich morgen früh.«
»Mach’s auch gut. Bis morgen.«
Ich legte auf, ließ Eggy noch einmal hinaus, dann verließ ich das Haus, nicht ohne einen prüfenden Blick in die Handtasche zu werfen, ob ich das Wichtigste dabeihatte: Geld, Schlüssel, Ausweis. Ich schloss hinter mir ab, glitt in meinen Mazda und schnallte mich an, ehe ich den Zündschlüssel drehte. Den Wagen hatte ich schon ein paar Jahre und liebte ihn heiß und innig. Umso mehr, als er abbezahlt war.
Ich kam am Restaurant an, parkte und ging ums Haus zum Eingang. Dutch und ich hatten uns auf Viertel nach sieben geeinigt, und ich war pünktlich. Ich betrat die Lobby und wurde vom Tischanweiser begrüßt, einem jungen Mann mit verwuschelten blonden Haaren, Ohrring und eingebildetem Gehabe. Ich sagte, ich sei mit einem Herrn namens Dutch verabredet, wisse aber nicht, ob er schon da sei. Der junge Mann blickte auf seinen Belegungsplan und informierte mich, dass mein Dinnerpartner soeben Platz genommen habe und dass mich gleich jemand an den Tisch führen werde. Darauf drehte er sich zu einer Kollegin um und bat sie, mich zu Tisch neunundzwanzig zu bringen.
Ich musste an mich halten, um nicht loszuprusten, weil meine Crew hier so offensichtlich am Werk war. Neunundzwanzig ist meine Zahl. Ich wurde an einem Neunundzwanzigsten geboren und hatte schon als kleines Kind eine Vorliebe dafür.
Aber nicht nur das, sie ist auch der übliche Wink meiner Geister, dass sie gutheißen, was ich gerade tue oder denke. Nehmen Sie zum Beispiel den Tag, an dem ich beschloss, mich bei der
Weitere Kostenlose Bücher