Abby Cooper 01 - Detectivin mit 7. Sinn
in der er mich gesehen hatte, wie ich auf seinen Hintern stierte!!!
Ich spürte, dass mir das Entsetzen im Gesicht stand, und sah hastig weg. Das war ja dermaßen peinlich. Mehrere Minuten verstrichen.
Ich hob nicht den Kopf, als er sich wieder auf die Sitzbank schob. »Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat. Und? Wie gefällt dir die Ausstattung?«, fragte er in ernstem Ton.
Beschämt schaute ich auf. Er zwinkerte mir lächelnd zu. »Dutch, ich muss mich wirklich entschuldigen. Normalerweise lege ich nicht solch ein teeniehaftes Verhalten an den Tag ...« Lügner, Lügner!
»Heißt das, ich darf dir nicht hinterhersehen, wenn du dir die Nase pudern gehst?« Er zog mich auf, und meine Röte wurde noch einen Ton dunkler. Es war mir egal, ob ich mir vielleicht die Nieren ruinierte - auf keinen Fall würde ich heute Abend zur Toilette gehen.
In dem Moment ging die Kellnerin vorbei, und ich winkte ihr, um noch eine Margarita zu bestellen, denn meine zweite war auf magische Weise verschwunden, während Dutch seinen Anruf erledigte. Dutch schmunzelte und bestellte sich ebenfalls eine. Kurz darauf brachte man uns die Getränke zusammen mit dem Essen.
Dankbar, etwas anderes tun zu können, als die Serviette zu zerknüllen, wollte ich mein Hähnchen zerschneiden, doch unerklärlicherweise hatte ich Schwierigkeiten, mit Messer und Gabel umzugehen. Ich stellte sogar verblüfft fest, dass ich meine Hände kaum noch spürte. In einem Augenblick aufkommender Panik dämmerte mir, dass sich der Alkohol heftiger auswirkte als gedacht. Schließlich gelang es mir, einen Bissen abzusäbeln und zum Mund zu befördern - na gut, er fiel mir ein paarmal von der Gabel, aber irgendwann brachte ich ihn ins Ziel. Ein paar Minuten lang aßen wir schweigend, ich mit dem Blick auf meinen Teller, während Dutch mich schmunzelnd betrachtete. Er fand es offenbar nicht weiter schlimm, und daraufhin beschloss ich, dass es mir jetzt egal war, dass er mich erwischt hatte. Der Anblick war hübsch gewesen, und dies war ein freies Land.
»Du meintest also, dass du in deinem Beruf keine geeigneten Männer kennenlernst, Abigail«, brach er das Schweigen. »In deinem Profil stand, du bist in der Beratungsbranche tätig. Was machst du denn genau?«
Plötzlich wurde ich waghalsig, vielleicht aus Dankbarkeit wegen des Themenwechsels. »Du würdest es nicht glauben.«
»Kommt auf einen Versuch an.«
»Ich bin eine Intuitive.«
»Eine was?« Er machte ein verwirrtes Gesicht.
»Ein Medium.«
»Im Ernst?«
Entweder konnte er seine wahren Gedanken sehr gut verbergen, oder er stand der Vorstellung tatsächlich unvoreingenommen gegenüber, denn wenn ich mir seine drei Gesichter so ansah, wirkte er ehrlich interessiert.
»Jep«, antwortete ich und nickte dem mittleren Dutch zu. »Ich sage den Leuten die Zukunft voraus.«
»Davon lebst du?«, fragte er.
»Jep, und gar nicht mal schlecht.«
»Und wie machst du das? Guckst du in eine Kristallkugel oder dergleichen?«
»Na ja, ich sitze vor jemandem, konzentriere mich auf seine Energie und bitte darum, etwas zu sehen. Es kommt mir in den Kopf, und ich erzähle es.«
Es verblüfft mich immer wieder, wie sich der Normalbürger ein Medium vorstellt. Demnach sind wir alle Kirmesnummern. Budenzauber. Schwindler.
»Nein, ich stelle mich nur ein und lege los.«
Dutch sah mir ins Gesicht und legte das Besteck hin. »Zeig es mir.«
Normalerweise lasse ich mich auf so etwas nicht ein. Ich bin kein Zirkuspferd, und was ich tue, hat seinen Preis. Mich haben schon viele Leute gebeten, ihnen meine Begabung einmal kostenlos vorzuführen. Es ärgert mich, wenn sie glauben, ich müsste ihnen etwas beweisen. Doch heute Abend lag meine Verteidigung anscheinend am Boden, hatte sich mit dem Eis der zweiten Margarita aufgelöst.
»Also gut«, sagte ich, legte das Besteck hin und schloss die Augen. »Sag mir deinen vollen Namen und das Geburtsdatum.«
»Roland Dutch Rivers, achter Mai - brauchst du auch das Jahr?«
Ich machte ein Auge auf. »Roland?«
»Ja«, bestätigte er schief grinsend. »Meine Mutter war so etwas wie ein Freigeist.«
Ich machte das Auge wieder zu und rang das schallende Lachen nieder, das mir in der Kehle saß. Dutch nannte mir sein Geburtsjahr. Ich rechnete schnell, kam auf dreiunddreißig und konzentrierte mich endlich.
Die Sache mit dem Alkohol und warum ich dem nur selten fröne, ist die, dass ich dann immer besonders mutig und ungehemmt reagiere. Schlecht beim ersten Date, aber sehr,
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